Das Erbe der Pandora
gebe Ihnen
den Rat, alles beim Alten zu lassen, Iris.«
Sein Tonfall überraschte sie. Sie
wußte nicht, was sie sagen sollte, also sagte sie nichts.
Sam schien zu merken, daß seine
Bemerkung etwas zu hart gewesen war. »Was ich damit sagen wollte, ist, daß Sie
ihm noch ein paar Wochen geben sollten. Er wird sich bald mausern. Mehr
verlange ich nicht von Ihnen.«
Sie ging zu ihrem Tisch und sammelte
Unterlagen zusammen. Das war nicht notwendig, ließ sie aber geschäftig
aussehen. »Ich habe meine Entscheidung getroffen.«
»Sie können Evan nicht auf der
Grundlage von Verdächtigungen feuern. Sie brauchen einen Grund für die
Entlassung!«
»Er ist noch keinen Monat bei uns. Ich
brauche keinen Grund.«
»Sie können ihn nicht feuern.«
»Ich kann, und ich werde.« Ihr Blick
brannte sich in seinen.
»Bitte, Iris. Tun Sie mir diesen
Gefallen. Nur ein paar Wochen.«
»Ein paar Wochen? Brauchen Sie so
lange, um eine Überprüfung meines Büros durch die Aufsichtsbehörde in Gang zu
setzen? Ist das der Zeitrahmen, auf den Sie sich mit T. Duke Sawyer geeinigt
haben? Oder sind Sie auch in Evans Betrügereien verwickelt?«
Die Gegensprechanlage von Iris’
Telefon unterbrach sie. Es war Louise. »Evan ist gekommen.«
»Schicken Sie ihn her, bitte.«
Sam zog an seiner Krawatte, die ihm
scheinbar zu eng geworden war, und sah mit dem Rücken zur Tür aus dem Fenster.
Evan kam herein und stellte sich ohne
ein Wort vor Iris’ Schreibtisch. Er sah auf Sams Rücken und dann wieder zu
Iris.
»Lassen Sie sie auf«, sagte Iris zu
Louise, die gerade die Tür hinter sich zuziehen wollte.
Sam drehte sich um und tat überrascht,
als er Evan sah. »Guten Morgen, Evan.«
Evan antwortete nicht, aber seine
finsteren Augen wurden noch finsterer. Sam preßte die Lippen aufeinander.
»Evan«, begann Iris, »es tut mir leid,
aber ich muß Sie entlassen.«
Evan fragte Sam: »Sie feuert mich?«
Ein wütender Blick huschte über sein Gesicht, als er weiter in das Zimmer trat.
Sam schob sich an der Wand entlang
weiter in die Ecke und zwängte sich zwischen das Fenster und den Aktenschrank,
um so weit wie möglich Evan auszuweichen, der sich bedrohlich näherte. »Evan,
ich —«
»Was glauben Sie, wo Sie hingehen?«
Evan stellte sich Iris in den Weg, die zur Tür hinaus flüchten wollte.
»Louise!« kreischte sie, als er die
Hand auf ihre Schulter legte und sie gegen den Aktenschrank drückte. Er hielt
sie fest, langte hinter sich, machte die Tür zu und verschloß sie.
Iris verdrehte den Hals, um aus dem
Innenfenster zu Louise zu sehen, die aufgeregt telefonierte. Irgend jemand fing
an, gegen die Tür zu donnern. Sie hörte Kyle Tucker und Liz schreien.
Sam kauerte weiterhin in der Ecke.
»Evan, tun Sie nichts, was Sie bereuen könnten.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl
Evan Iris. Er schnappte sich einen ihrer Stühle und klemmte ihn unter den
Türknauf.
Als er ihr den Rücken zuwandte, griff
sie sich den Messingbrieföffner von ihrem Tisch und versteckte ihn hinter ihrem
Rücken.
Evan drückte seinen Körper gegen
ihren. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht. Sie versuchte, ihn
wegzustoßen, woraufhin er sich nur noch stärker gegen sie lehnte. Sie konnte
kaum atmen.
»Süße Iris«, flüsterte er. Er berührte
mit seinen Lippen leicht die ihren.
Draußen fummelte jemand mit einem
Schlüssel im Schloß herum. Es ging auf, aber der Stuhl verhinderte, daß die Tür
geöffnet werden konnte.
Die Unruhe brachte Evan nicht von
seinem Tun ab. »Wenn Sie mich feuern, werde ich Sie wegen Einbruch und
Hausfriedensbruch einsperren lassen.«
Iris wollte seine Anschuldigung weder
bestätigen noch leugnen. Hinter ihrem Rücken schloß sich ihre Hand fester um
den Brieföffner.
»Was haben Sie denn da hinten?« Er faßte
hinter ihren Rücken und zog ihre Hand hervor, wobei ihr Widerstand ihm kaum zu
schaffen machte. »Sie wollen’s auf die harte Tour, wie?«
»Evan!« rief Sam. Er trat mit
übertriebener Entschiedenheit einen Schritt vor, ging aber nicht weiter.
Evan verdrehte Iris den Arm, mit dem
sie immer noch den Brieföffner hielt, und drehte ihn zu ihr. Sie versuchte, ihn
von sich zu stoßen, spürte aber, wie sich die Spitze in ihren Bauch bohrte. Sie
sahen sich in die Augen. Seine veränderten sich; sie wurden kalt. Er war nun zu
allem fähig, dachte Iris. Sie versuchte mit aller Kraft, seine Hand und den
Brieföffner wegzudrücken. Er grinste. Je mehr sie sich wehrte, um so mehr
schien er es zu
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