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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Holzschild auf sie zugetragen wurde; er bestand aus Stämmen, die mit einer Art von Stricken untereinander verbunden waren. Wer ihn trug, war nicht zu sehen.
       „Die Kampfhandlungen werden eröffnet“, stellte Knjasew fest.
       „Außerordentlich interessant!“ rief Korzewski aus. „Daran läßt sich erkennen, daß es auf der Venus verschiedene Stämme gibt und daß sie miteinander Krieg führen. Kein Zweifel – sie kennen den Krieg.“
       „Das ist sehr schade“, sagte Wtorow bekümmert.
       Der Schild kam näher. Die Absichten der Venusianer ließen keinen Zweifel mehr offen. Mit dem Schild gegen das Schein- werferlicht geschützt, wollten sie sich dem Geländewagen nähern.
       „Mut kann man ihnen nicht absprechen“, sagte Korzewski. „Unser Fahrzeug muß ihnen Angst einflößen, aber man merkt ihnen nichts an. Woher kommt das?“ Er schien Selbstgespräche zu halten und sprach so ruhig, als drohte ihnen gar keine Ge- fahr. „Wilde Stämme auf der Erde würden es nicht wagen, ein Kettenfahrzeug zu überfallen. Entweder sind die Venusianer bedeutend klüger als sie oder aber bedeutend dümmer und ahnen daher nichts von der Gefahr.“
       „Hypothesen werden wir im Raumschiff aufstellen“, warf Knjasew ein. „Gehen Sie ans MG, aber schießen Sie nicht ohne meinen Befehl! Gennadi, setz dich ans hintere Pult.“
       „Sollten wir nicht lieber zurückfahren?“
       „Ich will wissen, was sie vorhaben. Fliehen können wir immer noch.“
       Er ahnte nicht, wie bald er gezwungen sein würde, seine Meinung zu ändern.
       Um die Sitten und Gebräuche, den Charakter und die Kraft eines unbekannten Volkes kennenzulernen, braucht man stets Zeit. Wenn dies schon auf der Erde zwischen einander ver- wandten Geschöpfen so ist, muß es den Bewohnern des einen Planeten erst recht schwerfallen, die Bewohner eines anderen kennenzulernen.
       Zwischen den Menschen und den Venusianern gab es nur eine Gemeinsamkeit: die Vernunft. In allem übrigen unter- schieden sie sich sehr stark voneinander. Und nicht nur im Äußeren, sondern offenbar auch in der Weltauffassung. Die Menschen konnten nicht begreifen, warum ein Zufall, den sie far belanglos hielten, die Einstellung der Venusbewohner zu ihnen so unvermittelt geändert hatte.
       Die Venusianer fürchteten sich anscheinend wirklich nur vor den Scheinwerfern. Ob sie die Funktionsweise dieser Apparate verstanden oder sie für gefahrliche Tiere hielten, blieb unge- wiß, aber sie richteten ihren Angriff vor allem auf die Schein- werfer. Die Menschen bemerkten es zu spät.
       Knjasew glaubte, die „Schildkröten“ würden wieder ver- suchen, den Wagen hochzuheben und in den See zu tragen, und er war überzeugt, daß dieser Wagen zu schwer für sie war.
       Doch es geschah etwas anderes.
       Der hölzerne Schild kam näher und blieb vier Schritt von dem Wagen entfernt stehen. Dann fiel er zu Boden und gab den Blick auf die gigantischen Gestalten der Venuskrieger frei. Die „Schildkröten“ hielten riesige Steine in ihren Pranken.
       Die Menschen begriffen alles erst, als bereits dichte Finsternis eingetreten war. Ungeheuer wuchtige Schläge hatten die Schein- werfer zertrümmert oder abgerissen.
       „Vorwärts!“ rief Kcjasew.
       Selbst in diesem Augenblick, in dem sie doch angegriffen wurden, konnte er sich nicht zu jenem Befehl entschließen, den Korzewski erwartete.
       Wtorow ließ den Motor an. In undurchdringlicher Finsternis hielt der Geländewagen auf den Fluß zu. Die Schneise war ecrade, aber solange voraus nichts zu erkennen war, konnte nicht mit hoher Geschwindigkeit gefahren werden. Die Männer hofften, sich auch bei langsamer Fahrt rasch zu befreien.
       Knjasew warf einen Blick nach hinten und sah, daß sich die gelb funkelnden Augen immer weiter entfernten. Die Reptile waren stehengeblieben und versuchten nicht, den Wagen zu ver- folgen.
       Er dachte angestrengt über alles nach und gelangte zu einer Deutung des Vorgefallenen, die danach von allen Genossen im Raumschiff als wahrscheinlich anerkannt wurde. DieVenusianer hatten gar nicht die Absicht gehabt, über sie herzufallen. Die ersten Reptile, die sich, wie es schien, auf Wtorow stürzten, konnten das Scheinwerferlicht, das ihren empfindlichen Augen arg zu schaffen machte, nur nicht mehr ertragen. Sie waren viel- leicht sogar völlig erblindet. Da sie nicht wußten, wozu die Menschen die Lichtquellen brauchten, rächten sie

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