Das Ende
Gerechten. «
»Dann bringen Sie mir alles Notwendige bei. Sagen Sie mir, was ich tun muss.«
»Das habe ich bereits.« Die undurchdringlichen Augen des Ältesten funkelten. Ermutigend legte er Paolo die Hand auf die Schulter. »Betrachten Sie es als Taufe.«
Paolo zitterte unkontrollierbar. Sein Blick sprang zwischen den drei Militärhubschraubern, dem Asiaten und dem so zerbrechlich wirkenden Kind auf dem Arm seiner Frau hin und her.
Doch er stellte sich seiner größten Furcht, warf die Decke ab und ging zu den beiden Menschen zurück, mit denen er am tiefsten verbunden war. »Francesca, gib mir unseren Sohn.«
Sie sah den Blick in seinen Augen. Und den stählernen Arm in seiner Hand. »Nein!«
»Francesca, bitte.«
Die anderen versammelten sich schweigend um die kleine Familie.
Fasziniert und zugleich beschämt betrachtete der Mönch die Ereignisse.
»Francesca, ein Wunder hat uns hierhergebracht. Jetzt müssen wir der Ursache dieses Wunders vertrauen.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Liebste, Gott hat uns die Werkzeuge gegeben. Jetzt liegt es an uns zu handeln.«
Sie zögerte. Dann reichte sie ihrem Mann das in eine Decke gewickelte Neugeborene. »Tu, was du willst. Opfere deinen Sohn. Opfere dich selbst. Ich halte das alles nicht mehr aus.«
Mit dem stählernen Arm in der rechten Hand und seinem kleinen Sohn auf dem linken Arm ging Paolo die Bootsrampe hinab in das Wasser des Hafens.
Areal des ehemaligen World Trade Center,
Manhattan, New York
7:57 Uhr
Am Himmel wogte der braune Mahlstrom, sodass das Licht der Dämmerung nicht bis hierhin durchdrang. Ein kalter Dezemberwind wirbelte Bauschutt und Erde zu Miniaturtornados auf und legte sich schließlich.
Alleine, verängstigt und verloren saß Patrick Shepherd am Rand der Baugrube.
Wieder frischte der Wind auf und fuhr pfeifend durch die Nietlöcher in den nackten Stahlträgern.
Patrick …
Die flüsternde Stimme gehörte einem Mann und klang merkwürdig vertraut. Shep sah unsicher auf.
Du hast eine verdammt anstrengende Reise hinter dir, mein Sohn. Jetzt müssen wir anfangen, an deinem mentalen Spiel zu arbeiten.
»Coach? Coach Segal? Ist das wirklich … Aber was sage ich denn da?« Er griff sich in sein langes braunes Haar und zerrte daran. Dann sank er von Schmerz überwältigt nach vorn. »Verschwinde aus meinem Kopf! Verschwinde
aus meinem Kopf! Ich halte das nicht mehr aus!«
Ich bin keine Halluzination, Patrick. Du wusstest das schon, als ich das erste Mal mit dir Kontakt aufgenommen habe. Auf dem Dach des VA Hospital.
Sheps Haut kribbelte. Er stand auf und drehte sich dem Wind zu. »Du hast mich davon abgehalten zu springen? «
Du hast mir damals vertraut, also vertraue mir auch jetzt. Alles, was du erlebt hast, war real – bis auf die Täuschung des Dämons, der das Bild meiner Tochter benutzt hat. Aber auch diese List hast du durchschaut, denn du hast deinem Instinkt vertraut.
»Das stimmt. Ich wusste, dass das nicht Trish war. Ich wusste, dass sie das niemals sein konnte. Wenn ich mit ihr zusammen bin, dann fühle ich mich … dann fühle ich mich …«
»Erfüllt.«
Shep zuckte zusammen. Sein Blick suchte nach dem Besitzer dieser neuen Stimme. Er hörte sich nähernde Schritte – das Knirschen von Stiefeln auf Kies – und drehte sich um.
Virgil Shechinah kam hinter einem Bagger hervor und trat in einen schmalen Sonnenstrahl, der aus einer kleinen Lücke in den Wolken zur Erde fiel. »Und sie sagten, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reicht, auf dass wir uns einen Namen machen. Nun, Meister Dante, habt Ihr Euren Weg durch die Hölle auf der Suche nach Eurer geliebten Beatrice genossen?«
Die Erwähnung von Dantes toter Angebeteter machte Shep nur noch wütender. »Du bist ein Lügner, alter Mann, weißt du das? Du hast mir gesagt, du hättest mit meiner
Seelengefährtin gesprochen. Doch sie ist tot. Sie starb zusammen mit meiner Tochter genau an diesem Ort. Vor elf Jahren.«
»Ja, das stimmt. Und sie macht sich große Sorgen um dich.«
»Was soll das denn heißen? Bist du so eine Art Medium, das mit ihrem Geist Kontakt aufgenommen hat? Oder vielleicht bist du ja ein Engel? Bist du das, Virgil? Ein Engel, der von Bertrand DeBorn angeheuert wurde, mich in den Wahnsinn zu treiben?«
»Kein Engel. Und ich habe auch nie behauptet, dass ich Psychiater bin, genauso wenig, wie der verstorbene Mr. DeBorn mich an dich verwiesen hat. Das waren nur deine eigenen
Weitere Kostenlose Bücher