Das Ende der Dinosaurier
wegen seiner großzügigen, warmherzigen Natur geschätzt wird. Außerordentlich gesellig, beredsam und witzig, ist er ein vollkommener Ausbringer von Trinksprüchen. Diese Neigung zum Humor im persönlichen Umgang kontrastiert mit der Nüchternheit seiner Erzählungen.«
Nüchternheit!
Auf der anderen Seite nahm Groff Conklin die vorliegende Erzählung zwölf Jahre später in seine Anthologie 13 ABOVE THE NIGHT (Dell, 1965) auf und sagte dazu: »Wenn der gute Doktor beschließt, einen Tag freizunehmen und lustig zu sein, dann gibt es in der Tat zu lachen ...«
Nun, obwohl Groff und Sprague beide sehr gute Freunde von mir waren (Groff ist leider nicht mehr am Leben), steht in diesem besonderen Fall wohl außer Frage, daß Groff den besseren Geschmack zeigt.
Bevor ich fortfahre, sollte ich übrigens erklären, was es mit Spragues Bemerkung über meine »großzügige, warmherzige Natur« auf sich hat, die all jene verwundern mag, die mich als ein boshaftes, dreckiges Scheusal kennen.
Spragues Vorurteil zu meinen Gunsten beruht vermutlich auf einem einzigen Zwischenfall.
1942 arbeiteten Sprague und ich im Marinearsenal von Philadelphia. Es war Kriegszeit, und zum Betreten des abgesperrten Geländes brauchten wir Ausweisplaketten. Wer seine Plakette vergaß, mußte sich eine Stunde lang mit der Bürokratie herumschlagen, um einen befristeten Passierschein zu bekommen, büßte einen Stundenlohn ein und erhielt eine Eintragung des Vergehens in die Personalakte.
Als wir am bewußten Tag zum Tor gingen, nahm sein Gesicht einen grünlichen Pastellton an, und er sagte: »Ich habe meine Plakette vergessen!« Er hoffte zu der Zeit auf die Ernennung zum Leutnant der Kriegsmarine und befürchtete, daß selbst ein kleiner Fleck auf seiner Weste nachteilige Auswirkungen haben könnte.
Nun, ich hatte keine solchen Ambitionen und war von der Schule her so daran gewöhnt, ins Büro des Direktors gerufen zu werden, daß mich ein Anpfiff vom Feldwebel nicht schrecken konnte.
Also gab ich ihm meine Plakette und sagte: »Steck dir das an die Jacke und geh 'rein, Sprague. So genau werden sie nicht hingucken.« Er ging durch das Tor, und sie ließen ihn passieren. Ich meldete, daß ich meine Plakette vergessen hätte und holte mir meinen Anpfiff.
Sprague hat das nie vergessen. Bis zum heutigen Tag geht er herum und erzählt den Leuten, was für ein großartiger Kerl ich sei, ungeachtet der Tatsache, daß alle ihn ungläubig anstarren. Diese eine impulsive Tat hatte eine lebenslange Propaganda zu meinen Gunsten zur Folge. Laß dein Boot übers Wasser fahren, wie es bei Salomo 11,1 so schön heißt ...
Aber wir wollen weitergehen.
Der Affe und die Schreibmaschine
»Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja«, sagte Marmie Tallin in sechzehn verschiedenen Tonlagen und Modulationen, während der Adamsapfel in seinem langen Hals krampfhaft auf und nieder hüpfte. Er war ein Schriftsteller.
»Nein«, sagte Lemuel Hoskins und betrachtete ihn mit steinerner Miene durch die stahlgerahmten Brillengläser. Er war ein Herausgeber.
»Dann wollen Sie also keinen wissenschaftlichen Test akzeptieren. Sie wollen nicht auf mich hören. Ich bin überstimmt, wie?« Marmie machte Anstalten, sich zu erheben, ließ sich wieder zurücksinken, wiederholte den Prozeß und schnaufte resigniert. Sein dunkles Haar stand in Büscheln aufrecht, wo er mit den Fingern hineingefahren war.
»Eins zu sechzehn«, sagte Hoskins.
»Warum müssen Sie immer recht haben?« sagte Marmie. »Warum muß ich immer schiefliegen?«
»Sie sollten doch wissen, Marmie, nach welchen Gesichtspunkten unsere Arbeit beurteilt wird, Ihre und meine. Wenn die Auflage unserer Zeitschrift sinkt, bin ich ein Versager und fliege auf die Straße. Glauben Sie, der Verleger würde sich mit mir zusammensetzen und lange diskutieren? Er würde sich bloß die Umsatzzahlen ansehen. Aber die Auflage geht nicht herunter, sie steigt, und das macht mich zu einem guten Herausgeber. Und genauso verhält es sich mit Ihnen, mein Freund: Wenn die Herausgeber Ihre Geschichten annehmen, sind Sie ein Talent. Wenn sie Ihre Geschichten ablehnen, sind Sie eine Null, ein Nichts. Im Augenblick sind Sie ein Nichts.«
»Es gibt andere Verleger und Herausgeber, wissen Sie. Sie sind nicht der einzige!« Marmie hob die Hände mit gespreizten Fingern. »Können Sie zählen? Genausoviele Zeitschriften würden mit Vergnügen und unbesehen eine Tallin-Geschichte
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