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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Prozent manuell.“
    Walter hatte noch nicht ausgeredet, da wurde es finster. Sie hatten die Schattenzone erreicht. Noch etwa zwei Kilometer bis zum Ziel.
    Die Monitore wurden schwarz. Damit hatten die Konstrukteure der Landeeinheit gerechnet, weshalb sie extragroße Fenster eingebaut hatten. Walter musste auf Sicht fliegen, ohne jegliche elektronische Unterstützung.
    „Navigationscomputer ausgefallen“, meldete Anne wie nebenbei. Sie war schon dabei, manuell zu rechnen.
    Anne hielt Walter einen Ausdruck hin, auf dem sie mit Leuchtstift einige Stellen markiert hatte. Eine rote Linie schlängelte sich zwischen den Markierungen hindurch.
    „Du musst eine Achtzig-Grad-Kurve fliegen, schaffst du das?“
    „Was ist, wenn ich nein sage?“
    „Dann sind wir tot.“
    „Also, ja!“
    Die erste markierte Stelle kam schnell näher. Ein riesiger Felsvorsprung.
    „Das ist keine Säule“, rief Walter. „Das ist eine kleine Wand, verdammt.“
    Das hatten sie von vorne nicht sehen können.
    „Die Kurve vor der nächsten Felsnadel ist zu eng.“
    „Wir müssen durch. Anders geht es nicht.“
    Walter kippte die Landeeinheit zur Seite, um mehr Düsen zur Verzögerung einsetzen zu können.
    Die Nadel kam näher.
    Am Seitenfenster huschte etwas vorbei. Anne erkannte eine längliche Silhouette, ein Container der Lantis. Sie hatte keine Sekunde Zeit, genauer hinzusehen. Vor dem anderen Fenster wuchs die Felsnadel, jetzt grell angestrahlt von ihren Scheinwerfern.
    Sie kam näher.
    Anne hielt die Luft an.
    Walter fluchte.
    Die Landeeinheit wurde langsamer ... aber es reichte nicht. Ein lautes Knirschen tönte durch die Kapsel. Die Felsnadel verschwand in absoluter Finsternis.
    „Es hat die rechten Scheinwerfer erwischt“, brüllte Walter in den Krach hinein.“
    Anne versuchte sich der Teile zu erwehren, die durch die Kapsel flogen. Die Erschütterung hatte Unterlagen und andere Sachen losgerissen.
    „Noch vierhundert Meter bis zum Ziel“, rief sie zurück.
    „Ich kann nichts mehr sehen“, rief Walter.
    Das lag nicht an den fehlenden Scheinwerfern, denn die an der linken Seite waren ja noch intakt. Aber das heftige Bremsmanöver und die anschließende Kollision hatten so viel Mondstaub aufgewirbelt, dass sie nur noch Schlieren erkennen konnten.
    „Wir müssen landen! Eine zweite Kollision überleben wir nicht!“
    Ob sie die erste Kollision überlebt hatten, stand auch noch nicht fest. Wenn die innere Hülle einen Riss bekommen hatte, hatten sie ein tödliches Problem.
     
    Walter schloss die Augen. Hinter der Felsnadel war im letzten Moment eine schräge Geröllebene sichtbar geworden. Er versuchte, sich das Bild ins Gedächtnis zu rufen, das er vor der Kollision gesehen hatte. Zum Glück war die Landeeinheit nicht mehr schnell. Nach etwa zwanzig Metern setzte er auf.
     
    Anne spürte den Ruck, als die Landestützen den Boden berührten.
    Die Einheit neigte sich zur Seite.
    Walter versuchte, mit den Hydraulikstützen auszugleichen.
    Es gelang. Teilweise. Und nur kurz.
    „Wir rutschen“, rief Anne. Sie hielt sich instinktiv fest, obwohl das natürlich sinnlos war. Sie war fest angeschnallt.
    Walter betätigte in schneller Folge die Steuerungsdüsen. Es ruckelte einige Male. Unter ihnen knirschte es wieder.
    Die Bewegung hörte auf. Es wurde still. Vor den verbliebenen Scheinwerfern waberte der Mondstaub dichter als zuvor.
    „So viel zu der Frage, ob man hier Grünschnäbel hinschicken kann“, sagte Walter.

6.
     
    „Systemstatus?“
    „Innendruck konstant“, sagte Anne.
    Sie hatten kein Leck. Das war eine gute Nachricht.
    „Die Luftaufbereitungsanlage arbeitet nur zu fünfzehn Prozent.“
    Das war die Auswirkung der Störstrahlung, die so nah an ihrer Quelle ziemlich stark war. Damit hatten sie gerechnet.
    „Und die Sauerstofftanks?“
    „Der an der rechten Seite verliert schnell an Druck. Der linke ist stabil.“
    Anne öffnete ihren Helm. „Dann atmen wir die Luft, solange wir sie haben. Wie viel Zeit bleibt uns?“
    „Etwa zwölf Stunden plus vier Stunden mit der Luft unserer Anzüge.“
    „Also sollten wir anfangen zu arbeiten“, sagte Anne.
    Walter schnallte sich los, um weitere Systeme zu kontrollieren. Anne begann, die Scheinwerfer in schneller Folge aus - und einzuschalten. Morsezeichen. Eine Funkverbindung gab es erwartungsgemäß nicht, also war das die einzige Möglichkeit, die Menschen auf der Erde über ihre Landung zu unterrichten. Anne wusste, dass alle Teleskope im Himmelspalast und auf der

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