Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
bemerken. Vor zehn Minuten war sie unschuldig vorbeigegangen und hatte in eine Ultraschallpfeife geblasen, damit sich ihr Sensi-Überwachungskäfer selbst zerstörte und eine unsichtbare Wolke von Sporen absonderte, die sofortigen Schlaf herbeiführten. Inzwischen würden in der Wohnung der Solos alle einschließlich von Ben Skywalker friedlich schlummern.
Viqi hatte das Atrium bereits fast betreten, als sie plötzlich ein Rascheln hinter sich hörte. Sie drehte sich um und sah, wie die Infiltratoren ihre Kragen öffneten und nach den Gnulliths griffen, die sie unter ihren Overalls verborgen hatten.
»Noch nicht, meine Herren.« Um das Sicherheitssystem nicht durch ein Stressmuster in ihrer Stimme zu warnen, sprach Viqi im Flüsterton. »Wir wollen doch keinen Alarm auslösen.«
»Aber die Sporen…«
»Werden nach fünf Minuten unwirksam, so wurde es mir erklärt.« Viqi gefiel es ganz und gar nicht, wenn ihr Urteilsvermögen von einem männlichen Untergebenen in Frage gestellt wurde. »Inzwischen sind zehn Minuten vergangen.«
»Nach fünf Minuten sinken sie zu Boden«, berichtigte der Anführer. Sein Name lautete Inko oder Eagko oder so ähnlich. »Wenn sie wieder in die Luft gewirbelt werden…«
»Wir setzen die Masken auf, wenn wir drin sind, Inkle.« Viqi schob die Hand des Anführers zurück unter den Overall und deutete mit dem Kinn auf den Serv-O-Droiden GL-7, der geduldig vor der Kristastahltür stand. »Wenn der Empfangsdroide ein Team von der Ungezieferkontrolle sieht, das in Gnulliths ankommt, sind die Sicherheitsbeamten des Turms hier, ehe wir das Atrium durchquert haben. Wir müssen ihn außer Gefecht setzen, ehe wir uns enthüllen.«
Der Anführer dachte darüber einen Moment nach, dann nickte er seinen Kriegern zu und zog die Hand ohne Gnullith zurück. »Ingo Dar«, sagte er. »Ich heiße Ingo Dar.«
»Natürlich.« Viqi verdrehte die Augen und wandte sich wieder dem Atrium zu. »Folgen Sie mir, Ingo − und tun Sie nur, was ich Ihnen befehle.«
Obwohl Viqi kurz davor stand, sich als eine der berüchtigtsten Verräterinnen in der Geschichte der Neuen Republik zu entlarven, hatte sie weder ihre Erscheinung noch ihre Stimme verändert. Eine gründliche Analyse der Sicherheitsdaten würde eine solche Tarnung sowieso durchschauen, und sie wusste von ihrem Spion im Sicherheitsministerium, dass jeder Versuch, die verborgenen Holokameras und Mikrofone zu meiden, zum Scheitern verurteilt wäre. Außerdem gehörte das einfach zu ihrem Charakter − und zwar zu einem der grundlegenden Züge −, dass sie Luke Skywalker zeigen wollte, wer seinen Sohn entführt hatte. Niemand durfte Viqi Shesh einen Strich durch die Rechnung machen und hoffen, die Folgen nicht tragen zu müssen -nicht einmal ein Meister der Jedi.
Natürlich würde es auch Folgen für Viqi geben. Sie würde zu einer Gejagten werden, einer verschmähten Verräterin, und ihr ganzer Planet würde durch ihre Untreue gebrandmarkt werden − allerdings nicht für lange Zeit, dessen war sie sicher. Seit sie ihren Sitz im NRMAK verloren hatte, war sie im Wert für den Kriegsmeister sogar noch gestiegen, da sie ein Netz von Spionen rekrutiert hatte, die lediglich glaubten, sie wolle ihr verlorenes Prestige zurückgewinnen. Nicht nur das Geheimnis der Jedi-Schattenbomben hatte sie für ihn aufdecken können, sondern auch die technischen Daten der Schwerkraftprojektoren an Bord der Mon Mothma und der Elegos A’Kla sowie die gegenwärtige Position der Hyperraumminen der Neuen Republik, die sich nun zwischen Borleias und Coruscant befanden. Tsavong Lah wusste, mit dieser Aktion, die die Jedi ablenken sollte, verlor er seinen besten Spion − und Viqi konnte sich nur einen Grund denken, weshalb er das tat.
Tsavong Lah würde nach Coruscant kommen, und zwar bald.
Während Viqi sich der Tür näherte, drehte der GL-7 ihr das lächelnde Gesicht zu und machte großes Aufhebens darum, ihre Gesichtszüge zu scannen − was er, wie sie wusste, bereits aus zwanzig Metern Entfernung getan hatte, als sie auf den verborgenen Druckschalter am Eingang zum Atrium getreten war. Sie lächelte herzlich, schob eine Hand in ihren modischen Hüftbeutel und griff nach dem ausziehbaren Zwei-Schuss-Blaster, den sie in ihrem nicht durchleuchtungssicheren Kosmetiketui versteckt hatte.
»Senatorin Shesh, wie freundlich von Ihnen vorbeizuschauen!« Der GL-7 strahlte elektronische Begeisterung aus. »C-3PO informiert mich, dass die in der Wohnung anwesenden Personen zur
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