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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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hinter sich die Tür.
    »Nachrichten, Coehoorn? Vielleicht von Rience?«
    »Nein, Eure Majestät. Aber gute Neuigkeiten. Die Rebellion in der Provinz ist niedergeschlagen. Wir haben die Aufrührer zerschmettert. Nur wenigen ist die Flucht nach Verden gelungen. Wir haben den Anführer gefangen, den Fürsten Windhalm von Attre.«
    »Gut«, sagte der Mann nach einer Weile, ohne den Kopf von den gefalteten Händen zu heben. »Windhalm von Attre  ... Lass ihn enthaupten. Nein  ... nicht enthaupten. Auf andere Weise hinrichten. Aufsehenerregend, lange und grausam. Und öffentlich, versteht sich. Ein abschreckendes Beispiel tut not. Etwas, das andere einschüchtert. Aber bitte, Coehoorn, erspare mir die Einzelheiten. In den Berichten brauchst du dich nicht mit anschaulichen Schilderungen abzugeben. Ich finde daran nichts Angenehmes.«
    Der Marschall nickte, schluckte schwer. Er fand daran auch nichts Angenehmes. Absolut nichts. Er gedachte, die Vorbereitung und die Durchführung der Hinrichtung den Fachleuten zu überlassen. Er hatte nicht im Mindesten vor, die Fachleute nach Einzelheiten zu fragen. Schon gar nicht, dabei zu sein.
    »Du wirst bei der Hinrichtung zugegen sein.« Der Mann hob den Kopf, nahm einen Brief vom Tisch, erbrach das Siegel. »Offiziell. Als Statthalter der Provinz Cintra. Du wirst mich vertreten. Ich habe keine Lust, mir das anzusehen. Das ist ein Befehl, Coehoorn.«
    »Jawohl!« Der Marschall versuchte gar nicht erst, seinen Missmut zu verbergen. Vor dem Mann, der den Befehl erteilt hatte, durfte man nichts verbergen. Und es gelang auch kaum jemandem.
    Der Mann warf einen Blick auf den geöffneten Brief, schleuderte ihn fast sofort ins Feuer, in den Kamin.
    »Coehoorn.«
    »Ja, Majestät?«
    »Ich werde den Bericht von Rience nicht abwarten. Bring die Magier auf die Beine, sie sollen eine Fernverbindung mit dem Kontaktpunkt in Redanien vorbereiten. Sie sollen meinen mündlichen Befehl übermitteln, der sofort an Rience weitergegeben werden muss. Der Befehl hat folgenden Inhalt: Rience soll aufhören, herumzutändeln und sich mit dem Hexer abzugeben. Denn das kann übel ausgehen. Mit dem Hexer darf er sich nicht abgeben. Den kenne ich, Coehoorn. Er ist zu schlau, um Rience auf die Spur zu führen. Ich wiederhole, Rience soll unverzüglich ein Attentat organisieren, den Hexer unverzüglich ausschalten. Ihn umbringen. Und dann verschwinden, sich verborgen halten und Befehle abwarten. Und falls er vorher der Zauberin auf die Spur kommt, soll er sie in Ruhe lassen. Yennefer darf kein Haar gekrümmt werden. Hast du das verstanden, Coehoorn?«
    »Jawohl.«
    »Die Fernverbindung soll chiffriert und gründlich vor einer magischen Entzifferung geschützt sein. Sag das den Zauberern. Wenn sie pfuschen, wenn Unbefugte vom Inhalt dieses Befehls erfahren, werde ich sie zur Verantwortung ziehen.«
    »Jawohl.« Der Marschall räusperte sich, straffte sich.
    »Was noch, Coehoorn?«
    »Der Graf  ... Er ist schon hier, Eure Majestät. Er ist wie befohlen zur Stelle.«
    »Schon?« Der Mann lächelte. »Eine staunenswerte Eile. Ich hoffe, er hat diesen Rappen nicht zuschanden geritten, um den ihn alle so beneideten. Er soll hereinkommen.«
    »Soll ich bei dem Gespräch zugegen sein, Eure Majestät?«
    »Selbstverständlich, Statthalter von Cintra.«
    Der aus den Vorzimmern gerufene Ritter trat mit energischem, kraftvollem, lautem Schritt ins Zimmer, dass seine schwarze Rüstung klirrte. Er blieb stehen, straffte sich stolz, warf den nassen und lehmbeschmierten schwarzen Umhang von der Schulter, legte die Hand auf den Griff des mächtigen Schwertes. Gegen die Hüfte drückte er den schwarzen Helm, der mit den Flügeln eines Raubvogels geschmückt war. Coehoorn betrachtete das Gesicht des Ritters. Er erblickte darin harten, kriegerischen Stolz und Kühnheit. Er erblickte nichts, was man im Gesicht eines Mannes erblicken müsste, der die beiden letzten Jahre im Gefängnis zugebracht hatte, an einem Ort, aus dem der Weg allen Anzeichen nach nur aufs Schafott führen konnte. Der Marschall lächelte still in sich hinein. Er wusste, dass die Todesverachtung und die Tollkühnheit der jungen Leute ausschließlich von einem Mangel an Vorstellungskraft herrührten. Er wusste es genau. Er war selbst einmal solch ein junger Mann gewesen.
    Der am Tische sitzende Mann stützte das Kinn auf die gefalteten Hände, schaute den Ritter ernst an. Der junge Mann straffte sich wie eine Sehne.
    »Damit das klar ist«, sagte der Mann

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