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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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Kindergarten und strahlte immer gute Laune und die Energie eines glücklichen Menschen aus. Ganz offensichtlich reduzierten sich nicht nur die Männer auf eine begrenzte Anzahl von Rollen, sondern wurden auch von den Frauen so gesehen. Er hatte Recht. Warum sollte ich nach all meinen Recherchen bei so etwas zusammenzucken? Ich sollte auch nicht verblüfft sein, sondern mich einfach nur darüber freuen.
    Ganz allmählich wandelt sich unsere Einstellung. Ein eindeutiges Zeichen dafür ist die Popkultur, die diese Signale aufnimmt. In der Sitcom Up All Night spielt Will Arnett einen Hausmann, der zwar ein bisschen trottelig ist, zu viel Zeit mit Videospielen verbringt und im Supermarkt hilflos umherirrt, aber trotzdem ein liebevoller und kompetenter Vater ist. Man lacht über ihn, dennoch ist er ein begehrenswerter Mann und hervorragender Partner. In dem Film Was passiert, wenn’s passiert ist geht es um eine »Männergruppe«, deren Mitglieder sich zwar gegenseitig gestehen, dass ihre Kinder Zigaretten essen oder in der Toilette spielen, aber trotzdem sind sie aufopfernd für sie da; eine Gruppe Väter mit ihren kleinen Kindern im Park. Einer von ihnen gesteht einem noch unwilligen werdenden Vater: »Wir lieben es, Papas zu sein. Als ich jung war, dachte ich immer, ich sei glücklich. Aber erst jetzt weiß ich, dass ich glücklich bin.« Zu mehr reicht es in der Popkultur offenbar noch nicht, allerdings gibt es ein paar Vorreiter, die die Dinge voranbringen. Vor kurzem war in einer Windelwerbung eine Gruppe Männer zu sehen, die so fixiert auf ein Footballspiel im Fernsehen sind, dass sie vergessen, dem Baby die Windeln zu wechseln. Chris Routly, Hausmann und Vater von zwei Jungen, rief daraufhin eine Online-Kampagne ins Leben, in der er sich beschwerte, die Werbung fordere dazu auf, sich über Väter lustig zu machen. Er schaffte es tatsächlich, dass der Windelhersteller den Spot wieder absetzte.
    Die gesellschaftlichen Veränderungen zeigen sich auch bereits bei jüngeren Männern, die noch gar keine Kinder haben. Die Anthropologin Helen Fisher befasst sich mit der Wissenschaft der Liebe, wie sie es nennt – mit Fragen wie: Wie lernen sich Menschen kennen? Welche Formen der Anziehung gibt es? Was ersehnen sie sich von einer Partnerschaft? Vor kurzem ist ihr eine merkwürdige Veränderung bei Partnerbörsen im Internet aufgefallen. Mehr Männer als Frauen wollen Kinder. In ihrer aktuellen Studie mit über 5000 Singles wollten 51 Prozent der alleinstehenden Männer im Alter von 21 bis 34 Jahren Kinder, verglichen mit 46 Prozent der alleinstehenden Frauen in derselben Altersgruppe. In höheren Altersgruppen (35 bis 44 Jahre) wollten 27 Prozent der alleinstehenden Männer Kinder, aber nur 16 Prozent der Frauen. Fisher kam zu dem Schluss, dass Frauen vielleicht »durch die Arbeit an Selbstbewusstsein gewinnen, ein größeres Selbstwertgefühl, höheres Einkommen und mehr Erfahrung erlangen«, während Männer bedürftiger und »gluckenhafter« werden und damit mehr dem alten weiblichen Stereotyp entsprechen würden. Aber warum ist das »gluckenhaft«? Vielleicht passen sich die Männer vernünftigerweise einer neuen wirtschaftlichen Realität an. Vielleicht geben sie einfach nur einer Sehnsucht nach, die sie schon immer empfunden haben, aber bislang nicht ausdrücken durften oder wollten.
    Es gibt die Theorie, dass Männlichkeit ein rein gesellschaftliches Konstrukt ist, eine Art Kriegermaske oder Rüstung, die Männer über Generationen trugen, weil sie fürchteten, dass ihre weiche Seite zum Vorschein kommen würde, wenn sie auf diese Art Panzerung verzichteten. »Männlichkeit« hat im Lauf der Jahrhunderte und in verschiedenen Kulturen viele Formen angenommen, doch eine Konstante – die man schon im Gilgamesch-Epos findet – ist laut Leo Braudy die, »sich in Nostalgie über die verlorene Männlichkeit zu ergehen«, wie er in seinem Buch From Chivalry to Terrorism: War and the Changing Nature of Masculinity schreibt. Vielleicht erreichen wir gerade den Moment, in dem Männer aufhören, zurückzublicken und sich zu grämen, dass es keine »echten Kerle« mehr gibt. Vielleicht lassen sie nun eine etwas weichere Seite bei sich zu.
    2010 redigierte ich für Slate den Artikel eines amerikanischen Vaters, der in Schweden lebte und über seine ausgedehnte Elternzeit berichtete. In den vorangegangenen Jahren hatte die schwedische Regierung zahlreiche Anreize geschaffen, die Väter förmlich zwangen, die mögliche

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