Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Ich habe ihr bisher nur mit Zucker versetztes Wasser gegeben, mehr habe ich nicht gewagt, weil ich ihren Metabolismus nicht einschätzen kann. Und für künstliche Ernährung sind wir hier nicht eingerichtet.“
Yra hatte doch eine Frucht gegessen ! Anne erinnerte sich an den Geschmack, er war einer Orange nicht unähnlich.
„Flößen Sie ihr Orangensaft ein. Ich glaube, dass ihr das guttun wird.“
Ohne Ankündigung stieß Yra einen Schrei aus. Die Anzeige für die Gehirnaktivität stieg steil nach oben und fiel dann genau so steil wieder ab. Der ganze Körper zitterte.
„Was war das?“, fragte Bakshi.
Anne wusste es auch nicht. Sie war selbst erschrocken.
Yras Körper und auch die Werte auf den Anzeigen beruhigten sich. Anne atmete erleichtert auf.
„Vielleicht wurde gerade eine schlechte Erinnerung eingespielt?“, fragte Bakshi.
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann es aber auch nicht ausschließen. Wir können nur hoffen, dass es nicht wieder vorkommt.“
Die Hoffnung trog. Nach fünfzehn Minuten schrie Yra wieder auf. Dann in immer kürzen Abständen. Ihr Körper kam zuletzt kaum noch zur Ruhe zwischen den Anfällen.
Bakshi versuchte, beruhigend auf Yra einzuwirken, während Anne Yras Hände weiter auf den Kristall drückte. Der Prozess sollte eigentlich nicht unterbrochen werden.
Yra bäumte sich immer wieder auf, und Bakshi musste sogar schon Gewalt anwenden, um sie im Bett zu halten. Anne hatte alle Mühe, dafür zu sorgen, dass die Kristallkugel nicht herunterfiel. Yras Vitalwerte sanken.
„Vielleicht reagiert sie so, weil der Kristall einen Schaden hat“, sagte Bakshi zwischen zwei Anfällen.
„Einen Schaden? Was für einen Schaden?“
„Ein Stück fehlt. Wahrscheinlich haben Sie das nicht bemerkt, weil die Stelle auf der Unterseite der Kugel war, mit der sie auf dem Kissen lag.“
Anne hatte keine Zeit gehabt, die Kugel zu untersuchen. Sie hatte sie einfach vom Kissen genommen, war zu Yra gelaufen und hatte sie so auf sie gelegt, wie sie die Kugel in Händen hatte.
Yra hatte einen neuen Ausbruch. Ihre Vitalwerte fielen förmlich senkrecht in den Keller. Ihr Körper war zu geschwächt, um irgendwelche Belastungen auszuhalten.
„Sie kollabiert uns“, rief Bakshi, während er Yra ins Kissen drückte. „Wir müssen etwas tun.“
Yra bewegte sich so heftig, dass Anne den Kristall ohnehin nicht stillhalten konnte. Sie drehte ihn, um sich die Stelle anzusehen. Tatsächlich fehlte ein Stück, so schmal und so lang wie ihr Daumen.
„Wo ist das fehlende Teil?“, fragte sie laut, um Yras Stöhnen zu übertönen.
„Wissen wir nicht“, rief Bakshi ebenso laut. „Wir haben intensiv danach gesucht und nichts gefunden.“
Die anderen kamen zur Tür hereingedrängt. Sie hatten den Lärm gehört.
„Was ist hier los?“, fragte Walter.
„Sie kollabiert“, sagte Bakshi.
„Professor Hawker, haben Sie den fehlenden Kristallsplitter?“, fragte Anne. „Etwa für persönliche Untersuchungen abgezweigt.“
„Nein. Habe ich nicht.“
„Ich glaube ihm“, sagte Bakshi. „Er hat selbst danach gesucht. Der Kristallsplitter muss auf dem Mond geblieben sein.“
Nach einer Pause fügte er hinzu. „Jetzt wird sie doch sterben.“
„Ruhe!“, sagte Anne energisch. „Hier wird niemand sterben.“
Sie schloss die Augen und ließ ihre Gedanken laufen, auch wenn das in Gegenwart der immer lauter stöhnenden Yra sehr schwer war.
Mond, Kristallsplitter, ein schmales, etwa daumengroßes Stück. Die Puzzleteile fielen zusammen.
Anne riss mit einem kräftigen Ruck ihre Kette von ihrem Hals. Da hing der fehlende Kristallsplitter. Sie hatte ihn immer bei sich getragen!
Es war, als müsste sie ein Stück von sich selbst hergeben, aber es musste sein. Sie brach den Splitter aus der Fassung und presste ihn in die Lücke der Kugel. Er passte genau.
Jetzt konnten sie nur noch hoffen.
Yra bäumte sich wieder auf, aber schwächer als zuvor. Die Vitalwerte arbeiteten sich aus dem Keller wieder nach oben.
„Es wirkt“, sagte Bakshi nach zehn Minuten erleichtert. „Sie haben ihr das Leben gerettet.“
33.
Anne fühlte sich so ausgelaugt, als hätte sie einen Teil ihrer Lebensenergie an Yra abgegeben. Wahrscheinlich hatte sie das auch.
Zum ersten Mal seit langer Zeit lag Yra ruhig da. Ihre Vitalwerte hatten sich stabilisiert, allerdings nicht mehr auf dem Niveau, das sie zwischenzeitlich schon erreicht hatte.
„Dr. Bakshi, bitte rufen Sie Walter Bullrider.“
Bakshi ging und
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