Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
der Prophet erzählte. Sie enthielt alle korrekten Einzelheiten in der richtigen Abfolge, und sie passte zu den bekannten Tatsachen. Sie lieferte genau die richtige Botschaft zum exakt richtigen Zeitpunkt.
Zumindest hatte Nom Anor das so geplant. Ihm selbst fehlte der absolute Glaube an seinen Erfolg, und er konnte sich nur an den Reaktionen jener orientieren, die kamen, um ihn sprechen zu hören. Sie lauschten gierig und verließen ihn neu belebt und willens, die Botschaft weiterzuverbreiten. Alle wussten, dass es Folter und Tod bedeutete, in irgendeiner Weise mit dem Propheten in Verbindung gebracht zu werden, dass die Hüter der alten Götter eifersüchtig waren und es nicht ertrugen, wenn man ihren Glauben infrage stellte.
Wie weit sich das Wissen über die Sekte ausgebreitet hatte, war schwer zu sagen. Verlor Shimrra bei seinen abendlichen Geißelungen die Konzentration, wenn er daran denken musste, wie schnell sich diese Fäulnis ausbreitete? Das konnte Nom Anor nur hoffen.
»… und so hätte die Jeedai -Ketzerei ein Ende gefunden, wären nicht die Beschämten im Damutek der Gestalter am Rande des Kampfs Zeugen der Ereignisse gewesen. Sie verbreiteten die Botschaft − und bis zum heutigen Tag breitet sie sich weiter aus, von Mund zu Ohr, unter solchen, wie wir es sind. Es gibt einen anderen Weg, einen Weg, der dazu führt, dass wir uns selbst akzeptieren können, und ein neues Wort für Hoffnung: Jeedai .«
Nom Anor hielt am Ende der Geschichte inne, um einen Schluck aus einer Trinkknolle zu nehmen, die Shoon-mi bereitgestellt hatte, bevor seine Anhänger den Saal betraten. Er beendete die Geschichte auf die gleiche Art, wie er selbst es zum ersten Mal von I’pan gehört hatte. Er erzählte sie auf diese Weise, um sich sowohl an ihren Ursprung als auch an I’pans Schicksal zu erinnern. I’pans Tod durch einen Trupp von Kriegern, der nach jenen suchte, die Diebstähle an Ausrüstungsgegenständen begangen hatten − Diebstähle, die I’pan mit Nom Anors Hilfe durchgeführt hatte, um ihre kleine Gruppe von Gesetzlosen am Leben zu erhalten −, hatte Nom Anor zum Handeln getrieben. Ohne diese Motivation hätte er vielleicht immer noch anonym im Untergrund gelebt und darauf gewartet, dass sein Glück zu Ende ging, statt selbst für seinen Wiederaufstieg zu sorgen.
»Ich werde jetzt Fragen beantworten«, sagte er einen Augenblick später.
Es gab immer Fragen.
»Hat Yun-Yuuzhan die Jeedai geschaffen?«, war die erste, gerufen von einer Frau, die ganz vorn stand.
»Yun-Yuuzhan hat alles geschaffen«, antwortete er.
»Auch die Jeedai. Sie sind ebenso Teil seines Plans wie wir. Das mag einigen verwirrend vorkommen, aber ihr dürft nicht vergessen, dass wir uns niemals anmaßen sollten, Yun-Yuuzhans Plan vollkommen zu kennen. Wir sind vor ihm wie Ghazakl-Würmer. Würde ein solcher Wurm auch nur die geringste Tätigkeit verstehen, die ihr vollzieht?«
»Sind sie Aspekte von Yun-Shuno?«, rief ein Mann von weiter hinten.
»Wie alle Wesen gewinnen unterschiedliche Jeedai die Gunst unterschiedlicher Götter. Die Zwillings-Jeedai, Jaina und Jacen Solo, werden häufig mit den Zwillingsgöttern Yun-Txiin und Yun-Qaah assoziiert. Jaina wird außerdem von einigen für einen Avatar von Yun-Harla, der Göttin der List, gehalten. Alle Jeedai sind disziplinierte Krieger, also kämpfen sie mit dem Segen von Yun-Yammka, dem Schlächter. Sie verehren Leben, wie es Yun-Ne’Shel, die Formerin, tut. Sich selbst für das große Ganze zu opfern ist Teil ihrer Lehre, wie bei Yun-Yuuzhan. Und ja, sie haben als Fürsprecher der Beschämten gedient, wie Yun-Shuno.
Aber ihrem Wesen nach sind sie wie wir. Sie sind nicht selbst Götter, ebenso wenig, wie Shimrra ein Gott ist. Sie sind sterblich, sie können getötet werden. Ich weiß das, weil ich sie mit eigenen Augen sterben sah. Es gibt sogar Geschichten von Jeedai, die Vernichtung bringen statt Gutes, also wissen wir, dass sie Fehler haben wie unsereins. Es ist ihre Lehre, der wir folgen müssen, damit wir so stark sein können wie sie, damit man uns wieder als Gleiche akzeptiert.«
»Yu’shaa, was ist die Macht?«
Nom Anor tat so, als müsste er über diese Frage nachdenken, bevor er sie beantwortete. Tatsächlich hatte er das schon lange zuvor getan. Er hatte selbst aus erster Hand die Auswirkungen der Macht gesehen, sie aber nie verstanden. Anders als jene, denen er diente, weigerte er sich jedoch, diese Unfähigkeit als ein Versagen vonseiten der Jedi zu betrachten.
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