Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
intelligentes Wesen wie sie selbst für die Macht wertvoller als zum Beispiel ein Schwarm Piranha-Käfer? Im Gegensatz zu vielen anderen Jedi war sie nicht so sicher, ob es auf diese Frage eine einfache Antwort gab.
Ihre Fähigkeit, Leben zu spüren, war seit Barab I gewachsen. Sie führte dazu, dass Saba manchmal helfen konnte, wenn die Heiler versagten; sie bemerkte Dinge, die andere nicht sahen, wenn eher der Fluss des Lebens gefährdet war als das Leben selbst. Besuche auf den Krankenstationen von Mon Calamari hatten ihr die Möglichkeit gegeben, ihre Gabe öfter zu nutzen, als das auf einem Schlachtfeld möglich war, und dadurch hatte sich diese Fähigkeit noch stärker ausgeprägt und verfeinert. Als Saba Tahiri ansah − sie wirklich ansah und nicht nur ihre grundlegenden Sinne, den Geruchssinn und ihre Augen, benutzte −, nahm sie wahr, wie die üblichen menschlichen Lebensmuster in der jungen Frau umherwirbelten. Wenn jede Zelle ein Stern war, dann stellten die Blutgefäße Hyperraumrouten dar, und die Nerven waren die Holo-Netz-Kanäle. Was von außen aussah wie ein einziger, durchgehender Körper, war tatsächlich eine freudig chaotische Gemeinschaft aus Milliarden von Komponenten. Der Fluss von Informationen und Energie zwischen diesen Komponenten, das war es, was Saba sah, wenn sie Tahiri anschaute − oder ein anderes Lebewesen. Leben war ein Prozess, kein Ding.
Aber in Tahiri entdeckte sie auch etwas anderes. Es gab Unterbrechungen in diesem Fluss, seltsame Wirbel, wo es eigentlich ruhig zugehen sollte, und Teiche der Ruhe in Bereichen, die sie für gewöhnlich aktiv sah. Es gab mehr an dieser jungen Frau, als ihr von außen anzumerken war.
»Ich frage mich«, murmelte Meister Skywalker nachdenklich, »ob sich Tahiri nicht deshalb an Jaina gewandt hat, weil sie Anakin von der Art her am ähnlichsten ist. Und die Yuuzhan Vong haben gerade die größten Verluste seit Beginn des Krieges hinnehmen müssen …«
Meisterin Cilghal blickte fragend auf, nachdem er verstummt war. »Du glaubst, das ist es, was sie krank macht, Luke?«
»Ich weiß nicht.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Nein. Aber wenn wir Zeit hätten, könnte Saba es wahrscheinlich herausfinden. Leider gibt es wichtige Arbeit, die getan werden muss − und zwar von uns allen.« In seinem Blick spiegelten sich in gleichem Maß Sorge und Entschlossenheit. »Wir brechen morgen auf. Auch du, Tekli.« Die Schülerin der Heilerin verbeugte sich schweigend und feierlich. »Ich würde bei Tahiri bleiben, wenn ich eine Wahl hätte, aber …«
Wieder beendete er den Satz nicht.
Saba spürte in Meister Skywalker die Müdigkeit eines Mannes, der den größten Teil seines Lebens gegen seinen eigenen Vater gekämpft und dabei eine versuchungsreiche Reise zur Dunklen Seite zurückgelegt hatte, und sie verstand, was er meinte. Manchmal verlangte der Augenblick selbst vom größten Jäger zu viel.
»Der Krieg verringert unsere Möglichkeiten«, schloss Meisterin Cilghal für ihn.
»Ja«, sagte Luke. »ja, so ist es.«
9
Es war schwierig, sich in dem engen Tunnel zu bewegen, und es wurde noch schwieriger durch die Nährranken und Klonkapseln, die sie aufhielten. Aber sie ging weiter, ganz gleich, für wie hoffnungslos sie ihre Situation hielt. Sie griff die Ranken und Kapseln ringsum mit einer Heftigkeit an, die aus Verzweiflung und Angst geboren war. Aber ganz gleich, was sie tat, es wurden immer mehr − sie wuchsen um sie herum!
Als sie schließlich aus dem engen Gang herauskam, warf sie noch einmal einen Blick zurück in den dunklen Schlund, dem sie gerade entkommen war. Die Ranken und Kapseln pulsierten stetig weiter, zogen sich zusammen und dehnten sich aus wie ein fleischiger Schließmuskel. Die feine Asche, die aus der Höhle drang, erschien ihr wie Blutzellen, die auf eine beinahe bedrohliche Weise um sie herumschwirrten und den schrecklichen Gestank brennenden Fleischs mitbrachten − einen Gestank, der sie daran erinnerte, wovor sie davonlief.
Sie fragte sich flüchtig, ob ihre Verfolger wohl in den wirren Ranken im Gang stecken geblieben waren, aber das war weniger ein ernsthafter Gedanke als eine Hoffnung − und eine reichlich leere. Das Ding mit ihrem Gesicht würde sie jagen bis zu seinem letzten Atemzug, und das Ding, das dieses Ding jagte, würde niemals aufhören. Die reptilienartige Göttergestalt war ihnen dicht auf den Fersen. Sie würde sich niemals beiden gleichzeitig stellen können. Erschöpfung rasselte bei jedem
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