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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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also.
    Der Sensor für die Störstrahlung zeigte den höchsten jemals gemessenen Wert. Anne hatte die Quelle gefunden. Und diese war, wie erwartet, nicht aus böser Absicht entstanden, sondern ganz offensichtlich als Folge eines Unfalls.
    Anne brachte Walter auf den neuesten Stand.
    „Sehr gut. Meinst du, du kannst die Quelle direkt ausschalten? Oder musst du den Container sprengen?“
    Den Container sprengen. Das war die allerletzte Möglichkeit. Aber wirklich die allerletzte. Die Container bargen unermessliche Schätze, die für ewig verloren waren, wenn man sie einmal zerstört hatte. Anne hätte für jeden einzelnen dieser Container ihr Leben riskiert.
    „Ich werde versuchen, in den Container hineinzusehen. Erst dann kann ich entscheiden.“
    „Mach das.“
    Der Riss maß an seiner breitesten Stelle fünfundvierzig Zentimeter. Das war nicht allzu viel, aber für einen ersten Einblick genug. Um an diese Stelle zu gelangen, musste sie zwischen zwei mannshohen Felsen hindurch. Dieser Spalt war etwas breiter als der Riss im Container. Mit etwas gutem Willen würde sie es schaffen. Guten Willen hatte sie reichlich.

7.
     
    Anne streifte den Rucksack mit ihrer Ausrüstung ab. Er würde sie bei ihrer Aufgabe nur behindern. Sie musste sich erst einmal ein Bild machen, was sie wirklich an Werkzeug benötigte.
    Anne quetschte sich zwischen die Felsen. Sie spürte, wie der Stein an ihrem Anzug schabte, und konnte nur darauf vertrauen, dass er tatsächlich so stabil war, wie es die Vorführungs-Videos zeigten. Allen Beteiligten war klar gewesen, dass es sich bei diesem Einsatz nicht um eine Wissenschaftsmission handelte, bei der man auf harmlosem Gelände herumspazierte und Bodenproben einsammelte. Anne und Walter waren bereit, ihr Leben zu riskieren und Dr. Bardouin, General Kowalev und die anderen hatten alles gegeben, um diese Leben bestmöglich zu schützen. Jeder ihrer Anzüge kostete einen zweistelligen Millionenbetrag. Anne hoffte sehr, dass sie dieses Geld auch wert waren.
    Nachdem sie die erste Engstelle hinter sich hatte, überprüfte sie die kritischen Punkte. Ein einziger Ritz, der sich nicht abdichtete, bedeutete ihren sicheren Tod. Das kevlar-verstärkte Gewebe hielt. Gut. Mit diesem Wissen kroch sie schneller voran.
    Vor dem Container war der Raum so groß, dass sie sich hinknien konnte. Das machte alles einfacher. Der Boden war von einem gelblichen Pulver bedeckt, das offensichtlich aus dem beschädigten Container gerieselt war. Im Container war mehr davon. Füllmaterial. Natürlich. Im Weltraum war so etwas überflüssig, aber wenn man eine empfindliche Fracht gegen die Erschütterungen einer robusten Landung schützen wollte, ergab es Sinn. Man packte die Container und füllte die verbleibenden Zwischenräume mit Material, das die Stöße abfing.
    Anne schaufelte mit ihren Händen das Pulver beiseite. Aus dem Container rieselte es ständig nach. Das war gut, denn das ließ auf Hohlräume im Container schließen, was ihr die Suche nach der Strahlungsquelle erleichtern würde. Wäre alles dicht und eng gepackt, hätte sie ein Problem gehabt und am Ende womöglich doch sprengen müssen.
    Etwas anderes machte Anne mehr Sorgen. Die Stärke der Störstrahlung stieg rapide an. Anscheinend hatte das Pulver isolierend gewirkt, was jetzt wegfiel. Als einziges Hindernis für die Strahlung verblieb jetzt die Außenhülle des Containers. Der Zeiger für die Strahlungsstärke war am Ende des roten Bereichs angelangt, und er machte den Eindruck, dass er den kleinen Begrenzungsstab am liebsten wegsprengen würde. Theoretisch sollte die Strahlung keine Auswirkungen auf biologisches Gewebe haben - aber bis zu welcher Strahlungsstärke galt diese Theorie?
    Vor Annes Augen zuckten Blitze. Jedenfalls sah es so aus. Sie kannte diesen Effekt seit ihrem ersten Besuch auf der Internationalen Raumstation. Die Teilchen der kosmischen Strahlung lösten diese Blitze aus, wenn sie auf die Netzhaut trafen. Das war gewöhnungsbedürftig, vor allem nachts, wenn man schlafen wollte. Diese Blitze hier waren wesentlich stärker. So viel zu der Theorie „... hat keinen Einfluss auf organisches Material.“
    Vorsichtig schob Anne ihren Kopf durch die breiteste Stelle des Risses. Der Rand war unregelmäßig gezackt und sie wollte ihren Anzug nicht zu sehr auf die Probe stellen. Auf ihrer Netzhaut tobte ein regelrechtes Gewitter. Die Blitze waren so hell und kamen in so schneller Folge, dass sie automatisch ihre Lider schloss - was nichts

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