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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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begann, aufmerksamer als bisher die Umgebung zu betrachten.
    Seit dem Augenblick, als sie die belebte Straße verlassen hatte, wies ihr die graublaue Wand der Berge die Richtung, deren schneebedeckte Gipfel in den wenigen Augenblicken golden funkelten, da die Sonne durch die Wolken drang, meistens früh am Morgen und kurz vor dem Untergang. Nun, da sie der Bergkette schon näher war, musste sie besser achtgeben. Das Gebiet um Kaer Morhen war bekannt für seine Wildheit und Unzugänglichkeit, und die Scharte in der Granitwand, an der sie sich orientieren musste, war für ein ungeübtes Auge schwer zu erkennen. Es genügte, in eine der zahllosen Schluchten abzubiegen, um sie aus dem Auge zu verlieren. Sogar sie, die sie die Gegend, den Weg kannte und wusste, wo sie den Durchgang suchen musste, konnte sich keinen Augenblick der Unaufmerksamkeit leisten.
    Der Wald hörte auf. Vor der Zauberin erstreckte sich ein weites, von Geröll bedecktes Tal, das bis zu den steilen Hängen an der gegenüberliegenden Seite reichte. Mitten im Tal floss der Gwenllech, der Weißsteinfluss, strudelte schäumend zwischen Felsblöcken und angeschwemmten Baumstämmen dahin. Hier im Oberlauf war der Gwenllech nur ein flacher, wenngleich breiter Wasserlauf. Hier konnte man ihn ohne Mühe durchqueren. Flußab, in Kaedwen, im Mittellauf, bildete der Fluss ein unüberwindliches Hindernis – er war reißend und strömte am Grunde tiefer Schluchten dahin.
    Ins Wasser geritten, beschleunigte der Wallach den Schritt, wollte sichtlich möglichst schnell ans andere Ufer. Triss zügelte ihn ein wenig – das Flussbett war seicht, reichte dem Pferd knapp über die Fesseln, doch die Steine am Grunde waren glitschig und die Strömung schnell und reißend. Das Wasser strudelte und schäumte um die Beine des Tiers.
    Die Zauberin schaute zum Himmel. Zunehmende Kälte und auffrischender Wind konnten hier in den Bergen einen Schneesturm ankündigen, und die Aussicht, eine weitere Nacht in einer Grotte oder einer Felsspalte zu verbringen, behagte ihr nicht recht. Wenn es sein musste, hätte sie die Reise sogar in einem Schneesturm fortsetzen können, sie konnte den Weg telepathisch erkunden und sich magisch gegen die Kälte wappnen. Sie konnte es, wenn es sein musste. Besser aber, wenn sie es nicht musste.
    Zum Glück war Kaer Morhen schon nahe. Triss ritt den Wallach einen flachen Geröllhang hinan, in einen schmalen Spalt zwischen Felsblöcken hinein. Die Wände der Schlucht ragten senkrecht empor, schienen sich hoch oben zu treffen, nur von einem schmalen Streifen Himmel getrennt. Es wurde wärmer, denn der über den Felsen heulende Wind erreichte sie nicht mehr, peitschte und biss nicht.
    Die Felsspalte wurde breiter, führte zu einem Hohlweg und dann in ein Tal, in eine große, runde, bewaldete Mulde, die sich zwischen zackigen Felsbrocken erstreckte. Die Zauberin ignorierte die flachen, leicht zugänglichen Flanken der Mulde, ritt vielmehr geradewegs in den Wald, ins dichte Unterholz. Trockene Äste knackten unter den Hufen. Der Wallach, der über gefallene Baumstämme steigen musste, begann zu schnauben, zu tänzeln, zu stampfen. Triss zog die Zügel an, fasste das Pferd an dem struppigen Ohr und schimpfte unflätig, wobei sie seine Versehrtheit erwähnte. Das Ross machte in der Tat den Eindruck, als schäme es sich, und ging ruhiger und forscher, wobei es selbst den Weg durchs Dickicht wählte.
    Bald waren sie auf freiem Gelände, kamen ins Bett eines Baches, der dünn am Grunde eines Hohlwegs rann. Die Zauberin blickte sich aufmerksam um. Bald hatte sie entdeckt, was sie suchte. Über dem Hohlweg lag, auf riesige Felsblöcke gestützt, waagerecht ein mächtiger Baumstamm, dunkel, kahl, grün von Moos. Triss ritt näher heran, um sich zu vergewissern, dass das wirklich die 
Spur
 war und nicht ein zufällig vom Unwetter gefällter Baum. Sie bemerkte jedoch einen unscheinbaren schmalen Pfad, der im Wald verschwand. Sie konnte sich nicht irren – das war zweifellos die 
Spur
, der rings um das Schloss Kaer Morhen verlaufende, mit Hindernissen gespickte Weg, auf dem die Hexer schnelles Laufen und Atemkontrolle trainierten. Er hieß »die Spur«, doch Triss wusste, dass die jungen Hexer dafür einen eigenen Namen hatten: »die Quälerei«.
    Sie beugte sich zum Hals des Pferdes hinab und ritt langsam unter dem Baumstamm hindurch. Da hörte sie Steine klirren. Und die schnellen, leichten Schritte eines laufenden Menschen.
    Sie drehte sich im Sattel um,

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