Das Ende meiner Sucht
1 ist es wichtig, zumindest einige der ernsten Manifestationen schwerer Spastik zu lindern wie Flexorspasmen der unteren Extremitäten. Obwohl hoch dosiertes Baclofen nie prospektiv untersucht wurde, lassen unsere Daten vermuten, dass MS-Patienten relativ hohe Dosen gut vertragen.
Es gibt einige Literatur zur langfristigen Behandlung von Spastik mit hoch dosiertem Baclofen. Jones und Lance 7 schildern ihre Erfahrungen mit 113 Patienten mit Spastik, die bis zu 6 Jahre mit Baclofen behandelt wurden. Die Baclofen-Dosierung reichte von 30 bis 200 mg täglich mit einem Mittelwert zwischen 60 und 110 mg je nach Ursache der Spastik. Nur vier Patienten brachen die Behandlung wegen unerträglicher Nebenwirkungen ab, bei weiteren 20 % war eine Verringerung der Dosis erforderlich. Pedersen et al. 8 behandelten Patienten mit bis zu 100 mg Baclofen täglich über mehr als 3 Jahre. Nebenwirkungen traten vorübergehend auf, aber häufiger bei höheren Dosierungen. Pinto et al. 9 schilderten Fälle von Patienten, die bis zu 225 mg täglich über bis zu 30 Monate eingenommen hatten, und betonten, viele Patienten bräuchten mehr als 100 mg täglich, Nebenwirkungen seien dabei nur in Einzelfällen ein anhaltendes Problem.
In der vorliegenden Studie wurde nicht versucht, objektive Daten zu sammeln, die belegen, dass Baclofen in Dosierungen über 80 mg/Tag sicher ist oder besonders großen Nutzen bringt. Doch die Ergebnisse dieser retrospektiven Studie legen nahe, dass Dosen über 80 mg/Tag in der klinischen Praxis eher häufig angewendet werden und in Erwägung gezogen werden sollten, wenn eine aggressivere Behandlung der Spastik angebracht ist. Unsere Studie legt auch nahe, dass Nebenwirkungen bei der Festlegung der optimalen Dosis nur selten ein größeres Hindernis darstellen dürften.
Kürzlich haben Berichte über die Wirksamkeit von intrathekal [direkt in den Rückenmarkskanal] verabreichtem Baclofen erhebliches Interesse geweckt. 10 Diese Behandlung ist zwar eine willkommene Ergänzung der Behandlung von refraktärer Spastik, aber sie ist teuer, invasiv und birgt die Gefahr von Komplikationen. Wir hoffen, dass bei Patienten, die für eine intrathekale Gabe infrage kommen, zuerst ein adäquater Versuch mit oralem Baclofen oder einer anderenantispastischen Medikation wie Diazepam oder Dantrolen-Natrium unternommen wird.
Diese kurze Durchsicht von Patientenunterlagen hat gezeigt, dass hoch dosiertes Baclofen in einem großen MS-Zentrum recht häufig eingesetzt wird. Die Ergebnisse legten nahe, dass hohe Dosierungen nicht mit Behandlungsabbruch assoziiert sind, obwohl es bei einer signifikanten Zahl von Patienten mit >80 mg (n = 5/15) eine Reduzierung gegenüber den höchsten berichteten Dosierungen gegeben hatte. Auf der Basis dieser Daten sind keine Aussagen zur Sicherheit und Wirksamkeit hoher Baclofen-Dosen möglich. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass hohe Dosierungen bei MS häufig vorkommen, sprechen die Ergebnisse sehr dafür, dass die optimale Dosierung an den Bedürfnissen der Patienten und ihren Reaktionen auf die Therapie und nicht an willkürlich festgelegten Höchstmengen ausgerichtet werden sollte.
LITERATURANGABEN
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Jones R. F., Lance J. W., Baclofen (Lioresal®) in the long term management of spasticity, Med J Aust 1976, 1, S. 654–657.
Pedersen E., Arlien-Soborg P., Grynderup V., Henriksen O., GABA derivative in spasticity, Acta Neurol Scand 1970, 46, S. 257–266.
Pinto O. de S., Polikar M., Debono G., Results of international clinical trials with Lioresal®, Postgrad Med J 1972, 48 (Suppl.), S. 18–23.
Penn R. D., Savoy S. M., Corcos D.,
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