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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erst, als er heftig und lange gegen die Tür gehämmert hatte, öffnete Appolonia ihm. Sein Herz fing an zu rasen, als sie vor ihm stand. Noch nie war sie ihm so schön und begehrenswert erschienen!
    Ohne zu zögern, drängte er an ihr vorbei ins Haus und wandte sich ihr strahlend zu, während sie stirnrunzelnd die Tür zumachte. »Jacop, was willst du denn hier?«
    »Oh, Appolonia!«, konnte er nur noch hervorstoßen, dann riss er sie in seine Arme, um sie zu küssen. Zu seinem Schrecken wandte sie angeekelt das Gesicht ab. »Bah, du stinkst widerlich!«
    »Das ist nur der Umhang.« Er streifte sich das scheußliche Ding ab, das er in der Wiedersehensfreude völlig vergessen hatte. Hastig kratzte er sich am Kopf, ihm schien, als hätte er sich vielleicht auch einige Läuse von dem Bettler eingefangen, doch das konnte er leicht ertragen, wenn er nur bei seiner Liebsten sein konnte.
    »Du musst wieder gehen, Jacop. Hermann will nicht, dass wir uns noch einmal treffen.«
    »Aber er ist nicht da, ich hab eigens gewartet und aufgepasst.« Wieder wollte er sie umarmen, doch sie stieß ihn von sich.
    »Jacop, ganz im Ernst, es ist besser, du verschwindest jetzt, sonst kann es gewaltigen Ärger geben.«
    »Solange ich bei dir sein kann, nehme ich das gern in Kauf.«
    »Aber ich nicht.«
    Er starrte sie an. Hatte sie das wirklich gesagt?
    »Liebst du mich denn nicht?«
    Sie seufzte. »Jacop, natürlich liebe ich dich. Aber ich muss tun, was Hermann sagt.«
    »Du musst überhaupt nichts tun, wenn du es nicht willst.« Er blickte sie beschwörend an. »Lass uns von hier weggehen. Irgendwohin, wo er uns nicht finden kann. Ich kann ehrliche Arbeit annehmen, ich bin schließlich Brauer. Und du kannst meine Frau sein. Gemeinsam können wir ein neues Leben anfangen.«
    Sie kicherte. »Du machst Witze, Jacop. Ich mag mein Leben, so wie es ist. Es kommt überhaupt nicht infrage, dass ich fortgehe. Hier habe ich alles, was ich brauche.«
    Ihre Weigerung traf ihn völlig unerwartet. »Aber um unserer Liebe willen …«, begann er verzweifelt.
    Ihr Blick wurde hart. »Begreifst du es denn nicht? Ich liebe dich. Aber ich liebe auch Hermann. Ich liebe Ott. Ich liebe Barthel. Ich liebe jeden einzelnen verdammten Kerl, der sich zu mir ins Bett legt und mir seinen Schwanz reinsteckt. Falls du es noch nicht begriffen hast, Jacop: Ich bin eine Hure.«
    Schon bei ihren ersten Worten hatte er angefangen, heftig den Kopf zu schütteln. »Nein«, stieß er hervor. »Nein, nein, nein, nein!«
    »Doch, Jacop. Ich lasse mich jeden Tag von Männern vögeln, egal wie alt oder wie hässlich sie sind, Hauptsache, sie zahlen gut. Sogar dein Vater war schon mal bei mir und hat es mit mir getrieben.«
    »Nein!«, schrie er. »Sei still!« Er wusste nicht, wie es geschehen konnte, doch im nächsten Augenblick lagen seine Hände um ihren Hals, und er drückte zu. Er wollte einfach nur, dass sie still war. Sie musste aufhören, so zu reden. Und sie hörte auf. Als die Raserei, die sich seiner bemächtigt hatte, wieder verflog, war Appolonia zu seinen Füßen zusammengesackt und regte sich nicht mehr. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    »Appolonia?« Verstört und benommen ging er neben ihr in die Hocke und schüttelte sie. »Appolonia! Sag doch was, Liebling!«
    Als er begriff, dass sie nie wieder etwas sagen würde, warf er den Kopf in den Nacken und schrie sein Grauen und seinen Zorn heraus, es klang wie ein Hund, der den Mond anheult.
    Das ist die Strafe für das, was du getan hast, flüsterte es in ihm, und seltsamerweise übertönte dieses Flüstern mühelos sein Geheul. Nun musst du es büßen.
    Doch die eigentliche Buße sollte erst noch kommen, wie ihm gleich darauf klar wurde, denn hinter ihm ging die Tür auf, und Hermann kam herein.
    Tags darauf, Samstag
    Der Tag der Hinrichtung war strahlend schön, als hätte der Himmel ein Einsehen mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kölner, für die eine Enthauptung in der Stadt immer ein Fest bedeutete. Trafen sich auf dem Judenbüchel draußen vor der Mauer immer schon viele Schaulustige, wenn dort jemand aufgeknüpft, gerädert oder sonst wie zu Tode gebracht wurde, so herrschte bei den Hinrichtungen auf dem Heumarkt unweigerlich der reinste Volksauflauf. Hier durch das Richtschwert zu sterben war den besseren Bürgern vorbehalten, den Hochgestellten aus der Richerzeche, Schöffen, Amtsleuten und Vögten. Diese vor dem Richtblock knien zu sehen war für die einfachen Kölner Bürger von jeher ein Grund

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