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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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herausbildeten.
    »Ludwig war es nicht!«, stieß er mehrfach heraus. »Ludwig hat das nicht getan!«
    Agnes und Hans wandten sich in die von ihrem Sohn gezeigte Richtung und entdeckten den blutüberströmten Leichnam, der dort auf dem Rücken lag, die blicklosen Augen zum Himmel gewandt.
    Nun hob Agnes an zu kreischen, was wiederum Ludwig veranlasste, noch lauter zu schluchzen. Madlen sah entsetzt zu Johann auf, der mit gelinder Verzweiflung die Schultern hob. Was hätten sie auch tun sollen?
    Inzwischen liefen von überallher die Nachbarn zusammen, die wissen wollten, was los war. Sie fanden sich zwischen Zaun und Dornengestrüpp ein, betrachteten und untersuchten den Toten und stellten Spekulationen darüber an, wer er war. Man kam in Anbetracht der Verletzungen schnell überein, dass er Opfer eines Raubs geworden war, zumal er kein Geld bei sich hatte. Da vor ihm hier bei Nacht schon andere unter die Räuber gefallen waren und bekanntlich auch Madlens erster Mann unter vergleichbaren Umständen sein Leben gelassen hatte, war der Fall rasch aufgeklärt, und jemand lief los, um die Büttel und die Totengräber zu holen. Der Leichnam wurde weggeschafft, einige Nachbarn befragt, doch niemand wusste etwas über den Toten zu sagen, abgesehen von Agnes, die den Gewaltrichterdienern Stein und Bein schwor, Madlens Mann müsse damit zu tun haben.
    »Das ist ein Totschläger! Das merkt man sofort! Schon wenn man diesen hässlichen Kerl von ferne sieht! Schaut ihn euch doch nur an!«
    Zu ihrem Leidwesen wollte niemand auf sie hören.
    Nachdem der ganze Trubel sich gelegt hatte, kehrte Stille ein, und es schien wieder ein Sonntag wie jeder andere zu sein. Doch die ganze Zeit über konnte Madlen nicht aufhören, an den Traum der vergangenen Nacht zu denken.
    Irgendwann bei Einbruch der Dämmerung fing Hannibal an zu winseln. Madlen wollte gerade einen Bottich Wasser vom Brunnen holen, um sich zu waschen, daher war sie als Erste bei ihm. Er stand neben dem alten Spitz und stupste ihn mit der Schnauze an.
    »Spitz?« Madlen ließ den Kübel fahren, das Wasser lief ihr über die Füße, doch sie achtete nicht darauf. Sie strich dem alten Hund über den Kopf, fuhr ihm mit beiden Händen durchs Fell, wie sie es immer tat, wenn sie ihm Futter brachte oder Wasser in den Napf goss. Noch am Morgen hatte sie ihn gestreichelt, und es hatte ihr das Herz zerrissen, weil er kaum noch die Augen aufbekommen hatte. »Spitz«, flüsterte sie. Doch er rührte sich nicht. Hannibal winselte erneut, während Madlen ihren toten Hund in die Arme zog und bitterlich um ihn weinte. Nach wenigen Augenblicken war Johann bei ihr. Er kniete sich neben sie, umschlang sie sanft und murmelte tröstende Worte in ihr Haar. Schluchzend ließ sie sich von ihm ins Haus bringen, wo sie in ihrer Kammer verschwand und bis zum Abend niemanden sehen wollte. Ihr war seit Langem klar gewesen, dass der alte Hund bald sterben würde. Dennoch schien ihr sein Tod wie ein Vorbote kommenden Unheils.
    Nachfolgender Freitag
    Jacop starrte das Haus an und schluckte hart, als Kunlein in Begleitung der Magd herauskam, die Tür hinter sich zuzog und dann gemeinsam mit der Dienerin in Richtung Heumarkt davonschlenderte. Er hatte sich richtig erinnert, freitags besuchte sie immer eine alte Tante, die sie einst zu beerben hoffte. Auch Hermann, der bis zum Vesperläuten hier gewesen war, hatte sich bereits vor einer Weile empfohlen, und kurz danach war auch der letzte Besucher gegangen. Außer Appolonia war folglich niemand mehr im Haus. Jacop mochte kaum glauben, dass es so einfach gehen sollte, und er dankte voller Inbrunst den himmlischen Mächten, dass er endlich wieder zu ihr konnte. In der vergangenen Woche hatte er es an drei Abenden versucht, doch nie war sie allein gewesen, nicht ein einziges Mal. Vor Sehnsucht nach ihr war er fast vergangen, endlose Stunden, während derer er in Sichtweite des Hauses vor der Marspforte gehockt hatte, tief verkrochen in den fleckigen, stinkenden Kapuzenumhang, den er bei Klein Sankt Martin einem der dort herumlungernden Bettler für unverschämt viel Geld abgekauft hatte.
    Jacop atmete tief durch und sammelte sich, bevor er sich zögernd dem Haus näherte, wobei er sich immer wieder nach allen Seiten umsah. Zu guter Letzt straffte er sich, es war sein Recht, zu ihr zu gehen, denn sie liebten sich schließlich. Bestimmt vermisste sie ihn genauso schmerzlich wie er sie. Sein Klopfen fiel jedoch ein wenig zu zaghaft aus, niemand machte ihm auf, und

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