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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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unvergleichlich Mächtigeres. Deshalb hatte ich Angst, ihn zu verfolgen, ohne zu wissen, wo ich herauskomme. Aber ich habe ihm eine ziemlich hohe Temperatur hinterhergeschickt. Er wird eine Menge Zaubersprüche und Elixiere brauchen, die gegen Verbrennungen helfen, und trotzdem wird er eine Zeitlang gebrandmarkt sein.«
    »Vielleicht interessiert es dich, dass es ein Nilfgaarder war.«
    »Glaubst du?« Yennefer richtete sich auf, nahm mit einer raschen Bewegung das Stilett aus der Tasche, drehte es in der Hand. »Nilfgaarder Messer tragen jetzt viele Leute. Sie sind bequem und praktisch, man kann sie sogar im Dekolleté verbergen  ...«
    »Es geht nicht um das Messer. Als er mich ausfragte, benutzte er Ausdrücke wie ›die Schlacht um Cintra‹ und ›die Eroberung der Stadt‹ oder etwas in der Art. Ich habe nie gehört, dass jemand diese Ereignisse so genannt hätte. Für uns war das immer das Gemetzel von Cintra. Niemand sagt es anders.«
    Die Zauberin hob die Hand, musterte die Fingernägel. »Schlau, Rittersporn. Du hast ein feines Gehör.«
    »Eine Berufskrankheit.«
    »Hm, welchen Beruf du wohl meinst?« Sie lächelte flüchtig. »Aber ich danke dir für die Information. Sie war wertvoll.«
    »Mag das« – er erwiderte das Lächeln – »mein Beitrag zu einer Veränderung zum Besseren sein. Sag mir, Yennefer, warum interessiert sich Nilfgaard derart für Geralt und das Mädchen aus Cintra?«
    »Steck deine Nase nicht da hinein.« Sie wurde plötzlich ernst. »Wie gesagt, du musst vergessen, was du jemals über die Enkelin Calanthes gehört hast.«
    »Gewiss, das hast du gesagt. Aber ich suche keinen Stoff für eine Ballade.«
    »Was also, zum Teufel, suchst du? Prügel?«
    »Nehmen wir an«, sagte er leise, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt, und schaute der Zauberin in die Augen. »Nehmen wir an, dass Geralt dieses Kind tatsächlich gefunden und gerettet hat. Nehmen wir an, dass er schließlich doch begonnen hat, an die Kraft der Vorsehung zu glauben, und das gefundene Kind mitgenommen hat. Wohin? Rience hat versucht, das mit Foltern aus mir herauszupressen. Aber du weißt es, Yennefer. Du weißt, wo sich der Hexer verkrochen hat.«
    »Ich weiß es.«
    »Und du weißt, wie man dort hingelangt?«
    »Auch das weiß ich.«
    »Findest du nicht, dass du ihn warnen solltest? Ihm mitteilen, dass Leute vom Schlage dieses Rience ihn und das Mädchen suchen? Ich würde hinreiten, aber ich weiß wirklich nicht, wo das ist  ... Der Ort, dessen Namen ich lieber nicht ausspreche  ...«
    »Zieh die Schlussfolgerung, Rittersporn.«
    »Wenn du weißt, wo sich Geralt befindet, musst du hinreiten und ihn warnen. Du schuldest ihm etwas, Yennefer. Immerhin hat dich doch etwas mit ihm verbunden.«
    »Gewiss«, bestätigte sie kalt. »Etwas hat mich mit ihm verbunden. Daher kenne ich ihn ein wenig. Er mochte es nicht, wenn man ihm Hilfe aufdrängte. Und wenn er Hilfe brauchte, suchte er sie bei Leuten, denen er vertraute. Seit diesen Ereignissen ist über ein Jahr vergangen, und ich  ... habe von ihm keinerlei Nachricht bekommen. Was die Schuld betrifft, so schulde ich ihm ebenso viel wie er mir. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Dann werde ich hinreiten.« Er hob den Kopf. »Sag mir  ...«
    »Ich werde es dir nicht sagen«, unterbrach sie ihn. »Viel zu riskant für dich, Rittersporn. Sie könnten sich wieder an dich heranmachen; je weniger du weißt, umso besser. Verschwinde von hier. Reite nach Redanien, zu Dijkstra und Philippa Eilhart, häng dich an den Hof von Wisimir. Und ich warne dich nochmals: Vergiss das Löwenjunge von Cintra. Vergiss Ciri. Gib vor, diesen Namen niemals gehört zu haben. Tu, worum ich dich bitte. Ich möchte nicht, dass dir etwas Böses zustößt. Dafür habe ich dich zu gern, verdanke ich dir zu viel.«
    »Das hast du jetzt schon zum zweiten Mal gesagt. Was verdankst du mir, Yennefer?«
    Die Zauberin wandte den Kopf ab, schwieg lange.
    »Du bist mit ihm geritten«, sagte sie schließlich. »Dank dir war er nicht allein. Du warst ihm ein Freund. Du warst bei ihm.«
    Der Barde senkte den Blick.
    »Er hat nicht viel davon gehabt«, murmelte er. »Nicht viel Nutzen von dieser Freundschaft. Er hatte meinetwegen hauptsächlich Scherereien. Immerzu musste er mich aus einer Bredouille befreien  ... mir helfen  ...«
    Sie beugte sich über den Tisch, legte ihre Hand auf seine, drückte fest, ohne ein Wort zu sagen. In ihrem Blick lag Bedauern.
    »Reite nach Redanien«, wiederholte

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