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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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dass er damit nichts zu tun haben wolle, die dumme Hure habe sich heimlich in den Schuppen geschlichen, er habe sie schon vor Wochen hinausgeworfen und sei nicht für sie verantwortlich.
    Juliana betrachtete den wütenden alten Mann, der ohne Gesinde in seiner heruntergekommenen, verdreckten Kate lebte und selbst kaum genug zu beißen hatte. Er hatte sich bereits für den Kirchgang vorbereitet, der ihm nun entgangen war. Sein fleckiges Wams war notdürftig aufgebürstet, und er hatte sich offenbar selbst den Bart geschabt, denn das faltige Gesicht war von blutigen Kratzern übersät.
    »Ich schicke den Totengräber«, sagte Juliana erschöpft.
    »Und wir werden nicht für Euch beten!«, fügte Hildegund empört hinzu. »Denn dem Hartherzigen ist der Weg ins Paradies versperrt.«
    Das schien ihn wenig zu stören. Seine unflätigen Beschimpfungen folgten ihnen den gesamten Weg zurück auf die Gasse.
    Vom Haus des Fassbenders, in der Nähe vom Holzmarkt gelegen, gingen sie an Sankt Maria Lyskirchen vorbei in Richtung Filzengraben. Sie begegneten festlich gekleideten Menschen, die scharenweise aus der Kirche strömten, in freudiger Stimmung nach der Ostermesse, begann doch mit der Feier der Auferstehung Jesu Christi das österliche Freudenfest.
    »Wir haben die ganze Messe verpasst«, jammerte Hildegund.
    Juliana gab keine Antwort. Eine Gruppe von einem Dutzend Männern kam ihr aus Richtung Rheingasse entgegen, angeführt von einem etwa fünfzigjährigen, grauhaarigen Edelmann in vornehmer Gewandung. Im Vorbeigehen fiel Juliana auf, dass die Männer sich anders verhielten als die übrigen Kirchenbesucher. Niemand von ihnen schien sich zu freuen, sie wirkten vielmehr, als seien sie wachsam und auf der Hut. Einer stach aus der Gruppe hervor, nicht weil er besonders auffallend aussah, sondern weil er in diesem Augenblick aus dem Schatten des älteren Mannes heraustrat, sodass Juliana sein Gesicht sehen konnte.
    Sie erstarrte. Hob die Hand und wischte sich über die Augen. Ließ sie wieder sinken. Um sie herum drehte sich alles.
    »Was ist?«, wollte Hildegund wissen. Sie war ungeduldig stehen geblieben. Ihre nörglerische Stimme drang wie durch Nebel zu Juliana vor.
    »Geh vor. Verschwinde.« War sie das, die diese raue Aufforderung hervorgestoßen hatte? Hildegund gab einen schnippischen Laut von sich und ging weiter, während Juliana ihren Blick auf den Mann heftete, von dessen Anblick ihr übel wurde. Er war … er war … jemand von früher .
    Die Männer gingen in die Kirche, und Juliana folgte ihnen, sie ging wie von Schnüren gezogen hinter ihnen her. Ihr war entsetzlich schlecht, die Schwindelgefühle wurden schlimmer. Sie sollte sich hinlegen, an nichts mehr denken. Bevor es zu spät war.
    Doch sie konnte nicht mehr zurück. In dieser Kirche war ein Teil von ihrem alten Leben. Das wusste sie jetzt.
    Die Männer der Gruppe hatten sich um den Grauhaarigen geschart. Eine weitere Gruppe hatte sich nur wenige Schritte vom Altar entfernt versammelt, Juliana erkannte einige von ihnen, es waren Zunftleute. Ordentliche, fromme Handwerker, die ihre Werkstätten in der näheren Umgebung unterhielten und die sich, wie es der Brauch ihrer Bruderschaft vorsah, zur Messe zusammengefunden hatten, um das heilige Osterfest gemeinsam zu begehen, und nun noch eine Weile beisammenstehen und reden wollten. Oder hatten sie absichtlich hier auf die anderen Männer gewartet? Sie hatten die Gruppe um den Grauhaarigen ins Auge gefasst, als erwarteten sie Ärger. Und den gab es auch. Es war nicht zu erkennen, wer zuerst wen angerempelt, wer mit den Beleidigungen angefangen hatte, doch es gab keinen Zweifel, dass es aus der Gruppe des Grauhaarigen gekommen war. Ein wüstes Handgemenge setzte ein, die Männer schubsten einander und schrien sich an. Vorn beim Altar stand der Priester, er rief den Zorn Gottes auf die Streithähne herab und flehte sie an, diese heilige Stätte nicht zu entweihen, doch er predigte tauben Ohren. Die Lage spitzte sich zu, die Leute fingen an, sich ernstlich zu prügeln.
    »Ihr seid nichts wert!« Der Grauhaarige hatte das gebrüllt. Er war auf den Altar geklettert und drohte den Zunftleuten mit erhobenen Fäusten. »Ratsmänner und Schöffen sollen aus euren Reihen kommen? Aus einer Herde dummer Schafe? Ihr seid Abschaum! Gewürm! Der Schmutz unter den Schuhen der edel Geborenen!«
    Wütende Aufschreie erhoben sich unter den solcherart Geschmähten, die Keilerei wurde zu einem Kampf auf Leben und Tod. Waffen

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