Das Ende
war. Quer durch den Wald verlief die Ravine, eine kleine Schlucht, die den Loch umschloss, einen schmalen See, der über fünf Wasserfälle in die Tiefe stürzte und zu einem kleinen Bach wurde, der parallel zu einem nach Süden führenden Weg verlief.
Die kleine Gruppe eilte über den schneebedeckten Rasen zum Waldrand. Ein eiskalter Wind peitschte von hinten gegen die vier und ließ die Bäume tanzen. Paolo kniete nieder und deckte sein Feuerzeug mit den Händen ab, während er versuchte, die Lampe wieder anzuzünden. Die Flamme sprang nicht auf den Docht über. Er versuchte es immer wieder, bis seine eisigen Finger brannten. »Der Docht ist hinüber. Die Laterne nützt uns nichts mehr. Francesca, schalte die Taschenlampe ein.«
Francesca richtete den Strahl nach vorn, doch er war zu schwach, um den dunklen Wald zu durchdringen. »Was nun?«
»Pst.« Paolo lauschte, und schließlich nahmen seine Ohren das Geräusch von Wasser wahr. »Haltet euch bei den Händen. Ich finde den Weg.« Er griff nach Francescas Hand, machte einen Schritt über das Gestrüpp hinweg und betrat den Wald.
Die Dunkelheit war so dicht, dass er seine eigene Hand nicht sehen konnte, mit der er sich vorantastete. Sie gingen durch eine dichte Schicht Blätter, stolperten über Baumstämme und liefen gegen unsichtbare Zweige, die ihnen über Kleidung und Wangen kratzten, bis der
Waldboden endete und sie auf einen schmalen Asphaltweg traten. Irgendwo in der pechschwarzen Dunkelheit vor ihnen befand sich Huddlestone Arch, ein natürlicher Tunnel, der aus Schieferblöcken bestand, die nur durch die Schwerkraft an Ort und Stelle gehalten wurden. Mit eingezogenen Köpfen tasteten sie sich vorsichtig vorwärts durch den Bogen und folgten dem stetig abfallenden Weg.
Ein dünner Streifen Mondlicht zeigte ihnen die nach Süden führende Route, die einen Bogen nach rechts beschrieb und in einiger Entfernung eine Holzbrücke über einen kleinen Bach erreichte.
Auf der Brücke stand der Sensenmann.
»Paolo, meine Beine … Ich muss mich einen Augenblick lang ausruhen.« Ohne den Todesengel zu sehen, näherte sich Francesca der Brücke und lehnte sich mit dem Rücken an das Holzgeländer.
Shep wollte ihr eine Warnung zurufen, doch sein Hals war wie zugeschnürt, als drücke ein Gewicht gegen seine Kehle. Seine Augen wurden vor Entsetzen immer größer, als er beobachtete, wie der düstere Schnitter lautlos seine Sense hoch über die rechte Schulter hob und mit der gebogenen Metallklinge auf den zierlichen Nacken der Schwangeren zielte.
Francesca schauderte. Dicht und blau im Mondlicht schimmernd stand die Wolke ihres Atems vor ihrem Mund. »Es ist plötzlich so kalt.«
Der Tod grinste Shep an, als seine aus dem Umhang ragenden Arme – diese von Knorpeln, Sehnen und faulendem Fleisch umhüllten Knochen – die olivgrün schimmernde Klinge in einem Bogen nach unten führten.
Mit zwei schnellen Schritten stürmte Shep an Paolo vorbei und riss seine stählerne Armprothese nach oben.
Mitten in der Bewegung prallte das Metall gegen die Sense des Schnitters, und ein orangefarbener Funke flammte auf, der für einen kurzen Augenblick die ganze Schlucht erhellte.
Vom Licht geblendet, fiel Shep auf ein Knie, er zitterte am ganzen Leib.
»Was war das?« Francesca riss den Kopf herum und starrte ihren Mann mit großen Augen an.
»Was war was?«
»Hast du den Blitz nicht gesehen?«
»Nein, Liebling. Virgil?«
Der alte Mann kniete neben Shep. »Ist alles in Ordnung, mein Sohn?«
»Der Sensenmann. Er hat es auf Francesca abgesehen.«
Virgil starrte in Sheps winzige Pupillen. »Paolo, gib deiner Frau den Impfstoff.«
»Aber du hast doch gesagt …«
»Tu’s einfach. Sofort.«
Francesca nahm das Fläschchen von ihrem Mann entgegen und leerte es. Das farblose Elixier ließ sie husten.
Shep stand auf. Langsam verschwanden die purpurnen Flecken, die vor seinen Augen tanzten. »Meine Klinge ist gegen seine Klinge geprallt. Sag mir, dass du den Funken gesehen hast.«
»Ich nicht, aber Francesca hat ihn anscheinend gesehen. Du musst sie aus dem Tunnel zurückgerissen haben.«
»Aus dem Tunnel?«
»Das ist der Weg, den jede Seele gehen muss, wenn sie die physische Welt, den malchut, verlässt. Der Tunnel führt zur Höhle Machpela, wo die Patriarchen der gesamten Menschheit begraben sind.«
Shep zog Virgil auf die Seite. »Die Pest … Der allgegenwärtige Tod – das ist wie ein Köder für ihn, nicht wahr?«
»Nicht der Tod, Patrick, sondern die
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