Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
gleichzeitig bin ich erpressbar. Wenn das bekannt wird, zweifelt man an meiner Gerechtigkeit.«
» Ich erwarte nicht ...«, murmelte Trevor.
» Selbstverständlich erwartet Ihr, Trevor, sonst wäret Ihr nicht hier und hättet Euch offenbart.«
» Was wäre die Strafe für ihr Vergehen?«
» Wenn wir davon ausgehen, dass Zola die junge Frau tatsächlich nicht getötet hat, würde man ihr eine Hand nehmen, sie auspeitschen und für fünf Jahre im Kerker belassen.«
» Dann bitte ich Euch, ihr die Hand zu schenken, die Schmerzen zu ersparen und nach einem Jahr zu entscheiden, ob Ihr den Kerker für einen anderen Verbrecher benötigt, Euer Gnaden.«
Connor fuhr herum. »Und Ihr sagt also, Ihr erwartet nichts?«
In diesem Moment schämte Trevor sich und spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Übertrieb er es? Womit verdiente er sich eine Gefälligkeit? Bisher hatte er für Dandoria noch nichts getan. Hatte Grodon Recht, wenn er sagte, er sei seinem legendären Vater ähnlich, ein vermessener und von sich eingenommener Mann?
Der König unterbrach Trevors Gedanken. »Wie gesagt, weiß ich euer Vertrauen zu schätzen, und Euer Schicksal berührt mich zutiefst. Wäre ich noch so jung wie Ihr ...«
Trevor konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. Der König grummelte und grinste schief. »Ihr habt Stonebrocks Oden gelesen?«
» Ja, mein König.«
» Dann brauche ich nicht zu erklären, was ich als junger Mann getan hätte.« Er straffte sich, aber es wirkte falsch, eher so, als zwinge er sich dazu. »Inzwischen hat sich vieles geändert, und ich bin seit zwanzig Jahren König von Dandoria. Somit bin ich der Redlichkeit verpflichtet.« Er schüttelte in einer unbewussten Geste die Haare nach hinten über die Schultern und schob das Kinn vor, ein Barbar, der auf dem Rachefeldzug war. Er rief die Magd und befahl ihr, die Gefangene zu ihm bringen zu lassen.
Trevor fuhr hoch. Was hatte der König vor?
»Ich möchte in ihre Augen blicken, Trevor. Ich will sehen, ob sie bereut.«
» Das tut sie, mein König.«
» Frauen sind gute Schauspielerinnen, Meisterdieb.«
» Zola ist ...«
Connor winkte ab. »Warten wir es ab. Ich rede mit ihr, dann entscheide ich. Bleibt so lange bei mir.«
Trevor erkannte, dass er erneut einem Test unterzogen wurde und staunte über die Weitsichtigkeit dieses einfach wirkenden Königs. Noch nie in seinem Leben hatte er so tiefe Gefühle für einen Mann gehegt, und für einen Moment wünschte er sich, der Barbar sei sein Bruder oder Onkel. Ein harter, gerechter Typ, der durch die Stürme des Lebens gegangen war, der vieles falsch gemacht und bitter bereut und gebüßt hatte. Kein fehlerfreier Mensch, aber einer, der bewiesen hatte, dass Verantwortung die Würze des Lebens ist und diesen Geschmack täglich kostete.
11
John Darken band seinen Wallach an den Ring und klopfte dem dampfenden Tier auf die Schulter. Der Ritt hatte beiden gutgetan, der Wind die Gedanken gereinigt und einige Becher Bier ihr übriges geleistet.
Der Stallbursche kam herbei und sagte: »Nun hat Pensador sich sein Fressen redlich verdient, nicht wahr, Herr?«
John musterte den Halbling und fragte sich, wie dieser kleine Kerl ein Pferd zäumte. Als ahne der kleine Zweibeiner John Darkens Gedanken, zog er Pensadors Kopf mit einer sanften Geste zu sich herunter und tauschte Trense gegen Halfter, was der Wallach brav mit sich geschehen ließ, ohne einmal zu nicken.
John spürte, dass der Burghof unter ihm sanft schwankte, was vermutlich an den Bieren lag. Der junge Mann tastete an seinen Gürtel und stellte fest, dass das Kurzschwert sich verschoben hatte. Er zog es und musterte die Klinge. Mägde, Waschfrauen, der Zuckerbäcker und der Schmied blickten kurz zu John und einige runzelten die Stirn. Es war verboten, innerhalb der Burg eine Waffe zu zücken, es sei denn, man brachte sie zur Pflege oder Reparatur. Jeder andere Gebrauch, abgesehen von der Abwehr eines Angriffs, hatte hinter geschlossenen Wänden zu geschehen oder außerhalb der Burg. Hier handelte es sich um Minister Darkens Sohn, und jedermann wusste, dass man in so einem Fall mit Kritik besser hinterm Berg hielt. Mochte König Connor auch ein gerechter Mann sein, immer war er nicht zugegen, und junge Männer neigten dazu, ihre Macht schnell auszunutzen.
John spürte die missbilligenden Blicke und wollte das Schwert soeben wieder in die Scheide stecken, als sein Atem stockte. Nur wenige Schritte entfernt öffnete
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