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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Verbannung war nicht so gut verlaufen wie geplant. Die Aufnahmen zeigten, wie Wärter hinter den Liegen in Deckung gegangen waren und ihre Metallschleudern abfeuerten. Blau gekleidete Krieger der Religiösen hatten den Rest der Szenerie überrannt. Auch sie trugen Waffen, und immer wenn sie sich zu einem Käfig vorgekämpft hatten, befreiten sie einen Gefangenen unter großem Jubel. Die Wärter, die sie erwischten, ereilte kein angenehmes Schicksal.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte Indrani. »Ich kann dem Wagen keine Anweisungen geben, solange wir uns nicht auf ein Ziel geeinigt haben.« Sie blickte die Fremden an, den Mann und die Frau, die es erst vor wenigen Augenblicken in die Kabine geschafft hatten.
    »Zum Sektor Freiheit«, sagte die Frau.
    »Irgendwohin«, sagte der Mann. »Wo es nicht so überfüllt ist.«
    »Also gut«, sagte Indrani. »Wir werden euch beide im Sektor Freiheit absetzen. Dann übernehmen wir den Wagen.«
    Sie rasten in den Tunnel und ließen die Gewalt hinter sich. Die Erwachsenen im Wagen sahen sich nicht an, aber alle interessierten sich für das Baby. »Wie hast du das mit der Haut gemacht?«, fragte die Frau. Sie war recht jung und schien verzweifelt zum Sektor Freiheit gelangen zu wollen. Sie war sogar bereit gewesen, gegen den größeren Mann zu kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen. »Eine ganz erstaunliche Farbe. Fast wie … bitte versteh mich nicht falsch, aber die Haut ist fast wie die der Wilden da unten, weißt du?«
    Indrani lachte, um zu zeigen, dass sie sich nicht beleidigt fühlte.
    »Ich habe keine Kinder«, sagte das Mädchen. »Und jetzt werde ich wohl auch nie welche bekommen.« Es war das erste Mal, dass Stolperzunge hörte, wie jemand im Dach – abgesehen von Indrani – daran zweifelte, dass die Krise irgendwann zu Ende gehen würde. Er konnte sich nicht dazu überwinden, sie zu korrigieren. Niemand konnte es.
    Im Sektor Freiheit herrschte nächtliche Dunkelheit.
    »Es ist viel zu früh!«, sagte der Mann, und die Frau nickte. »Eigentlich dürfte es hier noch nicht dunkel sein.«
    Menschen drängten sich auf dem Bahnsteig. Die meisten schliefen. Die Körper drängten sich bis an die Kante, an der der Wagen schwebte. Einige blickten zu ihnen auf und legten sich dann wieder hin. Niemand versuchte hereinzugelangen.
    »Willst du immer noch hier aussteigen?«, fragte Indrani die Frau.
    »Ich muss, weißt du?« Ohne ein Abschiedwort, aber mit einem letzten Blick auf Flammenhaar sprang sie auf eine kleine freie Stelle zwischen den gespreizten Beinen eines Schlafenden.
    »Was ist mit dir?«, wollte Indrani von dem Mann wissen.
    »Ich dachte, hier wäre es vielleicht nicht so voll. Wenigstens genug Platz zum Laufen. Ich meine, noch vor wenigen Monaten …« Er schüttelte den Kopf. »Die Bevölkerung kann nicht in so kurzer Zeit so stark zugenommen haben, oder?«
    Indrani sagte nichts, und der Mann zögerte noch mindestens hundert Herzschläge. Inzwischen war die Frau ein paar Dutzend Schritte weitergehüpft, über den Bahnsteig auf den sich anschließenden Korridor zu.
    »Sorg dafür, dass sie sicher ihr Ziel erreicht«, sagte Stolperzunge zu dem Mann.
    »Also gut«, gab er sich mit einem Seufzer geschlagen. Dann schlossen sich die Türen hinter ihm.
    »Wohin fahren wir jetzt?«, fragte Stolperzunge.
    »Wir haben einen weiten Weg vor uns«, sagte Indrani. »Wir sollten uns ein Beispiel an Flammenhaar nehmen und so lange schlafen, wie wir können.«
    Doch der Jäger war noch nicht bereit, die Augen zu schließen. »Was ist mit dem Anführer der Männer mit den Stöcken?«, fragte er. »Er hat einen Anruf von den Wärtern erhalten, bevor er uns aufzuhalten versuchte. Warum sind sie immer noch hinter uns her, obwohl wir mit Dharam eine Vereinbarung getroffen haben?«
    »Ganz einfach«, sagte sie. »Wir können ihnen nicht vertrauen. An Bord des Kriegsschiffs ist der Platz knapp, und wenn sie von mir bekommen können, was sie haben wollen, ohne uns drei aufnehmen zu müssen …« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir brauchen eine gute Verhandlungsbasis, wenn wir dort eingetroffen sind, Liebster. Wir müssen die Bedingungen diktieren.«
    Er nickte, war aber noch nicht bereit, ihr zu sagen, dass er selbst keinen Platz im Kriegsschiff übernehmen wollte.
    Sie sausten durch die Tunnel. Indrani orderte Betten für sie alle und verdunkelte die Fenster. »Wie geht es deinem Knöchel?«, fragte sie unvermittelt.
    »Meinem Knöchel? Oh, du hattest recht. Er ist wirklich sehr

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