Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
strich sorgfältig sein schwarzes Haar glatt. Er ging zum hinteren Teil des Schiffs, vermutlich, weil er nach Tahiri sehen wollte.
Jaina wollte nicht über Tahiri nachdenken, wollte sich die Totenwache des Mädchens nicht vorstellen.
Sie verdrängte das grimmige Bild, das diese Gedanken hervorriefen. Als Zekk sich dem Pilotensitz näherte, schenkte sie ihm ein dankbares Lächeln. Warum auch nicht? Er war ihr ältester Freund und eine Ablenkung zur rechten Zeit − und mit ihm konnte man wesentlich leichter umgehen als mit den meisten anderen Ablenkungen, die sich ihr in diesen Zeiten boten.
Dann leuchteten seine grünen Augen in einer Weise auf, dass sich Jaina überlegte, ob diese letzte Feststellung tatsächlich zutraf.
»Eine Weile dachte ich schon, wir würden nie nach Hause kommen«, meinte Zekk. Er ließ sich auf dem Platz nieder, den Ganner gerade geräumt hatte, blinzelte Jaina an und grinste halbherzig. »Ich hätte es besser wissen sollen.«
Sie nickte und akzeptierte seine zurückhaltende Entschuldigung, die allerdings sehr zögerlich ausfiel. Ihr alter Freund versuchte, seine Gefühle abzuschotten, doch seine Zweifel und Sorgen drangen durch.
»Bringen wir die Sache lieber jetzt hinter uns, damit wir nicht in der nächsten Krise wieder wie eine Diskussionsgruppe dastehen. Du wolltest nicht, dass ich das Schiff fliege, weil du mir nicht vertraust«, sagte sie.
Zekk starrte sie einen Moment lang an. Dann stieß er einen langen Pfiff aus und schüttelte den Kopf. »Ganz die alte Jaina − so feinsinnig wie eine Thermogranate.«
»Wenn du wirklich glauben würdest, ich hätte mich nicht geändert, dann würden wir dieses Gespräch nicht führen.«
»Lassen wir es also. Ist sowieso nicht der richtige Augenblick.«
»Du hast recht«, gab sie zurück. »Wir hätten das schon vor einigen Tagen austragen sollen − alle zusammen. Vielleicht wären wir dann dort unten nicht auseinander gefallen.«
»Was meinst du damit?« fragte er vorsichtig. »Ach, komm schon. Du warst dabei. Du hast gehört, wie sich Jacen ständig unnötige Sorgen über Anakins Motive und Methoden gemacht hat und seine Entscheidungen bei jedem Schritt infrage gestellt hat. Du hast gesehen, was passiert, wenn sich Jedi nicht mehr auf das konzentrieren, was sie tun, sondern über das Wie und Warum streiten.«
Über ihr Gesicht huschte ein schwaches, wenig amüsiertes Lächeln. »Es ist wie die alte Geschichte mit dem Tausendfüßer, der nie Schwierigkeiten beim Laufen hatte, bis ihn jemand fragte, wie er eigentlich die vielen Beine koordiniert. Nachdem er einmal damit angefangen hatte, darüber nachzudenken, konnte er überhaupt nicht mehr laufen. Höchstwahrscheinlich ist er als Abendessen einer Falkenfledermaus geendet.«
»Jaina, du kannst Jacen nicht die Schuld an dem geben, was Anakin passiert ist!«
»Das will ich auch gar nicht«, sagte sie rasch. Und weil es Zekk war, mit dem sie sprach, fügte sie hinzu: »Jedenfalls nicht die Ganze.«
»Und dir selbst kannst du nicht die Schuld geben für das, was mit Jacen geschehen ist.« Sie war noch längst nicht bereit, das einzuräumen, und sie hatte keine Lust, darüber zu diskutieren. »Ich habe mich bis zu einem bestimmten Punkt vorgearbeitet«, erwiderte sie. »Jacen war von seiner nebulösen Vision seines Jedi-Ideals abgelenkt. Und du warst von der Furcht abgelenkt, welche die beiden dunklen Jedi in dir freigesetzt haben.«
»Aus gutem Grund. Sie sind einfach weggeflogen und haben uns sitzen lassen. Sie haben Lowbacca verwundet und Raynar entführt. Nach allem, was wir wissen, haben sie ihn getötet.«
»Dafür werden sie sich verantworten müssen. Kann ich jetzt weitererzählen?«
Ein Mundwinkel zuckte bei Zekk nach oben. »Ich habe mich schon gefragt, wann du darauf zu sprechen kommst.«
Dieser trockene Kommentar war so vertraut, so normal . Für einen flüchtigen Moment erinnerte sich Jaina daran, wer sie noch vor ein paar Jahren gewesen waren: ein furchtloser Junge, der Schreckliches überlebt hatte, und ein Mädchen, das stets voller Vorfreude auf das nächste Abenteuer zusteuerte.
Zwei weitere Opfer der Yuuzhan Vong. »Es ist so«, sagte sie leise. »Während der letzten zwei Jahre habe ich mir ständig Anakins und Jacens Debatte über die Rolle der Jedi und unsere Beziehung zur Macht angehört. Und wohin hat das am Ende geführt?«
Zekk beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie schüttelte sie ab, ehe er leere Phrasen von sich geben konnte, um
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