Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
eine Stahlstange in der Hand hielt. Sie zischte durch die Luft, aber sie traf weder Bob noch Darius. Frethmar entledigte sich eines angreifenden Soldaten, indem er dem Ärmsten im Vorbeilaufen beide Kniescheiben zertrümmerte. Das folgende Kreischen des Verletzten war unerträglich.
Dann war auch er an Bord und mit einem weiten Sprung bei dem ehemaligen General. Er hieb dem Mann mit einem grausigen Schlag den Arm ab. »Und fünf!«
Plong! , machte die Stahlstange und platsch!, machte der Arm.
Molgar fiel zu Boden und begann zu brüllen. Er hielt seinen Armstummel fest und glotzte Frethmar an, als sehe er einen Geist. Er schnappte nach Luft, und als sein Blick auf den eigenen Arm fiel, der etwas weiter entfernt lag, wurde aus dem Schmerzensschrei ein Brausen der Wut. Molgar sprang auf und versuchte, Frethmar zu greifen, als wolle er den Zwerg einhändig erwürgen, aber Bob stellte ihm ein Bein, der Mann stürzte der Länge nach, und dann kam der große Schmerz, der ihn von allem Weltlichen ablenkte und mit sich trug.
Nun schrien schon zwei Männer um die Wette.
»Rein damit!«, befahl der Kapitän und zwei Matrosen zogen die Planke an Bord, denn soeben hatte auch Bob den Weg zurück aufs Schiff gefunden.
Hände reckten sich der Irbina entgegen, und Frethmar stützte sich auf die Reling. Er blickte auf sein Volk hinunter, und fast hätte er geweint. So also würden sie ihn in Erinnerung behalten. Er würde nie wieder auf seine Insel zurückkehren können, es sei denn, es gelang ihm, seine rüden Worte zu erklären. Er hatte den Tumult entfesselt, um zu entfliehen. Aber würde man ihm das glauben?
Eine Situation.
Ein Bild.
Unterschiedliche Wahrheiten.
Der Kapitän kam heran, ein langes Messer in der Hand und zerschnitt zwar mühsam, aber erfolgreich die zwei dicken Taue, mit denen das Schiff an die Poller gebunden war. Kaum klatschten die Taue ins Wasser, tat die Irbina einen Satz nach hinten, wie ein Wildpferd, das sich nicht reiten lassen will, bäumte sich auf, Wind schlug in die Segel, die nach und nach gehisst wurden, der Rudermann hatte seine Position eingenommen, und der Kapitän rief Befehle.
» Wir sehen uns wieder!«, grölte Litr und stieß einen der Soldaten ins Wasser. Wo waren die drei anderen? Niedergeschlagen? Weggebracht? Es war Frethmar egal. Sollten die Zwerge an denen ihre Wut ausleben. Sie waren selbst schuld.
» Verräter an seinem Volk!«, kreischte eine Zwergin.
» Frethmar Großmaul, so werden wir dich ab sofort nennen!«
» Mistkerl!«
» Lügner. Du hast weder einen Drachen getötet, noch eine Maus!«
» Verrecke, du Arsch!«
Molgar gab röchelnde Laute von sich , und jeder an Bord begriff, dass der ehemalige General verblutete, wenn man ihm nicht half.
» Er hat es nicht verdient«, sagte Chuzzlewit hart. »Er hat seinen König verraten. Soll er krepieren.«
Frethmar wirbelte herum. Seine Nerven glühten, die immerwährenden Zornesrufe brannten in seinen Ohren. »Dann bringt ihn endlich um. Sein Gejammer geht mir auf die Nerven.« Er bückte sich, hob den blutenden Arm auf und warf ihn über Bord. Molgar starrte seinem Gliedmaß hinterher wie ein Wahnsinniger und rutschte, die Zähne fletschend, auf einem Arm über die Planken, wobei er aussah wie eine Robbe, die sich verletzt hatte.
» Wer tut es?«, wollte Frethmar wissen.
Darius legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir sind nicht seine Richter.«
» So ist es«, sagte Bob zu seiner eigenen Überraschung und winkte einem Matrosen. »Bringe mir Leder zum Abbinden und ein sauberes Tuch zum Verbinden.«
Der Matrose sah zu Chuzzlewit, dieser nickte bestätigend , und der Matrose sauste davon.
Frethmar runzelte die Stirn. »Ich hätte über dieses verdammte Gold nicht schreiben sollen. Nun werde ich mehr denn je gehasst, Menschen sterben deswegen, und ich selbst wurde grausam gefoltert.«
» Es ist geschehen, Fret«, sagte Darius. »Nun müssen wir mit den Konsequenzen leben.«
Während Bob den Schwerverletzten versorgte, starrte Frethmar vor sich hin, und schließlich gab er sich einen Ruck: »Es gibt weiter westlich eine verborgene, kleine Bucht, in der man ankern kann. Dorthin sollten wir. Dann werde ich meinen Schwur brechen und wir holen gemeinsam den Schatz. Wir bringen ihn nach Dandoria in Connors Obhut. Dann können wir immer noch überlegen, was wir damit machen. Hier, auf Gidweg, ist das Gold nicht mehr sicher. Und die Zwerge sind es auch nicht. Das heute war nur der Anfang. Die Götter mögen verhüten,
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