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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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knapp.
    »Aber warum dieses Schauspiel mit der Armee?«, wollte ich wissen.
    »Warum?«, fragte Burger, als hätte ich ihm eine besonders dumme Frage gestellt. »Um den Sold für dich zu kassieren natürlich. Was glaubst du, wovon wir uns finanzieren? Wir führen der Armee Rekruten zu, streichen das Geld ein, befreien die Jungs wieder, nicht immer, aber manchmal, und dann versuchen wir sie für uns zu gewinnen.« Er beugte sich in meine Richtung.
    »Glaub ja nicht, dass du das Zuckerstück in diesem Ameisenhaufen bist. Du bist nur einer von Catos zahlreichen Feinden. Er ist nicht wirklich daran interessiert, dich zu fassen. Als Bedrohung bist du ihm viel nützlicher. Genau wie ich. Er braucht uns, um das Volk zu kontrollieren. Solange sie Angst vor uns haben, so lange hat Cato Macht über die Menschen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich alles verstanden hatte.
    »Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich ausruhen kannst, aber ich werde bald wiederkommen, und dann werden wir unser Gespräch fortsetzen.«
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, zweifelte ich an meinem Verstand. Irgendwann sank ich in einen leichten Schlaf, aus dem ich ständig hochschreckte, um irgendwann festzustellen, dass jemand auf einem Hocker neben mir saß. Mein Herz machte einen unkontrollierten Hüpfer. Es war Leela!
    »Du hast geschnarcht«, sagte sie.
    »Habe ich nicht«, widersprach ich, und wir fielen uns in die Arme. »Burger traut mir nicht. Traust du mir?«, fragte ich Leela.
    »Ja!«, sagte sie, ohne zu zögern. »Ich traue dir. Und Burger wird dir auch trauen. Er braucht uns beide. Er will nach Berlin und meinen Vater befreien. Burger denkt, dass das Volk sich erhebt, wenn es die Wahrheit erfährt. Und du und ich sollen Catos Lügen bezeugen. Die Menschen haben die Nase voll von seinen Versprechungen und seinen Kriegsplänen. Es wird für ihn immer schwieriger, die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen.« Mir schwirrte der Kopf, während Leela begeistert erzählte, dass es immer mehr Sabotage, mehr Widerstand gebe. Selbst in der Armee gärte es. An der Westfront gebe es zu viele Verluste. Die Menschen wünschten sich Frieden, bevor der Feind unser Land überrollte. Man sprach sogar davon, dass ein paar Offiziere heimlich Friedensverhandlungen führten.
    »Wie will Burger denn nach Berlin kommen?«, wollte ich wissen. »Will er mit seinen paar verhungerten Leuten die Stadtmauer stürmen?«
    »Ich habe ihm vom U-Bahn-Netz erzählt. Meine Freunde könnten uns reinschleusen.«
    Ich schüttelte mich wie ein Hund nach einem Regenguss und war mir nicht sicher, ob ich nicht doch träumte. Aber Leela saß mir gegenüber, ich konnte sie berühren, sie war real.
    »Hol mich hier raus«, bat ich sie.
    »Ich werde mit Burger reden, aber ich kann nichts versprechen.«
    Leela umarmte mich, dann verschwand sie, und ich blieb mit meinen Gedanken zurück. Ich versuchte an nichts zu denken, den Kopf frei zu machen. Manchmal erschien einem die Lösung eines Problems, wenn man nicht darüber nachdachte. An der Wand gegenüber krabbelten Hundertfüßer und vollführten dort eine Art Tanz.
    Ich sah ihnen eine Weile zu, wie sie übereinanderkrabbelten und sich mit ihren kleinen Beinen ineinander verhakten. Plötzlich war da diese Idee in meinem Kopf: Was wäre, wenn ich Burger töten würde? Der Gedanke erschreckte mich, und ich lenkte mich ab.
    Doch die Idee ließ mich nicht los, und ich dachte an früher, als ich davon geträumt hatte, Burger zu fangen. Jetzt war ich ihm so nah wie nie zuvor.
    Das kannst du nicht machen, widersprach ich mir selbst. Du würdest dich selbst verraten und damit auch Leela. Das würde sie dir nie verzeihen. Die andere Stimme unterbrach mich: Du kannst dein altes Leben zurückhaben. Cato wird dich wieder aufnehmen. Scheiß auf Leela. Sie ist eine Senatorentochter, sie ist nicht für dich bestimmt. Du bist ein Schwarzer Jäger, es ist deine Aufgabe, die Welt von Terroristen zu säubern. Als Soldat musst du Opfer bringen.
    Mein Herz raste.
    Tu das nicht, schrie etwas in mir.
    Warum nicht, fragte die andere Stimme zurück. Der Armee hast du alles zu verdanken. Wenn das Volk sich von Cato unterdrücken lässt, dann ist es selbst schuld. Es ist schwach und braucht eine starke Hand. Eine Welt ohne Gehorsam führt ins Chaos. Außerdem ist bald dein fünfzehnter Geburtstag. An diesem Tag musst du einen Menschen töten, um ein Mann zu werden. Und Burger ist die perfekte Beute.
    Das kannst du nicht, sagte ich mir. Du kannst

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