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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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geirrt. Es ist nicht Yarpen  ... Wir haben ihn zu Unrecht verdächtigt  ... Ich bürge für ihn. Yarpen hat uns nicht verraten  ... uns nicht verra  ...«
    »Schweig!«, schrie der Ritter. »Schweig, Vilfrid! He, schnell, bringt die Trage her! Die Trage!«
    »Schon nicht mehr nötig«, sagte die Zauberin dumpf und schaute auf Wencks Mund, wo sich keine Blasen mehr bildeten. Ciri wandte sich ab, presste das Gesicht gegen Geralts Seite.
    Fredegard richtete sich auf. Yarpen Zigrin schaute ihn nicht an. Er schaute zu den Erschlagenen. Auf Regan Dahlberg, der noch immer bei seinem Bruder kniete.
    »Das war notwendig, Herr Zigrin«, sagte der Ritter. »Es ist Krieg. Es gab einen Befehl. Wir mussten Gewissheit haben  ...«
    Yarpen schwieg.
    Der Ritter senkte den Blick. »Verzeiht«, flüsterte er.
    Der Zwerg wandte langsam den Kopf, betrachtete den Ritter. Geralt. Ciri. Alle. Die Menschen.
    »Was habt ihr mit uns gemacht?«, fragte er bitter. »Was habt ihr mit uns gemacht? Was habt ihr  ... aus uns gemacht?«
    Niemand gab ihm Antwort.
    Die Augen der langbeinigen Elfe waren glasig und matt. Auf ihren verzerrten Lippen war ein Schrei erstarrt.
    Geralt umarmte Ciri. Mit einer langsamen Bewegung löste er von ihrer Jacke die weiße, rot gesprenkelte Rose; wortlos warf er die Blüte auf den Körper der Scioa’tael.
    »Ade«, flüsterte Ciri. »Ade, Rose von Shaerrawedd. Ade und  ...«
    »Und verzeih uns«, schloss der Hexer.
     

Sie streifen im Lande umher, zudringlich und dreist, heißen sich selbst des Bösen Verfolger, der Werwölfe Vernichter und der Vampire Vertilger, und ziehen den Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche, nach welchselbigem unehrlichen Gewinne sie weiterziehen, um in der nächsten Stadt dem nämlichen Betruge zu obliegen. Am leichtesten finden sie Einlass in der Hütte des ehrlichen, einfachen und arglosen Landmannes, der jegliches Unglück und bösen Zufall geschwinde der Zauberey zuschreibt, widernatürlichen Geschöpfen und Ungeheuern, dem Wirken der Gestirne oder eines bösen Geistes. Anstatt zu den Göttern zu beten, anstatt dem Tempel ein reiches Opfer zu bringen, findet sich dieser Simpel bereit, dem bösen Hexer seinen letzten Groschen zu geben, denn er glaubt, dass der Hexer, selbiger gottlose Abirrling, sein Los zu ändern und dem Unglücke zu wehren verstünde.
     
    Anonymus, 
Das Monstrum,
als da ist eine Beschreibung des Hexers
     
    Ich habe nichts gegen die Hexer.
Sollen sie doch Jagd auf Vampire machen.
Wenn sie nur Steuern bezahlen.
    Radowid III., der Kühne, König von Redanien
     
    Wenn du Gerechtigkeit willst, heure einen Hexer an.
    Graffito an der Wand des Lehrstuhls der Rechte
an der Universität in Oxenfurt

Das fünfte Kapitel
    »Hast du etwas gesagt?«
    Der Junge schniefte und schob sich die zu große Samtmütze mit der rauflustig hinten herabhängenden Fasanenfeder aus der Stirn.
    »Bist du ein Ritter?«, wiederholte er die Frage, während er Geralt aus Augen wie Waschblau betrachtete.
    »Nein«, antwortete der Hexer, verwundert, dass er Lust zu antworten hatte. »Bin ich nicht.«
    »Aber du hast ein Schwert! Mein Papa ist Ritter von König Foltest. Er hat auch ein Schwert. Das ist größer als deins!«
    Geralt stützte den Ellenbogen auf die Reling und spuckte ins Wasser, das hinter dem Heck der Schute wirbelte.
    »Du trägst es auf dem Rücken«, ließ die Rotznase nicht locker. Die Mütze war ihm abermals über die Augen gerutscht.
    »Was?«
    »Das Schwert. Auf dem Rücken. Warum hast du auf dem Rücken ein Schwert?«
    »Weil sie mir das Ruder gestohlen haben.«
    Die Rotznase sperrte den Mund auf und stellte imposante Lücken zur Schau, wo die Milchzähne ausgefallen waren.
    »Geh von der Bordwand weg«, sagte der Hexer. »Und mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein.«
    Der Junge sperrte den Mund noch weiter auf.
    »Grau geworden und doch nichts gelernt«, murmelte die Mutter, eine würdevoll gekleidete Edelfrau, und zog den Sprössling am Biberfellkragen des Mantels fort. »Komm her, Everett! Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du dich nicht mit dem gemeinen Volk abgeben sollst!«
    Geralt seufzte und betrachtete die Umrisse der Inseln und Vorgebirge, die aus dem Morgennebel hervortraten. Die Schute, unförmig wie eine Schildkröte, bewegte sich mit dem ihr eigenen, also im Schildkröten-Tempo, wie es die träge Strömung des Deltas vorschrieb. Die Passagiere, größtenteils Kaufleute und Dörfler, dösten auf ihren Gepäckstücken. Der Hexer entfaltete

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