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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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hinzuzuziehen, so nimm davon Abstand, denn es ist nicht notwendig. Ich breche ungesäumt auf, direkt zu dem Ort, den Du etwas verklausuliert, mir aber verständlich angegeben hast. Selbstverständlich werde ich unter völliger Geheimhaltung und Beachtung von Vorsichtsmaßnahmen aufbrechen. An Ort und Stelle werde ich mich über das Wesen des Problems orientieren und tun, was in meiner Macht steht, um die sprudelnde Quelle zu beruhigen. Ich werde mich bemühen, dabei nicht schlechter abzuschneiden als andere Damen, an die Du Dich mit Hilfeersuchen gewandt hast, wendest oder zu wenden pflegst. Immerhin bin ich ja Deine liebe Freundin. Mir ist zu sehr an Deiner wertvollen Freundschaft gelegen, als dass ich Dich enttäuschen könnte, lieber Freund.
    Solltest Du im Laufe der nächsten Jahre den Wunsch verspüren, mir zu schreiben, so zögere keinen Augenblick. Ich freue mich ungemein über Deine Briefe.
     
    Deine Freundin Yennefer
     
    Der Brief roch nach Flieder und Stachelbeeren.
    Geralt fluchte.
    Aus den Gedanken rissen ihn plötzliche Bewegung an Deck und ein Schwanken der Schute, das einen Kurswechsel anzeigte. Ein Teil der Passagiere sammelte sich auf Steuerbord. Vom Bug her brüllte der Schiffer Pletscherper Befehle, die Schute bog langsam und widerwillig zum temerischen Ufer hin ab, verließ die Fahrrinne und machte zwei Schiffen Platz, die aus dem Nebel aufgetaucht waren. Der Hexer schaute neugierig hin.
    Zuerst kam eine große, mindestens siebzig Ellen lange Galeasse mit drei Masten, von denen die amarantfarbene Flagge mit dem silbernen Adler wehte. Hinter ihr folgte mit dem rhythmischen Schlag der vierzig Ruder eine kleine, schlanke Galeere, mit dem Zeichen eines rotgoldenen Sparrens auf schwarzem Feld verziert.
    »Och, sind das vielleicht großmächtige Drachen«, sagte Pletscherper, der sich neben den Hexer stellte. »Die pflügen durch den Fluss, dass er Wellen schlägt.«
    »Interessant«, murmelte Geralt. »Die Galeasse fährt unter redanischer Flagge, aber die Galeere ist aus Aedirn.«
    »Aus Aedirn, freilich«, bestätigte der Schiffer. »Und sie führt den Wimpel des Statthalters von Hagge. Beachtet aber, beide Schiffe haben auf Kiel gebaute Rümpfe, mindestens zwei Ellen Tiefgang. Das heißt, sie fahren nicht bis nach Hagge, denn sie würden nicht durch die Stromschnellen und Untiefen weiter oben im Fluss kommen. Sie fahren nach Gyscht oder nach Weißbrücke. Und schaut, auf den Decks wimmelt es von Bewaffneten. Das sind keine Kauffahrer. Das sind Kriegsschiffe, Herr Geralt.«
    »Auf der Galeasse fährt jemand Wichtiges. Sie haben auf Deck ein Zelt aufgeschlagen.«
    »Ja, so reisen heutzutage die hohen Herren.« Pletscherper nickte und stocherte mit einem von der Reling abgelösten Span in den Zähnen. »Der Fluss ist sicherer. In den Wäldern grassieren Elfenkommandos, man weiß nie, hinter welchem Baum ein Pfeil hervorschwirrt. Aber zu Wasser besteht keine Gefahr. Der Elf liebt wie die Katze kein Wasser. Die sitzen lieber im Dickicht  ...«
    »Es muss jemand wirklich Wichtiges sein. Das Zelt ist prächtig.«
    »Ja, kann sein. Wer weiß, vielleicht hat König Wisimir höchstselbst den Fluss beehrt? Verschiedene Leute reisen jetzt  ... Aber weil wir gerade dabei sind, Ihr habt mich in Gyscht gebeten, ich soll die Ohren offen halten, ob sich nicht jemand für Euch interessiert, nach Euch fragt. Seht Ihr den Tolpatsch dort?«
    »Zeig nicht mit dem Finger, Pletscherper. Was ist das für einer?«
    »Woher soll ich das wissen? Fragt ihn selber, er kommt ja zu uns her. Schaut, wie der schwankt. Dabei ist das Wasser wie ’n Spiegel; wenn es ein bisschen unruhig wäre, würde der bestimmt auf allen vieren kriechen, der Tölpel.«
    Der »Tölpel« erwies sich als nicht besonders großer, dünner Mann von schwer zu bestimmendem Alter, in einen weiten und nicht allzu sauberen Wollmantel gekleidet, den eine runde Messingfibel zusammenhielt. Die Spange der Fibel, die offensichtlich verloren gegangen war, ersetzte ein krummer Nagel mit plattgeschlagenem Kopf. Der Mann trat heran, räusperte sich, kniff kurzsichtig die Augen zusammen.
    »Hmm  ... Habe ich das Vergnügen mit Geralt von Riva, dem Hexer?«
    »Ja, verehrter Herr. Das habt Ihr.«
    »Erlaubt, dass ich mich vorstelle. Ich bin Linus Pitt, Magister Bakkalaureus, und unterrichte Naturgeschichte an der Universität in Oxenfurt.«
    »Ist mir außerordentlich angenehm.«
    »Hmm  ... Man hat mir gesagt, dass der Herr die Reise im Auftrag der Reederei

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