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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Erde in diesem Moment ihren Standort anpeilten. Ob durch den aufgewirbelten dichten, Mondstaub genug Licht nach außen drang, konnte sie nur hoffen. Sie gab ihre Nachricht zweimal durch. Das musste genügen. Sie hatten anderes zu tun.
    Anne folgte Walter nach draußen.
    Ihre Sicht betrug etwa drei Meter. Das war nicht viel. Der Staub reflektierte das Licht ihrer beiden Helmscheinwerfer grell weiß, so dass sie den Eindruck hatte, in einer Schüssel voller Milch zu stehen. Anne schaltete ihre Scheinwerfer aus und sah rechts von sich einen anderen Lichtkegel, den von Walter. Er stand hinter der Landeeinheit. Zwei Sprünge in der niedrigen Schwerkraft brachten sie zu ihm.
    In ihrem Empfänger knackte es.
    „Willkommen auf deinem Lieblingsmond“, sagte Walter.
    Gut. Auf kurze Entfernung funktionierte der Funk doch. Das machte vieles einfacher.
    „Wie sieht unsere Kapsel aus?“, fragte Anne.
    „Geht so. Die Hydraulikstützen stecken im Geröll fest, aber die brauchen wir für den Start nicht. An der Bergseite blockieren einige Felsbrocken einen Start, aber mit ein bisschen Arbeit kriege ich die weg. Dann wird auch die Ladeluke für unseren Schweber frei.“
    „Wie lange?“
    „Fünf bis zehn Stunden. Je nachdem, wie viel nachrutscht.“
    Das war schlecht. Wenn sie Pech hatten, blieb nicht mehr genug Zeit für ihre eigentliche Aufgabe. Sie mussten den fraglichen Container suchen und dann noch eine Möglichkeit finden, die Störstrahlung auszuschalten.
    „Ich kümmere mich um die Strahlung und du schaufelst den Weg für unsere Heimfahrt frei“, sagte Anne.
    Walters Scheinwerfer bewegten sich nach rechts und links. Er schüttelte den Kopf.
    „Ich kann dich nicht alleine losziehen lassen. Das ist zu gefährlich. Wir sollten zusammenbleiben.“
    „Was nützt es, wenn wir die Strahlung gemeinsam finden und danach zusammen verrecken? Dazu habe ich keine Lust.“
    Anne sah auf die Staubpartikel vor ihrem Visier. Wegen der geringen Schwerkraft sanken sie nur langsam. Wenn Walter die Steinbrocken beiseite sprengte oder schob, würde neuer Staub hinzukommen. Vor einem Start musste man ihm Zeit lassen, sich zu setzen. Deshalb konnten sie die Räumaktion nicht kurz vor dem Start durchführen.
    „Es ist nicht weit. Drei- bis vierhundert Meter. Das schaffe ich.“
    Anne drehte sich um und ging zur Luke der Landekapsel, um ihre Ausrüstung zu holen.
     
    Der Rucksack mit dem Werkzeug, den Sprengkapseln und unzähligen weiteren Utensilien passte perfekt über das Lebenserhaltungssystem, das Anne ohnehin auf dem Rücken trug. Auf der Erde hätte er vierzig Kilo gewogen und Anne hätte damit kaum einen Schritt tun können. Auf dem Mond wog er etwa sieben Kilo, nicht leicht, aber doch erträglich. Gegenüber ihrer Ausrüstung vor zehn Jahren war alles perfektioniert worden. Der Anzug war zwar nicht leichter, aber nahezu unzerreißbar. Kleinere Löcher konnte er selbstständig abdichten. So etwas wie damals mit Walter, der an einem kleinen Schlitz fast gestorben wäre, durfte nie wieder passieren. Die eingebaute Technik funktionierte wegen der Störstrahlung nur zum Teil, seine vollen Qualitäten konnte der Anzug erst nach Ausschalten der Strahlung entfalten. Anne hoffte, dass dies innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden erledigt wäre.
    Sie blickte auf eine Anzeige an ihrem Handgelenk. Ein einfacher Zeiger wies in die Richtung, aus der die Strahlung am stärksten eintraf. Simpel, aber ausreichend. Es schien am einfachsten, ohne Steigung am Hang entlang zu gehen, trotzdem entschied sie sich dafür, zunächst etwas an Höhe zu gewinnen. Dort musste der Staub dünner werden, so dass sie mit ihren Helmscheinwerfern weiter sehen konnte als die nächsten Schritte.
    Drei Minuten und ungefähr zwanzig Meter weiter konnte Anne die Landekapsel schon nicht mehr erkennen, nur die Lichtglocke, die die Scheinwerfer in der Staubwolke produzierten. Weitere drei Minuten später wurde auch dieses Restlicht immer diffuser. Bald würde auch dieser Orientierungspunkt verschwunden sein. Anne tastete nach hinten. Ja, das Kabel saß fest. Kaum einen Millimeter dick, leicht, aber hochfest verband es Anne mit der Landekapsel. Es war einen halben Kilometer lang, ihre Lebensversicherung. So würde sie den Rückweg auch ohne Instrumente finden und Walter konnte ihr zur Not folgen, ohne lange suchen zu müssen.
    „Alles o.k.?“, knarzte es in ihrem Ohr.
    „Alles bestens. Das Kabel ist weniger störanfällig als Funk. Ich komme gut voran und gehe

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