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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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ihr, die Schussen aufwärts, bis nach Ravensburg Schutz und Geleit zu geben.
    Obwohl Martin versichert hatte, auch sein Freund wolle keine Entlohnung von ihr, war Magdalena froh darüber, dass sie einen kleinen Teil der ihr vom Vater überlassenen Summe nicht den Klosterarmen gespendet, sondern für sich behalten hatte.
    Sie wollte nicht in der Schuld der jungen Männer stehen, die immerhin einiges für sie riskierten: Heute Morgen hatte Magdalena zu ihrem Entsetzen von der Leiterin des Konvents erfahren, dass ihr Oheim wünschte, sie als Nonne für alle Zeiten hinter Klostermauern gut aufgehoben zu wissen.
    Ja, offenbar verbreitete er überall, sie sei bereits in den Orden eingetreten, beziehungsweise handele es sich nur noch um eine reine Formsache, dass sie die Gelübde ablege. Und auf Entführung einer Braut Christi oder Beihilfe zu ihrer Flucht aus der Obhut eines Klosters stand im schlimmsten Falle die Todesstrafe …
    Sein Mündel wolle für ihre in die Ewigkeit eingegangenen lieben Eltern die besten Voraussetzungen schaffen, dass diese einst ins Himmelreich gelangten. Sie, Magdalena, sehe das als liebende Tochter als ihre heilige Verpflichtung an, ließ der intrigante Oheim in der Stadt Ravensburg ausstreuen.

    Überdies hatte Mauritz Scheitlin dem Kloster Sankt Marien am See eine nicht zu verachtende Mitgift in Aussicht gestellt.
    Er spekulierte wohl darauf, dass man auch vonseiten des Klosters Druck auf Magdalena ausüben werde: Immerhin bedurfte Sankt Marien einer Heilkundigen als Ersatz für die senil gewordene Schwester Philomena, und ein hübscher Batzen Geld war auch nicht zu verachten.
    Bereits beim bloßen Gedanken an diese Impertinenz ihres Vormunds wurden Magdalenas große blaue Augen ganz schmal, und ihr hübscher Mund verzog sich verächtlich. Ungeduldig schob sie eine ihrer blonden Haarsträhnen, die sich im Frühlingswind aus ihrem weißen Kopftuch gelöst hatten, zurück. Das Fischerboot wurde derweil in der Ferne immer kleiner und kleiner, doch Magdalena hatte es noch nicht sehr eilig, den gewundenen Pfad zum Kloster einzuschlagen.
    »Warte nur, Oheim, bis mein Verlobter Konrad von deinen Machenschaften erfährt!«, flüsterte sie erbittert. Sie war sich sicher, dass der reiche Kaufmannssohn und Mitinhaber der angesehenen Handelsgesellschaft Grießhaber und Vögtle, die über Niederlassungen in Italien, Frankreich, den Niederlanden und Spanien verfügte, nicht die leiseste Ahnung von dem bösen Spiel hatte, das ihr Verwandter aus purem Eigennutz mit ihr trieb.
    Ihr Herz zog sich sehnsuchtsvoll zusammen, als sie an Konrad dachte. Der hochgewachsene junge Kaufmann zählte fünfundzwanzig Jahre und war damit sieben Jahre älter als sie und zudem der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Obwohl Magdalena ihn bereits flüchtig kannte, hatte sie ihn nie zuvor bewusst wahrgenommen – bis er kurz nach Neujahr, zusammen mit seinem Vater, in ihrem Haus in der Altstadt am Neuen Markt erschienen war, um bei ihrem Vater
um sie zu werben. Magdalena traf es wie ein Blitz: Sofort hatte sie sich in Konrad verliebt.
    Georg Scheitlin, ein großer, kräftiger, mitten im Leben stehender Mann, hatte sein einziges Kind keinesfalls gedrängt, obwohl er von diesem Bewerber mehr als angetan war. Die Grießhabers waren wie er selbst Mitglieder in der Großen Handelsgesellschaft Ravensburgs. Auch der Apotheker Scheitlin beteiligte sich regelmäßig an den Fahrten und Handelszügen in den Süden, um Gewürze, seltene Arzneipflanzen, Drogen, Spezereien, Duftessenzen, Sämereien und Färbemittel für Stoffe zu erwerben.
    In Liebesdingen wollte er seiner Tochter jedoch freie Hand lassen. Er gehörte nicht zu den zahlreichen Vätern, die ihre Kinder zwangen, sich mit Leuten ehelich zu verbinden, die sie absolut nicht leiden konnten – nur um Einfluss und Vermögen der Familie zu vergrößern. Magdalena jedoch hatte freudig Ja gesagt, und bald darauf wurde in großem Stil die Verlobung gefeiert.
    Die junge Frau seufzte und wandte sich ab von dem Gewässer, das viele noch »Kostritzer See« nannten, eine Verballhornung des Namens der Stadt Konstanz. Erst allmählich setzte sich die Bezeichnung »Bodensee« durch, ein Hinweis auf den Bodan-Rücken, einen Hügelzug am See, und auf das dort ansässige Geschlecht ähnlichen Namens.
    Magdalena musste zurück ins Kloster, um die Abendandacht in der Kapelle nicht zu versäumen.
    Auf dem Rückweg durchlebte sie in ihrer Fantasie noch einmal die köstlichen, leider viel zu

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