Das Erbe der Pandora
blauer Fleck zu sein, den Bridget mit Make-up zu
verbergen versuchte. Iris’ Blick hatte wohl ihre Sorge erkennen lassen, denn
Bridget faßte sich wie beiläufig mit den Fingerspitzen ans Kinn, um die
Verletzung zu verstecken.
Bridget verlor den Faden, hielt in
ihrer Präsentation inne und runzelte die Stirn, während sie nach Worten suchte.
Sie faßte sich wieder, mied jetzt Iris’ Blick und konzentrierte sich einzig auf
T. Duke. »Zur Zeit gibt es mehrere stark finanzierte, neugegründete Firmen, die
Cyberspace-Arenen entwickeln. Mein Ziel ist es, Pandora an der Spitze zu
positionieren. Ich habe schon damit begonnen, einige der besten
Systementwickler in dem Bereich anzuheuern.«
»Wenn wir das aufbauen, kommen die von
allein«, erklärte T. Duke. Er rückte den Sessel zurück, stützte sich mit den Händen
auf den Knien ab um aufzustehen, ging zum Fenster, das eine ganze Wand des
Zimmers einnahm, und verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Unzählige anonyme
Spieler können sich dann im Cyberspace gegenseitig abschlachten.«
Kip meldete sich schließlich zu Wort.
»Sie sagen das, als wäre das etwas Schlechtes.«
T. Duke drehte sich um und richtete
seinen durchdringenden Blick auf Kip. »Das ist lediglich eine Tatsache.« Er
verschränkte die Arme nun vor der Brust und sah an seiner großen Nase vorbei
auf sie herunter. »Forschung und Entwicklung kosten Geld. Sie glauben, daß Sie
mit Ihrer Neuemission genug hereinbekommen werden. Ich glaube das nicht.«
»Natürlich werden wir das«, beharrte
Bridget.
T. Duke hob abrupt die Augenbrauen, so
als wäre er überrascht, weil man ihn gebeten hatte, sein Scheckheft wegzulegen.
»Schlechter Zeitpunkt für einen Börsengang. Die Kurse sind in den vergangenen
Wochen fast um tausend Punkte gefallen. Wenn Sie es mit einer Baisse zu tun
haben, dann wäre selbst Marilyn Monroe für keinen einzigen Anleger attraktiv.«
»Ich halte es für eine erwartete und
längst überfällige Korrektur«, meinte Iris hoffnungsvoll. »Das Schlimmste ist
vorbei.«
»Egal wie Sie es nennen, der Markt hat
sich abgekühlt. Viele Experten behaupten, daß das noch nicht alles gewesen ist.
Den Zeitpunkt für eine Neuemission haben Sie verpaßt. Die Firmen, die einen
Börsengang geplant hatten, machen einen Rückzieher und warten ab. Nach der Flut
von Zeichnungsangeboten von Internet-Firmen, die immer noch keinen Gewinn
gemacht haben, sind die Anleger skeptisch geworden.«
Iris sagte: »Stimmt, es wurde eine
Menge Schaum geschlagen; Internet-Firmen mit illusorischen Gewinnen wurden hoch
bewertet. Das ist bei Pandora nicht der Fall.«
»Wenn Sie keine Begeisterungsstürme
auslösen können, bekommen Sie keine Abnehmer für Ihre Aktien«, sagte T. Duke
entschieden. »Pandora lebt auf Kredit und von Träumen. Sie machen gute
Einnahmen, aber Sie haben sich finanziell übernommen, und Sie haben die fünf
Millionen Risikokapital, die meine Gruppe investiert hat, nicht so ausgegeben,
wie wir es abgesprochen hatten.«
»Das ist nicht wahr«, protestierte
Bridget. »Wir haben Personal eingestellt, neue Geräte angeschafft, sind in
größere Büroräume gezogen...«
»Wenn man diesen Flugzeughangar mit
dem Baumhaus darin als Büroraum bezeichnen will.« T. Duke lachte gutgelaunt,
aber sein Blick sprühte nicht gerade vor Wärme.
»Der Wettkampf um gute Leute ist
hart«, fuhr Bridget fort. »Ich kann mir keine Top-Gehälter leisten, also dachte
ich, daß das Geld besser investiert ist, wenn man eine einzigartige und
motivierende Atmosphäre schafft, in der das Arbeiten Spaß macht.«
»Und deshalb spendieren Sie Essen und
Getränke, haben einen internen Babysitter-Dienst und einen Basketballplatz
eigens für die Firmenangehörigen. Scheint wirklich ein Ort zu sein, an dem das
Arbeiten Spaß macht. Ich sehe praktisch vor mir, wie Ihre Leute den halben Tag
Basketball spielen.«
»Meine Leute arbeiten des öfteren
zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Sie brauchen eine Möglichkeit, um
Dampf abzulassen.« Bridget funkelte T. Duke wütend an. »Ihre mangelnde
Begeisterung für eine Neuemission überrascht mich. Das Ziel eines Kapitalgebers
ist es doch, eine Firma aufzubauen, an die Börse zu gehen und einen Gewinn zu
machen.«
»Meine Liebe, Sie können mir glauben«,
sagte T. Duke, »daß ich mit meiner Investition einen Gewinn machen will, aber
eine Neuemission ist nicht der richtige Weg für Pandora.« Er setzte sich
wieder, lehnte sich vor und legte die Hände zusammen. »Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher