Das Ende der Dinosaurier
Sie müssen die Statue der Alma Mater in der 116. Straße gesehen haben. Ich zeigte Ihnen Eisenhowers Büro.«
»Gewiß, aber ...«
»Ja, und dies ist Torgessons Büro! Sehen Sie sich den Staub an.« Er blies auf ein Buch und wirbelte eine Wolke auf. »Der Staub allein zeigt schon, daß alles hier echt ist. Und sehen Sie sich den Titel des Buches an: ›Die Psychodynamik des menschlichen Verhaltens‹, von Professor Doktor Arndt Rolf Torgesson.«
»Zugegeben, Marmie, zugegeben. Es gibt einen Torgesson, und dies ist sein Büro. Aber wie soll ich wissen, ob der echte Torgesson nicht in Ferien ist? Schließlich könnten Sie es fertiggebracht haben, seine Erlaubnis zur vorübergehenden Nutzung seines Büros zu erhalten. Aber wenn Sie kommen und mir sagen wollen, dieser komische Kerl mit seinen Affen und Computern sei der echte Torgesson, dann geht das zu weit! Warum führen Sie mich nicht gleich in ein Marionettentheater? Ha!«
»Bei Ihrer mißtrauischen Natur kann ich nur annehmen, daß Sie eine sehr traurige, elende Kindheit hatten und von allen zurückgewiesen wurden.«
»Mein gesundes Mißtrauen ist bloß das Ergebnis langer Erfahrung mit Schriftstellern, Marmie. Ich habe mir das Restaurant schon ausgesucht, und dieses Abendessen wird Sie ein hübsches Stück Geld kosten.«
Marmie schnaufte ärgerlich. »Es wird mich nicht mal den schäbigsten Pfennig kosten, den Sie mir je bezahlt haben. Still, er kommt zurück.«
Auf Torgessons Schulter saß ein melancholisch dreinschauender Kapuzineraffe. »Das ist der kleine Rollo«, sagte der Professor. »Sage guten Tag, Rollo.«
Der Affe zupfte an seinen Stirnhaaren.
Torgesson lächelte und sagte entschuldigend: »Er ist ein wenig müde, fürchte ich. Nun, ich habe hier ein Stück von seinem Manuskript.«
Er setzte den Affen nieder und ließ es zu, daß das Tier sich an seinem Finger festhielt, während er zwei Blätter Papier aus der Jackentasche zog und Hoskins reichte.
Hoskins las mit halblauter Stimme: »›Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage: Ob's edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden, oder sich waffnend gegen einen Schwarm von Plagen, durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen – nichts weiter! – und zu wissen, daß ein Schlaf ...‹«
Er blickte auf. »Der kleine Rollo hat dies getippt?«
»Nicht genau. Es ist eine Kopie des von ihm Geschriebenen.«
»So, eine Kopie. Nun, der kleine Rollo kennt seinen Shakespeare doch nicht so gut. Es heißt: ›sich waffnend gegen eine See von Plagen.‹«
Torgesson nickte. »Sie haben ganz recht, Mr. Hoskins. Shakespeare schrieb tatsächlich ›See‹. Aber sehen Sie, das ist eine vermischte Metapher. Gegen eine See kämpft man nicht mit Waffen. Mit Waffen kämpft man gegen eine Armee oder einen Schwarm. Rollo entschied sich für ein anderes einsilbiges Wort und tippte ›Schwarm‹. Diese etwas verunglückte Metapher ist einer von Shakespeares seltenen Fehlern.«
Hoskins sagte: »Ich möchte ihn gern schreiben sehen.«
»Selbstverständlich.« Torgesson schob einen kleinen fahrbaren Tisch mit einer Schreibmaschine heran. Ein Kabel hing daran, und er erklärte: »Es ist notwendig, eine elektrische Schreibmaschine zu verwenden, weil die körperliche Anstrengung andernfalls zu groß wäre. Außerdem ist es notwendig, Rollo an seinen Umformer anzuschließen.«
Er tat dies mittels zweier Elektroden, die aus dem Fell auf dem Schädel des kleinen Tieres ragten.
»Rollo«, sagte er, »wurde einer sehr delikaten Gehirnoperation unterzogen, wobei feine Drahtsonden in verschiedenen Regionen seines Gehirns eingeführt wurden und sie mit unserem elektronischen Impulsgeber verbanden. Wir können sein Willenszentrum praktisch ausschalten und sein Gehirn einfach als Computer gebrauchen. Ich fürchte, die Einzelheiten würden hier ...«
»Ich würde ihn gern tippen sehen«, sagte Hoskins.
»Haben Sie an einen bestimmten Text gedacht?«
Hoskins dachte nach. »Kennt er Chestertons ›Lepanto‹?«
»Er kennt nichts auswendig. Sein Schreiben ist reine Kalkulation. Sie brauchen nur ein kleines Stück des Textes laut zu sprechen, damit er die Stimmung des Stückes einschätzen und die Bedeutung der ersten Worte berechnen kann.«
Hoskins nickte, holte Atem und donnerte: »Weiße Fontänen fallen in den Höfen der Sonne, und der Sultan von Byzantium lächelt, da sie dahinstürmen. Ein Lachen wie von springenden Wassern blitzt im gefürchteten Antlitz; es rührt die
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