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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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auf, die kaum noch aufrecht stehen konnte, und als sie ihm ihre Hilfe anbot, lachte er in schierer Verzweiflung auf. »Wo sind denn die Leute alle hin?«, rief er, und gleich darauf beantwortete er sich die Frage selbst – natürlich auf den Heumarkt, zur größten und wichtigsten Hinrichtung des Jahres. Hätten sie den Kaiser geköpft, wären sicher auch nicht mehr Leute hingelaufen.
    Sein wundes Bein brannte, und seine morschen Knochen knackten, doch er zwang sich Schritt für Schritt vorwärts. Er würde Hilfe holen, und er würde Madlen Bescheid sagen, und wenn es das Letzte war, was er tat!
    Madlen hockte sich auf ein leeres Fass, ihr Magen rebellierte immer noch. Die Menge auf dem Heumarkt war nun erst recht in Feierlaune, alle strömten zu den Buden und Ständen, und drüben an der Ecke gab sogar ein Gaukler seine Künste zum Besten. Umringt von bewundernden Zuschauern, jonglierte er mit bunt bemalten Holzklötzen.
    Madlen schrak zusammen, als jemand ihr die Hand auf die Schulter legte, doch es war nicht ihr Mann, dessen Rückkehr sie sehnlich erwartete, sondern der Scharfrichter. In ihre Beklommenheit mischte sich Ekel, als sie das Blut auf seinen Stiefeln sah. Er folgte ihrem Blick und verzog das Gesicht. »Mir blieb noch keine Zeit, mich zu säubern«, meinte er. Dann machte er eine auffordernde Kopfbewegung über die Schulter. »Kommt mit.«
    »Warum?«
    »Es ist wichtig. Es geht um Euren Mann.«
    Jähe Angst lähmte ihr die Stimme, sie brachte keine der Fragen heraus, die sich auf ihre Zunge drängten. War Johann ein Leid geschehen? Hatte der Pfaffe ihn heimtückisch fortgelockt? Und was hatte der Scharfrichter damit zu tun?
    Wie betäubt stand sie auf und stolperte hinter Hermann her, der sich an den Zuschauern vorbeidrängte und schließlich vom Heumarkt in Richtung Marspforte abbog. Ein Stück weiter die Gasse hoch, unweit der Einmündung zu Unter Goldschmied, stand der Henkerskarren. Der Schinder wartete geduldig, die Hand am Zaumzeug des Esels. Sein abgestumpfter Blick ließ nicht erkennen, dass er sich an Madlen erinnerte oder an jenen verregneten Tag im März, als sie auf den Judenbüchel hinausgefahren war, um dem Henker ihren Mann abzukaufen. Damals hatte Johann auf diesem Karren gelegen, in die schmutzige, fleckige Decke gehüllt, unter der auch jetzt jemand lag.
    Madlen fand ihre Stimme zurück, mit einem Aufschrei legte sie die restlichen Schritte zum Karren zurück und riss die Decke zur Seite. Und schrie abermals auf, diesmal voller Grauen, denn ihr erster Blick fiel auf den abgetrennten Kopf des Wendel Hardefust. Glasige Augen starrten sie aus dem toten Gesicht an, der Mund war in schaurig-stummem Schrei aufgerissen. Daneben lag der Rest von ihm, ein schlaffes Bündel Mensch, bar jeden Lebens.
    Madlen wandte sich zur Seite und würgte heftig, doch ihr Magen war leer, es kam nur bittere Galle.
    »Tut mir leid, das hätte ich Euch gern erspart«, meinte Hermann hinter ihr. »Es war die falsche Seite.« Er trat neben sie und griff nach der Decke. »Vielleicht schreit Ihr besser nicht so laut herum, das hier muss nicht jeder sehen, es ist allein für Eure Augen bestimmt. Ich bin gewissermaßen schon auf dem Weg zum Schindanger und habe nur kurz angehalten, um auch diesen Kerl hier aufzuladen. Euch habe ich dazugeholt, weil ich mir denke, dass Ihr noch einmal mit ihm sprechen solltet, bevor ich ihn mit dem anderen Abfall verscharre.«
    Er lupfte die Decke an der anderen Seite, und nun war zu sehen, dass dort noch jemand auf der Ladefläche lag. Madlen wurde erneut von einem heftigen Würgen geschüttelt, sie musste sich an der Einfassung des Karrens festhalten, sonst wäre sie umgesunken vor nacktem Entsetzen. Doch es war nicht Johann, das sah sie auf den ersten Blick, und zu ihrer Beschämung fühlte sie sich von wilder Erleichterung durchflutet.
    Der Mensch, der dort vor ihr lag, war an Händen und Füßen gefesselt, und hätte sie ihn nicht schon seit ihrer Kindheit gekannt, wäre ihr niemals klar geworden, dass es sich bei diesem blutig entstellten Wesen um Jacop handelte. Er war schwer gefoltert worden, hatte weder Augen noch Ohren und nur noch einen Teil seiner Finger.
    »Die Zunge habe ich ihm gelassen«, teilte Hermann ihr mit, als sei das von wesentlicher Bedeutung. Zu Jacop sagte er: »Und nun erzähl es ihr, alter Freund. Sie ist hier. Wenn du es schnell hinter dich bringst, bringe auch ich es nachher schnell hinter mich, und ich verspreche dir, dass du tot bist, bevor du unter die

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