Das Erbe der Jedi-Ritter 04 - Der Untergang
Würden sich die Jedi von anderen isolieren oder im Dienst der Bedürftigen agieren? Würden sie sich als Bürger betrachten oder nicht?« Er kniff die Augen zusammen, während er daran zurückdachte. »Sie stellte sich Jedi vor, die kräftig mit anpacken würden, und zwar in allen Bereichen des Lebens – Medizin, Gesetzgebung, Politik und Militär. Als meine Pflicht sah sie es an, ein Beispiel zu geben und ein echter Anführer zu werden, nicht nur eine bloße Galionsfigur.«
»Heute wäre sie die Erste, die zugeben würde, wie unbegründet ihre Besorgnis war.«
»Tatsächlich? Obi-Wan und Yoda haben nie darüber gesprochen, was die ferne Zukunft für mich bereithielt. Hätte ich mich in den letzten Jahren nicht so viel damit beschäftigt, wie man die Ysalamiri überwinden kann oder wie ich mein Lichtschwert so einstelle, dass es Cortosis-Erz schneidet, wüsste ich, welchen Weg die Jedi heute einschlagen sollten. Es ist die dunkle Seite, die stets nach Aggression und Rache schreit – auch gegen die Yuuzhan Vong. Je stärker man wird, desto größer wird die Verführung.« Luke sah seine Frau an. »Möglicherweise hat Jacen Recht, wenn er meint, es gebe Alternativen zum Kampf.«
»Jedenfalls hat er das nicht von seinem Vater.«
»Eben weil er ganz von allein darauf gekommen ist, finde ich es noch bemerkenswerter. Er ist der Meinung, ich hätte der Macht als Kraftquelle zu viel Aufmerksamkeit gewidmet und mich zu wenig bemüht, die einigende Seite der Macht zu verstehen.«
»Jacen ist ein junger Mann.«
»Er ist jung und trotzdem ein tiefer Denker. Und außerdem hat er Recht. Ich habe mich immer mehr mit den Geschehnissen des Hier und Jetzt befasst als mit der Zukunft. Der Kampf gegen mich selbst ist mir schwerer gefallen als der Kampf gegen meinen Klon.«
Luke erhob sich und trat ans Fenster. »Die Jedi haben stets Frieden gestiftet. Nie haben sie Söldnerdienste geleistet. Aus diesem Grunde habe ich versucht, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und zu verhindern, dass wir der Neuen Republik den Treueid schwören. Wir sind kein Teil des Militärs, und dazu werden wir auch niemals verkümmern.«
Mara wartete, bis er ausgeredet hatte. »Langsam klingst du wie diese Fallanassi-Frau, die dich zu dieser wilden Suche nach deiner Mutter gedrängt hat.«
»Akanah Norand Pell«, sagte Luke. »Ich wünschte, ich wüsste, wohin es ihr Volk verschlagen hat.«
Mara schnaubte. »Selbst wenn du diese Leute finden würdest, glaube ich kaum, dass die Yuuzhan Vong wie die Yevethaner auf die Illusionen der Fallanassi hereinfallen würden.«
»Nach allem, was wir über sie in Erfahrung gebracht haben, nicht.«
Mara lachte ironisch. »Akanah. Akanah, Gaeriel Captison, Callista… die Verflossenen des Luke Skywalker. Nicht zu vergessen die auf Folor…«
»Fondor«, korrigierte Luke. »Und in Tanith Shire habe ich mich nie verliebt.«
»Trotzdem hast du jede von ihnen in einer Zeit der Krise kennen gelernt.«
»Wann hat jemals keine Krisenzeit geherrscht?«
»Genau darauf wollte ich hinaus. Irgendwie, fürchte ich, steht schon wieder die nächste Krise vor der Tür.«
Luke ging zu ihr. »Es ist unsere eigene Krise, vor der ich mich am meisten fürchte«, sagte er ernst. »Wir brauchen einen Sieg.«
»Sie wollen wissen, was wirkliche Ironie ist? Mein Vater hat mir einmal eine Geschichte erzählt, die sich genau hier im Meridian-Sektor zugetragen hat, vor vielleicht zwölf Standardjahren.«
Captain Skent Graff – ein Mensch und sogar stolz darauf, mit breiten Schultern und einem Gesicht, nach dem sich die Leute umdrehten – hockte quasi auf der Komscan-Integratorkonsole der engen Brücke der Soothfast und stützte sich mit einem Bein, das wie das andere in einem hohen Stiefel steckte, am Boden ab. Sein Publikum, insgesamt ein halbes Dutzend Personen, die gesamte Brückencrew des leichten Kreuzers, lauschte gebannt. Durch die schrägen Aussichtsluken des Raumschiffs sah man den von Wolken umhüllten Planeten Exodo II und seinen armseligen Mond sowie in einigen Lichtjahren Entfernung die leuchtenden Staubwolken des Paillet-Schleiernebels.
»Er war an Bord der Corbantis stationiert, außerhalb der Durren-Orbitalstation, als das Schiff den Befehl erhielt, Berichten über einen Piratenangriff auf Ampliquen nachzugehen. Eigentlich wusste niemand genau, ob es sich tatsächlich um Piraten oder um Truppen von Budpock handelte, die ein Friedensabkommen verletzten. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass es eine List der
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