Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
Blau, in dem man das Blut beinahe pulsieren sehen konnte. Sein Blick war von einer Art, wie Nom Anor sie schon häufig gesehen hatte − vor der Gründung der Sekte und danach. Für einige war ihr Glaube so viel mehr als nur eine Anleitung für ihr Leben: Er wurde zum Leben selbst. Das war verständlich, dachte er, wenn man sonst so wenig hatte, wofür man leben konnte.
»Ihr gehört zu den Ersten, die die Botschaft erhalten«, sagte er, an den ganzen Saal gewandt. »Eure Pflicht ist es nun, sie an andere weiterzugeben, damit auch sie sie verstehen werden. Einige von diesen werden sich entscheiden, hierherzukommen und weitere Anweisungen zu erhalten und selbst zu Boten werden. Die Botschaft wird sich ausbreiten wie eine Flut und unsere Schande wegwaschen.«
Zustimmendes Murmeln erklang, und viele nickten.
»Es wird selbstverständlich auch solche geben, die die Botschaft hören und nichts damit anfangen«, fuhr Nom Anor fort. »Sie werden sie im Herzen behalten − verschlossen vor anderen, als wäre sie ein seltener Keim, den sie gefunden haben. Für solche Individuen habe ich nichts als Mitleid. Die Botschaft kann nur von Wert sein, wenn sie gehört wird − denn das, und das allein, ist ihr Zweck. Zu schweigen, nachdem man die Botschaft vernommen hat, ist, als akzeptiertet ihr, wie man euch behandelt hat, als würdet ihr euch mit dem Feind verbünden …«
Er ließ den Satz verklingen, dann seufzte er. Es war Zeit, die Audienz zu beenden. Er hatte alles gesagt, was er sagen musste.
»Meine Freunde, ich fürchte um euch alle. Wir haben zwar das Recht auf unserer Seite, aber wir sind immer noch Anfänger, denen an jeder Ecke Feindseligkeit droht. Sollte man in den höheren Rängen jemals von unserer Existenz und unsrer Identität erfahren, würde jeder Einzelne von uns gejagt und getötet werden. Deshalb bitte ich euch, vorsichtig zu sein, wenn ihr die Botschaft verbreitet und andere für unsere Sache rekrutiert. Ein Flüstern wird sich ausbreiten, lautes Schreien hingegen sicher zum Schweigen gebracht werden. Mit Geduld und Zähigkeit werden wir bestehen. Ich bitte euch nun, mit neuer Kraft und in dem Wissen zu gehen, dass der Geist der Freiheit mit uns ist!«
Nom Anor stand auf und breitete die Arme aus, als wollte-er sie alle umarmen. Bei diesem Zeichen gingen die Türen hinten im Keller auf und gestatteten seinen neuen Anhängern, ihn zu verlassen. Nom Anor lächelte wohlwollend, strahlte guten Willen und Vertrauen aus. Das unterschied sich gewaltig von seinem früheren Umgang mit Untergebenen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er seine Leute mit Flüchen und Drohungen verabschiedete und sich darauf verließ, dass Furcht sie bei der Stange hielt. Aber das würde bei den Beschämten nicht funktionieren; ihnen mit Strafen zu drohen würde nur demonstrieren, dass er sich nicht vom Rest ihrer Herren unterschied. Eins hatte er gelernt: Wenn das ganze Leben Furcht war und man nichts zu verlieren hatte, bestand die einzige Motivation in Belohnung.
Als sie weg waren, ließ er sich wieder auf den Thron sacken. Geht jetzt, in dem Wissen, dass ihr die Werkzeuge meiner Autorität seid, und die Mittel, mit deren Hilfe ich den Ruhm erhalten werde, den ich verdiene …
»Eine gute Gemeinde, Yu’shaa?«
Er blickte auf. Der beschämte Krieger Kunra, der als sein Leibwächter und hin und wieder als sein Gewissen fungierte, war hereingekommen, dicht gefolgt von Nom Anors engstem Vertrauten Shoon-mi Esh. Shoon-mi trug ein Priestergewand, allerdings ohne die Insignien der Yuuzhan-Vong-Götter. Kunra trug keine Rüstung, was über seine Feigheit hinwegtäuschte, die für seinen Sturz verantwortlich gewesen war. Nom Anor kannte diese Männer, und er hielt sie für ein jämmerliches Gefolge für jeden Möchtegern-Revolutionär, aber er musste zugeben, dass die Bekehrten gut auf sie reagierten.
»Nichts Besonderes«, sagte er mit seiner normalen rauen Stimme. Es war nicht notwendig, vor diesen beiden Reden zu schwingen. »Was wir an Quantität gewinnen, scheinen wir an Qualität zu verlieren. Ein paar von ihnen sahen aus, als wären sie dem Tode nahe.«
»Es tut mir leid, Meister.« Shoon-mi vollführte unterwürfige Gesten mit seinen knotigen Händen. »Ich fand, dass es mir nicht zustand, jemanden abzuweisen.«
»Bald wirst du das tun müssen, Shoon-mi.« Unter seiner Müdigkeit und Gereiztheit verspürte Nom Anor weiterhin Befriedigung darüber, wie die Bewegung wuchs. Jeder Tag brachte neue Bittsteller zu ihrer Tür,
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