Das Erbe der Pandora
anrufe.«
»Ich war mißtrauisch, als Sie mir
fünfzig Mille angeboten haben, um bei McKinney zu arbeiten. Sie haben es gar
nicht erst mit einem niedrigeren Betrag versucht. Selbst wenn ich vorher
wirklich bei Huxley Investments gewesen wäre, hätte ich nicht die Referenzen
gehabt, um so viel Kohle zu verdienen.« Evan ging an der Werkbank entlang, nahm
verschiedene Werkzeuge in die Hand und betrachtete sie eingehend.
»Was wollen Sie damit sagen, wenn Sie
wirklich bei Huxley gearbeitet hätten?«
»Erzählen Sie mir nicht, daß Sie alles
in meinem Lebenslauf geglaubt haben. Wieviel hat er Ihnen über mich erzählt?«
»Wer?«
Evan lächelte. »Verarschen Sie mich
nicht, Sam.« Er nahm eine Bohrmaschine in die Hand, schloß sie an die Steckdose
an und drückte auf den Startknopf.
Sam zuckte bei dem Geräusch zusammen.
Evan bohrte willkürlich ein Loch in
die Werkbank. »Ich wußte, daß an dem tollen Geschäft ein Haken sein mußte. Ich
hätte auf meine innere Stimme hören sollen. Aber der Mensch hofft doch immer
wieder auf ein neues. Ich dachte, er hätte sich endlich dazu durchgerungen und
sich entschlossen, mir nicht mehr länger auf die Pelle zu rücken. Dachte, er
würde seine Beziehungen nutzen, um mir blaublütige Referenzen zu verschaffen.
Sogar einen Harvard-Abschluß. Können Sie sich das vorstellen? Ich, der Looser
der Familie, ein Harvard-Abschluß. Ich sollte einfach nur wegbleiben. Klingt
einfach, oder? Einfach wegbleiben, zum Teufel noch mal.«
Evan wischte die Sägespäne von dem
Loch, das er gebohrt hatte, und betrachtete sein Werk. »Ich dachte, Kalifornien
sei ein großer Staat. Anscheinend aber nicht groß genug für uns beide. Ist
schon merkwürdig, das mit der Familie. Das können die verkorkstesten Leute
sein, die man je gesehen hat, und trotzdem will man die Bande nicht lösen.«
Es war kalt in der feuchten Garage,
aber Sam wischte sich mit dem Ärmel seines Bademantel Schweißperlen von der Stirn.
Evan legte die Bohrmaschine hin. Leise
atmete Sam erleichtert auf.
»Womit wir bei Iris wären. Sie wollte
mich nicht einstellen. Sie wußte nicht das geringste von mir. Es dauerte nicht
lange, bis sie herausfand, daß es tiefere Beweggründe für meine Einstellung gab
— und die gibt es, nicht wahr? Zu schade. Sie ist nett und arbeitet hart.«
Sam sah unter den Leuchtstofflampen
der Garage blaß aus. »Evan, es ist spät. Lassen Sie uns morgen weiterreden.«
»Hören Sie auf, sich dumm zu stellen!
Was hat er Ihnen versprochen? Geld, einen Job, Frauen, Drogen?«
Sam schluckte mühsam; er wußte, das
Spiel war aus. »Geld.«
»Geld. Aber das Geld war nur das
Sahnehäubchen, oder? Der eigentliche Reiz war die Möglichkeit, Iris zu Fall zu
bringen. Ich weiß alles über Ihren Kleinkrieg mit ihr. Das ist ein großes Thema
im Büro. Oder vielleicht fanden Sie es auch toll, mit den Reichen und Mächtigen
auf du und du zu sein. Da sind Sie nicht der einzige.« Evan schüttelte staunend
den Kopf. »Er ist ziemlich gerissen, das muß ich ihm zugestehen. Er will Iris
die Daumenschrauben anlegen, damit sie nachgibt und ihm Pandora für ‘n Appel
und ‘n Ei verkauft. Sie wollen, daß sie zugrunde geht. Er will mich loswerden.
Sehr effiziente Arbeitsteilung. T. Duke Sawyer weiß, wie man die vorhandenen
Mittel bis zu einem Maximum ausschöpft.«
»Wer sind Sie?«
»Hat er Ihnen das nicht gesagt?« Evan
dachte darüber nach. »Wahrscheinlich nicht. Er erzählt immer nur das Nötigste.
Ich bin der verlorene Sohn, der nach Hause gekommen ist. Nach Hause zu kommen war
nicht Teil der Abmachung, verstehen Sie? Jetzt sucht er Vergeltung. Ich wußte,
daß er etwas unternehmen würde, aber ich hatte keine Ahnung, daß ich ihm
Zuspielen würde.«
»Sie sind sein Sohn? Und er haut Sie
so in die Pfanne?«
»Für wen hielten Sie mich?«
»Ich weiß nicht. Für irgendeinen
Gauner, den er angeheuert hat. Sie sehen jedenfalls nicht so aus, als seien Sie
mit T. Duke verwandt.«
»Ich wurde adoptiert. Meine beiden
Schwestern ebenfalls. Es heißt, die alte Dame konnte keine Kinder bekommen. Ich
habe mich immer gefragt, ob es an ihm lag und er keinen hochkriegt.«
»Wenn ich geahnt hätte, worauf ich
mich da einlasse...«
»Dann hätten Sie ihn zurückgewiesen?
Das bezweifle ich. Er hat Sie zu seiner Marionette gemacht, mein Freund. Er
kennt Sie besser, als Sie sich selbst kennen. Was glauben Sie, wie er sonst
sein Reich aufgebaut hat?«
»Warum sollte er seinem eigenen Sohn
das antun?«
»Die ganze
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