Das Erbe der Jedi-Ritter 04 - Der Untergang
nicht nur für Mara, sondern für alle anderen ebenso galt.
Luke schlüpfte aus seinem Mantel, und die beiden betraten Arm in Arm das bescheiden möblierte Wohnzimmer ihres Apartments. Er, in schwarzer Hose und schwarzem Hemd, bildete einen scharfen Kontrast zu Mara in ihrem weißen Gewand. Sie setzte sich in eine Ecke der Couch und zog die Beine unter sich, fasste ihr langes Haar mit einer Hand und warf es über die Schulter, dann starrte sie einen Augenblick lang hinaus auf den vorbeieilenden Verkehr. Die Wohnung lag nicht weit vom Großen Versammlungszentrum entfernt, doch das schalldichte Glas schirmte den Lärm ab.
»Warst du bei Dr. Oolos?«, fragte Luke schließlich.
Sie wandte sich ihm zu. »Ja.«
»Und?«
»Er hat mir das Gleiche gesagt wie Cilghal und Tomla El vor sieben Monaten. Eine solche Krankheit hat er noch nie gesehen, und er kennt keine Therapie dagegen. Aber das hätte ich dir vorher sagen können – und damit hätte ich uns die Unannehmlichkeit erspart, hierher zu kommen. Dass mich nur die Macht am Leben erhält, wollte Oolos zwar nicht direkt eingestehen, aber er machte entsprechende Andeutungen.«
»Es gibt da diesen einen anderen… Fall«, setzte Luke an.
Mara schüttelte den Kopf. »Er ist gestorben. Kurz nachdem du nach Kashyyyk aufgebrochen bist.«
Luke gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Ism Oolos war ein Ho’Din und nicht nur ein berühmter Arzt, sondern auch ein Wissenschaftler von gutem Ruf, den er sich mit seinen Forschungen über die Todessaatseuche vor zwölf Jahren geschaffen hatte.
»Konnte er etwas über den Käfer sagen?«
»Den schrecklichen Belkadan-Käfer«, erwiderte Mara scherzhaft und schüttelte den Kopf. »Nicht mehr, als dass er so etwas noch nie gesehen hat. Die Tests, die er durchgeführt hat, weisen nicht auf eine Verbindung zwischen dem Tier und meiner Krankheit hin.«
Luke wurde nachdenklich. Vor vielen Jahren hatte die machtsensitive Cilghal von Mon Calamari die Staatschefin Mon Mothma nach einem Attentat mit Nanozerstörer-Viren geheilt. Wieso nur standen sie, Oolos und der Ithorianer Tomla El, dieser Molekularkrankheit machtlos gegenüber, die Mara befallen hatte? Sie konnte nur von den Yuuzhan Vong eingeschleppt worden sein, redete sich Luke ein. Und so fochten er und Mara innerhalb dieses alles umfassenden Konflikts ihren eigenen Krieg.
»War die Gedenkfeier anstrengend?«, erkundigte sich Mara, weil sie ganz offensichtlich von ihrer Krankheit ablenken wollte.
Luke schaute auf und holte tief Luft. »Nicht für Chewbaccas Familie. Wookiees haben eher einen lockeren Umgang mit dem Tod. Aber wegen Han mache ich mir große Sorgen.«
Mara runzelte verständnisvoll die Stirn. »Han ist zwar mit deiner Schwester verheiratet, aber Chewbacca war sein erster Offizier; mit ihm ist er durch dick und dünn gegangen. Einen solchen Verlust zu verwinden, braucht einfach seine Zeit.«
»Ich war jedenfalls nicht sehr hilfreich. Als ich ihm vorschlug, sich der Macht zu öffnen, hat er mir nur mal wieder unter die Nase gerieben, dass er kein Jedi ist.«
»Noch ein Grund dafür, weshalb Chewbacca und er sich so nahe standen«, meinte Mara. »Er ist von allen Seiten umzingelt.« Sie verstummte, wurde nachdenklich und schaute Luke schließlich an. »Ich habe mich gerade daran erinnert, wie dein Vater einmal jemanden wütend gepackt und an die Wand geschleudert hat, weil der Kerl sich respektlos über die Macht geäußert hat.«
»Ich glaube, bei Han hätte man mit solchen Mitteln wenig Erfolg«, erwiderte Luke trocken.
»Allerdings sind es genau die Mittel, die man von den Jedi gegen die Yuuzhan Vong erwartet.«
»Ja. Von genau den gleichen Leuten, die befürchten, wir könnten die Galaxis übernehmen oder uns der dunklen Seite ergeben.«
Mara lächelte matt. »Die Dinge entwickeln sich nicht ganz so wie geplant, oder? Auch nach dem Friedensabkommen habe ich nie bezweifelt, dass es neue Herausforderungen geben und mal gut und mal schlecht laufen würde. Allerdings habe ich schon geglaubt, wir könnten alle Feinde der Neuen Republik in die Flucht schlagen. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
Luke nickte und fragte sich, ob Mara damit vor allem ihren persönlichen Feind meinte. Falls sie das mit ihren Worten andeuten wollte, verlor sie offenbar an Zuversicht, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
»Mon Mothma hat mich einmal gefragt, ob meine Schüler am Ende eine Elitepriesterschaft bilden würden oder eine Gruppe Kämpfer.
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