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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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sagte er und nickte in Richtung des Zaren, der nur kurz grunzte.
    »Was macht der hier?«, fragte ich Burger leise.
    Er sah mich belustigt an. »Die Welt retten.«
    Burger beugte sich zu uns runter: »Außerdem habe ich ihm versprochen, dass er Kanzler wird.«
    Leela und ich sahen ihn entgeistert an, bis Burger kicherte.
    »Lustig«, sagte ich. »Wirklich lustig.«
    »Macht euch über den Zaren keine Gedanken«, sagte Burger. »Er ist ein Söldner, und die kämpfen bekanntlich für Geld. Die Bruderschaft erhält eine gewisse Summe und verpflichtet sich damit zur Neutralität. Ihr seht, nicht nur der Krieg, auch der Frieden kostet Geld. Und außerdem ist er ein alter Bekannter von mir und schuldet mir noch einen Gefallen.« Burger hob abwehrend die Hände. »Fragt mich nicht, wie dieser Gefallen zustande kam, es würde uns allen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Nur so viel: Eine Dame, deren Ruf nicht unzweifelhafter sein könnte, spielt darin eine nicht zu unterschätzende Rolle.« Er klatschte in die Hände. »Und jetzt brechen wir auf.«
    Männer des Zaren schleppten Donard herbei, der Hand- und Fußfesseln trug. Sie warfen ihn auf den Lastwagen, wobei er lautstark »Aua!« rief.
    Inmitten einer stinkenden Rußwolke setzte sich der Wagen rumpelnd in Bewegung. Insgesamt waren wir zu neunt. Der Plan bestand darin, sich bis Berlin durchzuschlagen, durch die U-Bahn in die Stadt zu schleichen und dann Amandus zu befreien. Wie wir das mit den paar Männern machen sollten, war mir nicht klar. Burgers Leute sollten sich gleichzeitig mit uns in Bewegung setzen, auf Berlin marschieren und durch das U-Bahn-Netz in die Stadt dringen. Allerdings würden sie erst nach uns aufbrechen, da eine tausendköpfige Gruppe noch nicht eingetroffen war. Wir mussten also eine Weile in Berlin überleben, bis die Verstärkung eintraf.
    Burger hatte sich die Uniform eines Majors angezogen und sich einen Bart angeklebt. Wir alle trugen reguläre Uniformen, um die Posten zu täuschen. Selbst der Zar. Doch hatte er darauf bestanden, über seiner Hose einen Rock anzuziehen, wodurch er nicht wie ein Soldat aussah, sondern wie ein Irrer, der sich als Soldat verkleidet hatte. »Ihr wollt Mutti wohl völlig nackt auf die Straße jagen«, jammerte er, als wir versuchten, ihn zu überreden, wenigstens den roten Nagellack wegzulassen. Umsonst. Auch die blonde Lockenperücke ließ er sich nicht ausreden. Burger hatte nur geseufzt bei seinem Anblick.
    Auch Leela hatten wir in eine Uniform gesteckt und ihr zusätzlich das Haar geschnitten, worüber sie unglücklich war, denn es war gerade nachgewachsen. Ihr Gesicht hatten wir mit Ruß geschwärzt.
    Donard schrie. »Ihr Tiere! Sie werden euch vierteilen und eure Kadaver den Schweinen vorwerfen. Es lebe Cato! Ihr werdet …« Wir brachten ihn mit einem Knebel zum Schweigen.
    Anfangs nahmen wir die Autobahn, doch je näher wir Berlin kamen, desto zahlreicher wurden die Kontrollposten. Um möglichst wenig Risiko einzugehen, fuhren wir den Rest der Strecke über die Landstraßen. Am Straßenstand kauften wir den ärmlich gekleideten Frauen getrocknetes Moos oder gebratene Maulwürfe ab. Eine Händlerin bot uns das abgeschnittene Ohr eines Babys an. »Getrocknet und pulverisiert heilt es jede Wunde«, beschwor sie uns. Wir fragten sie ein bisschen aus, wie es denn jetzt in Berlin aussehen würde, wir kämen geradewegs von der Front und wären lange nicht in der Hauptstadt gewesen. Doch sie kannte nur die üblichen Gerüchte.
    Hin und wieder trafen wir auf schwerbewaffnete Armeeposten. Anscheinend befürchtete Cato einen Angriff der Rebellen. Wir wurden jedoch durchgewinkt.
    Wahrscheinlich dachten sie, wir wären ihre Verstärkung für die Hauptstadt. Eines Nachmittags kam uns ein Armeejeep entgegengerast. Als er an uns vorbei war, bremste er mit quietschenden Reifen, wendete, preschte hinter uns her und zwang uns zum Anhalten. Der Zar versteckte sich mit Donard unter einer Plane. Wir anderen zogen unsere Pistolen und verbargen sie hinter unseren Rücken. Ein Offizier stieg aus dem Jeep und rief: »Es lebe Cato! Habt ihr etwas Benzin für uns, Kameraden? Die Versorgungslage ist, gelinde gesagt, nicht zufriedenstellend zurzeit.« Es stellte sich heraus, dass er direkt aus Berlin kam.
    »Wie sieht es denn dort aus? Wie geht es unserem geliebten General Cato?«, fragte Burger.
    Der Offizier straffte sich. »Der General ist wohlauf, aber das Volk versteht seine Reformen nicht. Die Unruhen nehmen zu. Der Respekt

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