Das Ende der Nacht: Horror-Roman
hin. Es klang nach Was geht mich der scheiß Junge an?
"Dann können wir also beginnen", sagte Gabriel. Das Buch hatte er nun vor sich auf seinen Beinen. "Der Dasunia wird für einen Moment vor unser aller Augen seine wahre Gestalt annehmen. Nicht aus der Fassung bringen lassen."
"Verstanden", gab Michelle zurück.
"Gut. Ich werde jetzt die Formel lesen." Seine Stimme wurde leiser. "Lasst die Worte ruhig und gelassen auf euch wirken. Bereit?"
"Ja", antworteten die restlichen Anwesenden wie aus einem Mund.
Gabriel nickte und rezitierte die ersten Sätze aus dem Buch. Worte, die Michelle noch nie vernommen hatte, wie Geräusche, berauschend und brennend. Ein wohliger Schauer legte sich über ihren Körper und es war ihr fast peinlich, als sie bemerkte, dass sie davon sexuell erregt wurde. Während Gabriel sprach, wurde sie so feucht zwischen den Beinen, dass ihre Unterhose nass wurde. Es waren nur Worte und doch waren sie so viel mehr, sie hatten Gestalt und Hände.
Gabriel sprach nun lauter und es wurde dringender, es war, als ob seine Hand direkt zwischen ihren Beinen war und sie streichelte. Und gleichzeitig durchströmte sie ein Gefühl der absoluten Gleichgültigkeit, als ob alles nicht mehr zählte. Seltsam ausgeglichen und unberührt. Sie unterdrückte ein Seufzen. Ein leises Pochen zog über ihre Schläfen. Ihre Haut straffte sich, ihre Gedanken wurden zu zerflossenen Worten in einem Universum ohne Raum und Zeit. Sexuelle Lust, Glück, ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit anderen und allem. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit übermannte sie, dann hob sie ihre Arme und als sie kurz ihre Augen öffnete, sah sie, dass alle es ihr gleich taten. Was hier unten im Keller geschah, war zugleich erregend und verwirrend.
Die letzte Zeile der Formel war erreicht, dann erstarb Gabriels Stimme und jeder von ihnen fiel in seinen eigenen Singsang. Bis Thomas zu schreien begann. Ein hoher, greller Ton erfüllte den kleinen Raum.
Ich sehe ihn, dachte Michelle, ohne sich von dem Schrei irritieren zu lassen. Obwohl meine Augen geschlossen sind, kann ich ihn sehen. Er schwebte über Kevin, der Dasunia. Sie konnte die Erscheinung des Dämons aber nicht in Worte fassen. So etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Formen ohne Gliedmaßen, umhüllt von einem schwarzen Schein.
"Ich drehe durch", schrie Thomas. Alle öffneten die Augen. Er hielt sich den Kopf, presste seine Hände gegen die Schläfen, als wollte er sich zerdrücken. "Aufhören! Ich kann nicht mehr!"
Michelle sah nun die Gestalt über Kevin schweben. Sie sah genau so aus wie mit geschlossenen Augen, als würde ihre Präsenz die Lider durchbrechen. Ein Lichtstrahl, ständig seine Farbe verändernd, trat aus ihr und traf Thomas in die Stirn. Er schrie noch lauter auf, dann verfärbte sich seine Hautfarbe. Dunkler, wieder heller, bis sie schließlich kreideweiß blieb. Seine Augen wurden ausdruckslos. Er fiel nach hinten und zuckte unkontrolliert mit Armen und Beinen, bis er schließlich regungslos liegen blieb und an die Decke starrte. Der Dasunia war verschwunden.
"Was ist mit ihm?", fragte Michelle, aber es war ihr eigentlich egal. Sie war noch immer feucht und das warme Gefühl der Worte war noch nicht gewichen. Es umhüllte sie wie eine Schutzmauer. Nichts konnte ihr geschehen, nichts brachte sie durcheinander.
"Das, wovor ich gewarnt habe", antwortete Gabriel, "Ich wusste es."
"Ich auch", sagte Kathleen. "Dieser Arsch hatte wirklich keine Ahnung."
"Wo ist er hin?"
"Der Dasunia ist in seine Dimension zurückgekehrt."
"Und Kevin kann nichts mehr passieren?"
"Eigentlich nicht. Wir haben aber keinen fünften Mann mehr. Das erschwert uns das Tore-Schließen ungemein."
"Was ist mit diesem Frederic?"
"Wenn er es schafft", sagte Laura.
"Natürlich wird er es schaffen", zischte Kathleen, "Er kennt den Weg."
"Sicher. Aus den Büchern."
„Halt die Fresse.“
Gabriel war aufgestanden und beugte sich über Thomas, fühlte seinen Puls.
"Auf dem Minimum", war sein Kommentar, "Wir lassen ihn hier. Er ist sowieso verloren. Ein geistloser Zombie."
Gabriel lud Kevin auf seine Schulter und bat die drei Mädchen, ihm nach oben zu folgen. Dann verließ er den Raum und stieg die Treppe hinauf. Die drei folgten ihm und gingen zurück ins Wohnzimmer. Michelle setzte sich vor den Fernseher.
"Will noch jemand einen Drink? Ich gehe nach drüben", fragte Laura.
"Ein volles Glas Whiskey, bitte", antwortete Michelle.
"Und mir kannst du ein Glas mit Amaretto
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