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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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von Manhattan.
    Vor ihnen erstreckte sich ein Meer von Fahrzeugen, die sich Stoßstange an Stoßstange und Tür an Tür zwischen den Fahrbahnteilern des Parkways verkeilt hatten. Die drei nach Norden führenden Fahrspuren verschwanden unter einem blendenden Wall unbeweglicher Scheinwerfer. Die drei nach Süden führenden Fahrspuren verschmolzen zu einem scharlachroten, aus Hecklichtern gebildeten Leuchtstreifen, der parallel zum Fluss verlief, bevor er sich in der Ferne kreisförmig in die Höhe wand und sich die Auffahrt zur inzwischen zerstörten George Washington Bridge hinaufzog.
    Nichts bewegte sich. Das städtische Chaos war auf unheimliche Weise stumm. Nur gelegentlich wurde die Stille von einer Windbö oder ein paar im Leerlauf brummenden Motoren unterbrochen, die ihre letzten Liter Benzin verbrannten.
    »Virgil, was ist hier passiert?«
    Der alte Mann drückte sein bärtiges Gesicht an ein Fenster auf der Beifahrerseite eines der Fahrzeuge und spähte in den feststeckenden Geländewagen. »Die Pest.«
    Shep umklammerte das Kästchen mit dem Impfstoff und ging von Wagen zu Wagen. Die Szenen im Inneren waren verschieden, doch es war unmissverständlich, was sie bedeuteten. Zunächst hatte sich eine spontane Gemeinschaft von Zehntausenden Fremden gebildet, die sich am Straßenrand versammelten, um einander ihr Leid zu klagen, die Möglichkeiten zu diskutieren, die ihnen blieben, und vielleicht sogar einen kleinen Snack und Getränke miteinander zu teilen. Doch als die Sonne mit der Abenddämmerung untergegangen war, hatte sich ihr Zorn in Verzweiflung verwandelt, und sie hatten sich
in ihre mobilen Schutzräume zurückgezogen, die sie vor den fallenden Temperaturen bewahren sollten. Danach hatten die Infizierten das weitere Schicksal der Fliehenden bestimmt.
    Scythe hatte schnell und gnadenlos zugeschlagen. Jedes Fahrzeug diente als privater Brutschrank, in dem das geschlossene Belüftungssystem dafür sorgte, dass die Passagiere einer hohen Konzentration des Erregers ausgesetzt wurden.
    Die Bilder waren ebenso entsetzlich wie herzergreifend. Eltern, die ihre Kinder in einer letzten Umarmung hielten. In Decken eingewickelte Großeltern. Bleiche Gesichter, die einen starren Ausdruck von Angst und Qual trugen. Blutverkrustete blaue Lippen. Haustiere. Stauraum, der bis zum Dach mit persönlichen Habseligkeiten vollgepackt war.
    Menschliche Verzweiflung. Ein Highway des Todes.
    Alles wirkte plötzlich so vertraut. Shep wurde fast ohnmächtig. Der Impfstoff versetzte alles, was er sah, in einen Wirbel …
    … während die Nacht zum Tag und der Winter zum Sommer wird.
    Patrick Shepherds Pullover verwandelt sich in eine Uniform samt Panzerweste, und aus den Überresten seiner klingenartigen Armprothese wird lebendiges Fleisch. Seine Hand hält ein M16A2-Sturmgewehr.
    Die Autos auf der Straße im Irak sind verkohlt und schwelen unter der Wüstensonne. Es riecht nach verbranntem Fleisch und Benzin. Schwarzer Rauch treibt über den orangefarbenen Flammen. Überall liegen abgerissene Körperteile, die Autobomben haben den Basar in ein Blutbad verwandelt. Entlang der schiitischen Enklave zieht sich eine Reihe von Dattelpalmen, deren dicke Baumstämme von den Splittern raketengetriebener
Granaten zerfetzt wurden. Für die einundzwanzig von Kugeln durchsiebten Leichen ist ihr Schatten nur noch eine Verschwendung. Die Männer, allesamt Bauern aus der Gegend, waren von Attentätern in irakischer Armeeuniform aus ihren Häusern gezerrt und dann erschossen worden.
    Sergeant Shepherd untersucht die Toten, während sich der Lauf seines Gewehrs fast ohne sein Zutun auf alles richtet, was sich bewegt. Rasch dreht er sich nach links, den rechten Zeigefinger am Abzug des M16. Im Fadenkreuz der Waffe erscheint eine Schiitin, die eine traditionelle schwarze Burka trägt. Sie weint und stammelt unzusammenhängend vor sich hin, während sie die zerfetzte Leiche ihres toten Sohnes in den Armen hält und sich sein Blut in ihr rußgeschwärztes Gesicht streicht.
    Er geht weiter. Seine Anwesenheit nutzt der trauernden Mutter ebenso wenig wie sein Englisch.
    Paranoia treibt seinen Körper voran, der eine viel zu schwere Ausrüstung mit sich herumschleppt. Permanenter Schlafmangel verwirrt sein Denken. In der Ferne hört er die Schreie einer anderen Frau, doch sie hören sich anders an. Offensichtlich gelten sie Dingen, die sich eben erst in diesem Augenblick ereignen.
    Er entfernt sich von seinen Männern und betritt das verkohlte

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