Das Erbe der Pandora
Schultern. »Nun,
ich bin ein Profi, Sam.«
»Und T. Duke weiß wirklich Bescheid?«
fragte Sam in der Hoffnung, sich verhört zu haben.
Iris nickte und öffnete die Tür.
Ohne ein weiteres Wort ging Sam
hinaus.
Iris schloß die Tür hinter ihm. Sie
holte ein kleines Aufnahmegerät aus ihrer Jackentasche, spulte ein paar
Sekunden zurück und spielte es ab, um sicherzugehen, daß sie ihre Unterhaltung
auf Band hatte. Sie hatte es.
»Amber Ambrose und ihre
Agenten-Shops«, sagte sie laut. »Ich sollte mir auch ein paar von deren Aktien
kaufen.«
Evan Finn ging in dem exklusiven Club
durch den großen Raum mit der hohen Decke, wobei seine Schritte auf dem dicken
Orientteppich nicht zu hören waren. Klobige Clubsessel aus Leder standen in
kleinen Grüppchen zusammen, jeweils mit einem Couchtisch, einem Beistelltisch
und einer Lampe. An einer Wand knisterte ein Feuer in einem Kamin. An einer
anderen Wand standen mehrere Zeitungsständer, in denen Zeitungen aus aller
Herren Länder an runden Holzstäben baumelten. Es war später Nachmittag, noch
nicht ganz die Cocktail-Zeit, und das Zimmer war fast leer. Ein älterer Mann
mit einer Strickjacke, deren Ellbogen vollkommen aufgeschlissen waren, döste in
einem der Sessel. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel.
Ein Latino mittleren Alters in einem
dunklen Anzug und mit einem Tablett auf einer Hand, auf dem ein Glas mit einer bernsteinfarbenen
Flüssigkeit stand, ging zu einem Sessel am anderen Ende des Zimmers. Der Sessel
war zum Fenster gerichtet. Über die Rückenlehne war nur knapp der Kopf eines
Mannes zu sehen. Der Kellner nahm einen leeren Cognacschwenker von dem kleinen runden
Beistelltisch und tauschte ihn gegen den neuen aus.
»Noch etwas, Sir?«
T. Duke Sawyer schüttelte den Kopf,
nahm das Glas, hielt es zwischen zwei Fingern und schwenkte den Cognac im
Kreis.
»Ich nehme auch so einen.«
Sowohl der Kellner als auch T. Duke
wurden von der rüden Störung überrascht.
»Sicher, Sir«, antwortete der Kellner
höflich.
Evan setzte sich in einen Sessel
gegenüber von seinem Vater. »Da drüben sitzt irgendein alter Kerl, der wie ein
Obdachloser aussieht und dem Sabber übers Kinn läuft. Ich dachte, dies sollte
ein erstklassiges Lokal nur für Mitglieder sein.«
»Der alte Kerl, wie du ihn nennst, war
einmal der Generaldirektor von zwei der größten Luftfahrtgesellschaften der
Welt. Er hat sich das Recht verdient, seine alte Strickjacke zu tragen und zu
sabbern, wenn ihm danach ist.« T. Duke hielt den Cognacschwenker an seine Nase
und atmete das Aroma ein, bevor er einen kleinen Schluck nahm. »Du hast keine
Veranlassung, andere Leute zu kritisieren. So wie du dich aufführst, wirst du
keine fünfunddreißig.«
»Wenn du die Wahl gehabt hättest,
hätte ich die mir verbleibenden Jahre im Knast verbracht.«
»Gesetze müssen durchgesetzt werden,
nicht gebrochen, egal wie du darüber denken magst.«
»Damit kennt sich T. Duke, der
Liquidator, sicher gut aus, oder?«
Der Kellner kam mit einem weiteren
Glas Cognac. Während er einen Untersetzer auf den Beistelltisch legte, nahm
Evan das Glas direkt von seinem Tablett. Der Gesichtsausdruck des Kellners
änderte sich nicht, als er sich wortlos umdrehte und ging.
Evan genoß weder das Aroma noch die
Farbe des Cognacs, bevor er einen großen Schluck nahm und das halbe Glas
leerte. »Ich wurde gestern meinen Verpflichtungen bei McKinney Alitzer
enthoben.«
T. Duke lächelte gaunerhaft. »Sie hat
dich also entlassen?«
»Ja, aber was doch alles in einem Tag
passieren kann. Sie hat mich heute morgen wieder eingestellt.«
»Warum?«
»Sagen wir einfach, ich war
überzeugend.« Evan zog eine Schachtel importierter Zigaretten und sein
graviertes Dunhill-Feuerzeug aus der Innentasche seiner Jacke. Er steckte sich
eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und atmete tief durch. »Ich
habe sogar ein Büro mit Fenster von ihr bekommen. Du hättest die Gesichter
meiner Kollegen sehen sollen, als ich in dieses Büro zog.« Er lächelte bei dem
Gedanken daran.
»Du hast sie in die Enge getrieben.
Das wird sich noch rächen.«
»Das mußt du ja wissen, Dad.« Evan zog
einen schweren, geschliffenen Kristallaschenbecher auf dem Couchtisch näher zu
sich heran. »Ich bewundere es, wie du von Canterbury Investments erfahren hast
und dann den Plan ausgeheckt hast, um mein kleines Geschäft für deine eigenen
Zwecke zu nutzen. Das muß ich dir lassen. Du schüttelst immer wieder einen
Trick aus dem Ärmel.
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