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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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jetzt weiter.“
    Anne machte zwei Sprünge hangaufwärts. Außer etwas wie milchiger Brühe zeigten die Scheinwerfer nichts. Wirklich nichts? Malte sich da nicht ganz schwach ein Schatten ab?
    Anne sprang mit halber Kraft. Vor ihr wurde es dunkler. Da war etwas. Hoffentlich war das nichts, was sie zu einem größeren Umweg zwingen würde. Die Sicht war bei Weitem zu schlecht, um sich um viele Hindernisse herum zu kämpfen.
    Zwei weitere Schritte und Anne war so nahe am Hindernis dran, um Einzelheiten erkennen zu können. Die Oberfläche war rau, aber doch ganz anders als die üblichen Mondfelsen. Anne fuhr mit einem Handschuh darüber und wischte den Staubfilm beiseite. Ein schwacher, metallischer Glanz schimmerte hervor. Das war niemals ein Stein.
    Annes Puls beschleunigte sich.
    Was sie hier vor sich hatte, konnte nur ein es sein: ein Container der Lantis.
    Anne wischte mehr Staub beiseite. Eindeutig Metall. Die Oberfläche war von Einschlägen tausender Mikrometeoriten gezeichnet, die Folgen von fünfundsechzig Millionen Jahren. Sie strahlte etwas Würdevolles, Erhabenes aus.
    Anne ging schweigend einmal um den Container herum. Er war etwa zwei Meter lang und anderthalb Meter dick und sah aus wie ein gedrungenes Rohr, das an den Enden mit einem gewölbten Deckel verschlossen war. Anne konnte nur das eine Ende komplett sehen, weil das andere teilweise im Geröll feststeckte. Um das Rohr zog sich vorne und hinten je ein zentimeterdickes Band mit großen Ösen. Wahrscheinlich hatte man die Container mit einer Art Skycrane abgesetzt, wie es die Amerikaner zuletzt bei den Mars-Rovern gemacht hatten. Dieser fliegende Kran musste nicht selbst landen, sondern setzte seine Last an langen Seilen ab.
    „Walter, hörst du mich? Ich habe einen Container der Lantis gefunden, nur zwanzig Meter von unserem Landeplatz entfernt. Wir wären fast mit ihm zusammengestoßen.“
    „Wow“, sagte Walter. „Dieser Unfall wäre in die galaktischen Geschichtsbücher eingegangen.“
    Anne beschrieb den Container und wischte in der Zeit weiteren Staub weg.
    „Hier ist etwas eingraviert, ein Zeichen, so groß wie meine Hand.“
    Sie bückte sich, um das Zeichen ganz sehen zu können.
    „Es ist eine lantische Sechs.“
    „Sechs“, wiederholte Walter. „Wahrscheinlich haben sie die Container durchnummeriert. Interessant.“
    „Hier steht noch mehr.“
    Anne hätte sich am liebsten sofort daran gemacht, die Zeichen zu entziffern, sie kannte die Schrift der Lantis so gut wie niemand anderes.
    „So viel Zeit haben wir nicht“, sagte Walter. „Ich brauche hier länger als gedacht. Trotz der geringen Schwerkraft sind die verdammten Brocken kaum wegzubekommen. Sie haben sich ineinander verkeilt.“
    Das hatte Anne befürchtet, aber sie konnte Walter nicht helfen. Sie musste weiter. Schweren Herzens drehte sie sich um. Der Container verschwand wieder in absoluter Finsternis.
    Der Staub ließ jetzt schnell nach und Anne kam gut voran. Zu sehen gab es nichts außer Geröll. Dazu war es totenstill. Die einzigen Geräusche stammten von ihrem Atem und dem von Walter, den sie über das Kabel hörte. Walters Atem ging schwer und manchmal fluchte er leise. Er schien mächtig zu schuften. Kein Wunder, denn es gab keine Alternative. Er musste das Startmodul frei räumen, ihr Leben hing davon ab. Genauer: Der eine Teil ihres Lebens. Die andere Hälfte hing davon ab, ob Anne ihre Aufgabe erledigte.
    Anne arbeitete sich konzentriert voran. Nach zweihundert Metern gelangte sie an das erste ernstzunehmende Hindernis . Ein dünner, aber langer Felsvorsprung ragte über ihren Weg. Auf der Erde hätte ihn die Erosion schon lange zum Einsturz gebracht. Die gab es auf dem Mond jedoch nicht. Überhaupt blieben hier gewagte Konstruktionen stehen, die es bei irdischer Schwerkraft gar nicht geben konnte. Anne leuchtete ihn gründlich ab. Er sah brüchig aus, aber doch auch so, als würde er schon seit tausend Jahren hier stehen. Ein Umweg würde viel Zeit kosten.
    Drei, vier kräftige Sprünge, bei denen Anne unwillkürlich den Atem anhielt, dann war das Hindernis passiert. Die nächste Biegung kam - und dann sah sie ihr Ziel.
    Der Container lag an einer Wand, eingeklemmt zwischen großen Felsen, und er wirkte, als wäre er nicht ganz sanft dort gelandet. Beim Näherkommen erkannte Anne einen dicken Riss, der oben schmal anfing und nach unten immer breiter wurde. Der Riss ging quer durch das Zeichen, das bei den Lantis für eine Fünf stand. Der fünfte Container

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