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Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Titel: Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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die Regeln und mussten dennoch sterben. Auch ich hielt mich an die Regeln, aber ich überlebte.
    Heute bin ich mir sicher, dass Jacob einen Plan hatte. Aber als die Polizei mich später befragte – und jeder, der in der Schule war, als der erste Schuss fiel, wurde befragt –, behauptete ich das Gegenteil. Vielleicht, weil es so einfacher für mich war, das Schicksal dafür verantwortlich zu machen. Jacobs Tat wurde dadurch mehr zu einem Unfall, auch wenn es eine Lüge war.
    Kristan war Schulsprecher und hatte bereits ein Stipendium für Stanford in der Tasche. Und er saß in dem Schulgremium, das beschlossen hatte, Jacob für eine Woche vom Unterricht auszuschließen. Vielleicht wollte er Marsha auch quälen. Denn er schoss nicht gleich danach auf sie. Nein, er wartete einige Augenblicke, genau so lange, bis Marsha begriff. Bis Kristan vor ihren Augen zusammenbrach.
    Und auch danach verfolgte Jacob einen Plan. Zu diesem Zeitpunkt strömten die Schüler ins Gebäude. Er hätte sich nur umdrehen und in die Menge ballern müssen. Was er nicht tat. Vielmehr setzte er den Streifzug durch das Gebäude fort und gab den Kids, die die Schule betraten, die Gelegenheit, ins Freie zu fliehen.
    Einfach loszuballern, das wäre zu simpel gewesen. Deshalb ging Jacob auch zunächst in Richtung Treppenhaus, wo er Ashton begegnete. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass er alle Räume abklapperte, in denen wir an diesem Tag Unterricht hatten. Nur deswegen betrat er später dann auch den Chemiesaal.
    Ashton war die Sorte von Mädchen, die jeder mochte. Ein echter Kumpel. Einfach, weil sie Spaß verstand. Und Spaß wollte. Wenn es darum ging, sich irgendwelchen Blödsinn auszudenken, war Ashton dabei. Zum Beispiel damals, als wir beschlossen, kostümiert in die Schule zu kommen. Mitten im Schuljahr. Voraussetzung war, dass die Lehrer uns nicht erkennen sollten. Ashton trug eine dieser Tiermasken. Eine rosa Schweinchen-Maske oder etwas Ähnliches. Ich höre noch immer ihr schallendes Lachen, als wir unsere Plätze einnahmen und gespannt die Ankunft des Lehrers erwarteten, der einer Klasse durchgedrehter Zombies gegenübertrat. Wir hielten es den ganzen Vormittag durch. Kein Lehrer wagte es, uns zu zwingen, die Masken abzunehmen, denn da war ja noch Kristan, der Jura studieren wollte und der nie ohne die amerikanische Verfassung die Schule betrat. Er machte die Lehrer wahnsinnig damit, dass er ständig irgendwelche Gesetze zitierte. Er gewann jeden Debattierwettbewerb an der Schule und ein Jahr zuvor sogar den Montana-Rhetorik-Preis.
    Byron starb im oberen Stockwerk, das zu diesem Zeitpunkt noch relativ leer war. Auch Byron besuchte unseren Jahrgang, wie alle Opfer. Er war jemand, der in seiner ganz eigenen Welt lebte, ein Freak, der später einmal Schriftsteller werden wollte. Er hatte eine Kurzgeschichte geschrieben, mit der er einen Preis gewonnen hatte. In seiner Geschichte ging es um einen Jungen, der einen Autounfall hat und danach nicht mehr mit seinem Leben klarkommt. Jacob fand ihn im Flur und es waren bereits zehn Minuten vergangen, seit er im Erdgeschoss Kristan, Marsha und Ashton getötet hatte.
    Warum Jacob Gordon Roy erschossen hatte, war mir lange nicht klar. Er hielt sich in dem Raum auf, in dem wir die Englischprüfung schreiben sollten und der sich im ersten Stock ganz am Ende des Flurs befand. Soweit ich weiß, hatte Gordon nie über Jacob gelästert, sich an keinen der üblichen Schikanen beteiligt. Er hatte Jacob überhaupt nicht beachtet. Vielleicht war das der Grund. Gordon wurde mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Sein Vater war ein hohes Tier auf der Malmstrom Air Force Base, dem größten Raketen-Stützpunkt der westlichen Hemisphäre. Als Kind hatte Jacob immer herumgeprahlt, er würde einmal der Army beitreten. Das war zu der Zeit, als er mich immer überredet hatte, im Rainbow Park mit Spielzeugpistolen herumzurennen und auf Bäume zu schießen.
    Vielleicht aber hatte Jacob es auch in Wirklichkeit auf Mrs Bernard abgesehen, die sich weigerte, seine Aufsätze zu korrigieren, weil er laut ihren Worten eine ordinäre Sprache benutzte. Aber Mrs Bernard hing am Kopierer fest und kämpfte mit dem Papierstau und das rettete vielleicht ihr Leben.
    Welchen Grund auch immer Jacob hatte – er erschoss Gordon nicht zufällig.
    Justin traf er auf der ersten Stufe der Treppe, die in das Kellergeschoss führte. Justin schleppte sich dann noch bis nach unten vor den Chemiesaal, wo er gestorben war, während ich da

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