Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
zumindest zum Teil der Wahrheit.
»Schon in Ordnung«, versicherte er ihr. »Ich bin sicher, Meisterin Cilghal wird es früher oder später herausfinden.«
»Es tut mir so leid, dass ich dir zur Last gefallen bin, Jacen.«
»Das bist du nicht«, erwiderte er. »Hierherzukommen, um dich im Auge zu behalten, hat mir eine gute Ausrede geliefert, um ein paar langweiligen Besprechungen zu entgehen, an denen ich teilnehmen sollte. Außerdem hatte ich dadurch Gelegenheit, selbst ein bisschen die Augen zuzumachen. Es ging hier in der letzten Zeit ziemlich hektisch zu.«
Er sah tatsächlich müde aus, bemerkte sie. Er hatte Falten um die Augen, die ihr bei ihrer letzten Begegnung nicht aufgefallen waren. Aber wann hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen? Nach seiner Rückkehr von Coruscant? Während der Schlacht bei Ebaq 9? Es bedrückte sie, dass sie sich nicht erinnern konnte. In den letzten Wochen − Monaten, vielleicht − hatte sie ihr Leben nur noch verschwommen wahrgenommen.
»Wo ist Jaina?«, fragte sie.
»Sie schläft. Sie hat mich gebeten, hallo zu sagen, wenn du aufwachst.«
Enttäuscht nickte Tahiri und schaute auf ihre gefalteten Hände hinab. Sie wusste nicht, warum sie ausgerechnet mit Jaina sprechen wollte oder was sie sagen würde, wenn sie ihr erst gegenüberstand. Dass es ihr leidtat, dass sie nicht imstande gewesen war, Anakin zu retten, wie er sie gerettet hatte? Dass er ihr ebenso fehlte, wie er Jaina fehlte? Nein, was sie wirklich sagen wollte, was sie sagen musste, konnte niemals ausgesprochen werden − nicht Jaina gegenüber und auch sonst nicht.
Wieder schaute sie auf ihre Arme hinab und fragte sich, welche Wunden sich unter diesen Verbänden befanden. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich diese Wunden beigebracht hatte, erinnerte sich, gesehen zu haben, wie sie es tat, aber sie war nicht imstande gewesen, sich zu bremsen.
Sie schloss die Augen und wollte den Gedanken hinausschreien. Aber es war unmöglich. Diese Gedanken ließen sie dieser Tage nicht los, ob sie wach war oder schlief.
»Ist Meister Luke wütend auf mich, weil ich die Besprechung der Jedi verpasst habe?«, fragte sie.
»Nein, selbstverständlich nicht.« Er lachte leise. »Onkel Luke gehört wirklich nicht zu den Leuten, die sich über solche Dinge aufregen. Er ist nur um dein Wohlbefinden besorgt, das kannst du mir glauben. Tatsächlich hatte er gehofft, dass du mit uns auf diese neue Mission kommen könntest. Er dachte, es wäre gut für dich, einige Zeit nicht an der Front zu verbringen. Aber wegen deines Zustands sind sie jetzt der Ansicht, dass es das Beste wäre, wenn du dich einfach noch weiter ausruhst.«
»Mission?«, fragte sie, und so etwas wie Verzweiflung schlich sich in ihre Stimme. »Welche Mission?«
»Wir suchen nach etwas«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange wir brauchen werden − oder auch nur, wohin wir gehen −, aber ich weiß, dass es etwas ist, was wir tun müssen. Wenn wir es nicht tun, könnten wir den Krieg verlieren − selbst wenn wir die Yuuzhan Vong am Ende schlagen.«
Sie verzog das Gesicht. »Das klingt seltsam.«
»Das hängt davon ab, wie du es betrachtest«, sagte er.
»Und wie betrachtest du es, Jacen?«
»Willst du das wirklich wissen?«
Sie nickte.
»Nun, ich persönlich denke, wenn wir die Yuuzhan Vong auslöschten, wäre das das Schlimmste, was wir tun könnten.«
Ihr Stirnrunzeln wurde ausgeprägter. »Warum das?«
Jacen stand auf und fuhr sich mit der Hand durch das wirre braune Haar. »Wir wissen bereits, dass sie niemals aufgeben werden«, erklärte er und ging ums Bett herum. »Sie werden einfach weiterkämpfen, bis sie alle tot sind. Aber wenn das geschehen ist, wo stehen wir dann? Ich weiß nicht, wie du denkst, Tahiri, aber ich möchte nicht unbedingt einen Genozid auf dem Gewissen haben.«
Sie setzte dazu an, etwas zu sagen, aber bevor sie das konnte, fuhr er fort.
»Ich weiß, was du wahrscheinlich denkst: Wenn die Yuuzhan Vong in der Macht nicht wahrnehmbar sind, warum sollte es uns interessieren, ob wir sie auslöschen oder nicht? Aber ich glaube, es ist nicht so einfach, Tahiri. Bei der Macht geht es nicht nur darum, was lebenden Dingen zustößt; es geht auch darum, was Lebewesen einander antun. Ganz gleich, wie du es betrachtest, wenn wir durch militärische Mittel allein siegen, werden wir am Ende eine Gräueltat begehen, und so etwas kann ich nicht erklären, ohne dabei die Dunkle Seite ins Spiel zu bringen. Ich weigere mich einfach zu
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