Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
hatten sie seine Familie besucht, und sie hatte den ganzen Tag Essen für Nachbarn zubereitet, die sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte, während die Männer ein Fußballspiel anschauten. »Es ging mir wirklich an die Nieren«, erzählte sie mir. »Nach jedem Feiertag kam ich mit einer Mordswut nach Hause.«
Dann begann sie langsam, kleine Forderungen zu stellen, wobei sie jedes Jahr eine neue hinzufügte. »Ach Liebling, kannst du mir den Eimer reichen?« »Ach Liebling, ich brauche mehr Mehl.« »Jungs, könnt ihr die Walnüsse knacken?« »Reichst du mir bitte den Kaffee?« Klöße aus Reismehl sind das übliche Essen an koreanischen Feiertagen, und ihre Zubereitung ist gewöhnlich Aufgabe der Frau. Am Ende gelang es der Ministerialbeamtin, ihren Mann dazu zu bringen, dass er ihr sogar bei dieser komplizierten und langwierigen Arbeit half, was wesentlich besser war, als ihn nur »mit meinen Blicken zu töten«. Kurz vor den Feiertagen erinnert sie ihn daran, dass »eine zufriedene Ehefrau einen zufriedenen Ehemann bedeutet«, und nach zwei Jahrzehnten Ehe hat er gelernt, diesen Wink zu verstehen. »Inzwischen krempelt er die Ärmel hoch, sobald wir das Haus meiner Schwiegermutter betreten.« Sie hat außerdem Maßnahmen ergriffen, damit sich die künftige Frau ihres Sohnes diesen 20-jährigen Umerziehungsprozess einmal sparen kann: Der Sohn muss sein Geschirr nach dem Frühstück selbst wegräumen und seine Wäsche selbst waschen.
Yeeun Kim, die junge Debattiermeisterin, hat vielleicht kein Glück mit Männern, aber sie erzielte einen Durchbruch mit ihrem Debattierpartner. Ein Jahr lang war sie in einem Team mit zwei Männern, und insbesondere einer von den beiden beteiligte sie nie an der strategischen Planung. »Er war ein sehr traditionell orientierter koreanischer Junge, und immer, wenn wir uns zusammen vorbereiteten, versuchte er zu bestimmen, was wir tun würden.« Er sagte, sie sei »zu stark«, und verglich sie mit anderen jungen Frauen, die er kannte. Yeeun hatte dieses Verhalten so satt, dass sie schließlich bei einem Turnier vor Wut in Tränen ausbrach und sagte, sie werde nicht mehr mit ihm im Team debattieren.
Dann jedoch beschloss sie, ihn zu erziehen. Sie versuchte, genau den richtigen Ton zwischen unterwürfig und konfrontativ zu treffen. Sie stritt mit ihm, aber ohne zu aggressiv zu sein. Schließlich konnte sie ihn überzeugen, und sie arbeiteten wie echte Partner zusammen. Heute ist diese Zusammenarbeit, wie sie sagt, ihr bestes Modell für eine gute Beziehung und der Grund, dass sie immer noch Hoffnung hat, doch noch einen geeigneten Ehemann zu finden.
Es ist verständlich, dass sich die südkoreanischen Männer im Schockzustand befinden. Die südkoreanischen Frauen haben sich in nur einer Generation von Hausfrauen zu manischen Superfrauen entwickelt. Aber der Schock verlangt nach einem ebenso starken Gegenschock. Ein kürzlich erschienener Bestseller, dessen Titel ein südkoreanischer Akademiker frei mit Dinge eines Mannes übersetzte, rät den südkoreanischen Männern, ihre Gewohnheiten zu ändern, weil ihre Form des Patriarchats einem sterbenden Zeitalter angehört. Die vielleicht monumentalste Veränderung, die ich während meines Aufenthalts in Südkorea erlebte, besteht darin, dass Park-Geun-hye, der aussichtsreichste südkoreanische Präsidentschaftskandidat, eine Frau ist. Zugegeben, sie entstammt einer politischen Dynastie, aber ihre Kandidatur ist trotzdem eine überraschende Entwicklung für ein Land, das eigentlich nicht an weibliche Führungspersönlichkeiten glaubt. Mit etwas Glück könnte Südkorea den Weg einiger anderer ehemals patriarchalischer, ja militaristischer Kulturen gehen und den Wert erkennen, den Frauen an der Macht als eine Art mütterliches Rettungsteam haben können. Frauen wie Ellen Johnson Sirleaf, die Präsidentin von Liberia, zum Beispiel. Sie porträtierte das Land in ihrem Wahlkampf von 2005 als ein krankes Kind, das ihre Pflege brauchte. Oder wie in Ruanda, das nach dem Völkermord beschloss, sich selbst zu heilen, indem es das erste Land wurde, wo die Frauen im Parlament die Mehrheit haben.
Trotz der schlechten Erfahrung mit ihrem Ex, oder vielleicht auch gerade deswegen, tut Stephanie Kim ihr Möglichstes, damit die nächste Generation von Männern einen klaren Bruch mit der Tradition vollzieht. Sie hat ihrem Sohn beigebracht, leise zu sprechen, sie kauft ihm rosa Stofftiere, und sie meldet ihn für Koch- und Ballettkurse an statt für Taekwondo
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