Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
wie er früher Knallkäfern mit seinem Amphistab ausgewichen wäre. »Ich bin einer von euch: anonym in meinem Dienen, bemerkenswert nur, weil ich willig bin, gegen jene zu sprechen, die uns erniedrigt haben.«
»Woher kommst du?«
»Wie du − wie ihr alle − wurde ich auf einem der vielen Weltschiffe geboren und aufgezogen, das zwischen Galaxien reiste, um der Vision unserer Ahnen von dem verheißenen Land zu folgen.«
Das entsprach selbstverständlich der Wahrheit, aber es war nicht die ganze Wahrheit. Nom Anor hatte als Späher gearbeitet und war viele Jahre vor der Hauptstreitmacht in dieser Galaxis eingetroffen. Sein Auftrag hatte darin bestanden, Informationen über die Regierungen und Spezies der Planeten zu finden, die vor ihnen lagen. Er hatte anderen Agenten den Weg gebahnt, hatte mögliche Bruchstellen erforscht und die Saat der Unzufriedenheit gesät. Diese Saat war zu Rebellionen und Gegenrebellionen herangewachsen, hatte die Neue Republik aus dem Gleichgewicht gebracht und diese Risse breiter werden lassen, die schließlich zum Niedergang dieses politischen Gebildes führten.
Während des Kriegs hatte er geholfen, die Friedensbrigade zu gründen, die die Sache der Jedi so gefährdet hatte, und viele andere Intrigen gesponnen. Aber das würde er seine Gemeinde selbstverständlich nicht wissen lassen.
»Ist der Krieg falsch?«, fragte einer mit großen Augen, in denen sich sein Hunger nach Antworten spiegelte.
Das war eine schwierige Frage. Für die Jedi zu sein bedeutete nicht unbedingt, dass diese Galaxis nicht das neue Zuhause der Yuuzhan Vong bilden sollte. Es bedeutete nicht, dass es falsch war, gegen die Galaktische Allianz zu kämpfen, die schließlich nicht von Jedi beherrscht wurde und sich auch nicht offen für Jedi-Tugenden aussprach. Es war vollkommen vernünftig, pro-Jedi zu sein und sich dennoch gleichzeitig fanatisch jedem entgegenzustellen, der nahelegte, der Krieg solle beendet werden.
Nom Anor fürchtete inzwischen jedoch, dass die Yuuzhan Vong den Krieg verlieren würden. Er glaubte nicht, dass Shimrra imstande war, die Situation noch einmal umzukehren. Er verstand, wieso das Regime des Höchsten Oberlords bankrott war − er wusste von den Lügen, dem Verrat, der verzweifelten Suche nach einem Gegengift in Form des Achten Kortex. Ohne eine radikale Veränderung oder einen Glückstreffer würde die Galaktische Allianz siegen.
Für die Anbeter von Yun-Yammka, den Gott des Gemetzels, gab es so etwas wie Verlieren nicht. Es gab nur Sieg oder Tod. Die Galaktische Allianz nicht zu besiegen bedeutete unvermeidlich, bis zum Ende zu kämpfen. Und damit alles zu zerstören, was Nom Anor wichtig war. Seine einzige Hoffnung bestand daher darin, die Richtung des Kriegs aus dem Untergrund heraus zu verändern, indem er den Feind verwirrte. Würden die Jedi so versessen darauf sein anzugreifen, wenn sie wüssten, dass ein Einfall der Yuuzhan Vong sie insgeheim unterstützte? Wahrscheinlich nicht. Sie waren Krieger, aber sie verfügten dummerweise über Mitgefühl.
»Der Krieg ist eine Verirrung«, behalf er sich mit der Antwort, die er immer auf solche Fragen gab. »Er ist eine Lüge. Wir hätten nie gegen die Jeedai kämpfen dürfen, da sie die Einzigen sind, die für jene ohne Stimmen sprechen − für solche wie uns. Wir sollten uns auch nicht gegen jene wenden, die die Jeedai als Verbündete bezeichnen, denn allein werden die Jeedai es nicht schaffen, den Höchsten Oberlord zu vernichten. Wir sollten gegen jene kämpfen, die Gleich gegen Gleich aufhetzen, die Angst und Verrat nutzen, damit die Machtlosen weiter unterdrückt bleiben, gegen jene, die selbst Yun-Yuuzhan stürzen würden, um ihre Gier zu befriedigen! Es ist niemals falsch, für das zu kämpfen, was uns gehört, aber ihr müsst euch überzeugen, dass ihr es auch aus dem richtigen Grund tut. Seht genau hin, um herauszufinden, wer euer Feind ist: Es ist die Schande. Aber zusammen werden wir wie das Gras dieser Schande ein für alle Mal ein Ende machen.«
Die Begeisterung über seine Worte war groß, und diesmal lächelte Nom Anor ganz offen. Jetzt gehörten sie ihm, jetzt würden sie alles für ihn tun. Er hatte sie zur Schlinge geführt, und sie hatten freiwillig und mit Freuden die Köpfe hindurchgestreckt.
»Was sollen wir jetzt tun, Prophet?«
Nom Anor suchte nach dem, der die Frage gestellt hatte, und erkannte, dass es der Mann mit dem verfaulenden Arm war. Die Tränensäcke dieses Mannes hatten ein tiefes, intensives
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