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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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junge Mechaniker spürte, daß Korzewski sogleich auf den Abzug drücken würde... Auf die Masse der rosigen Leiber würde ein Geschoßhagel prasseln und Tod und Verderben säen.
       „Nicht schießen!“ rief er und schaltete den zweiten Schein- werfer ein.
       Aber der eine genügte. Die angreifenden Reptile sanken zu Boden und bargen den Kopf unterm Panzer. Die übrigen kehr- ten dem Wagen den Rücken zu. Der Venusianer, der Wtorow entgegengekommen war, sprang zu seinen Artgenossen zurück.
       Gennadi Andrejewitsch bückte sich und las die Scherben der Schale auf. Dann wich er rückwärts gehend zurück. Nicht daß er Angst hatte, den unerwarteten Feinden den Rücken zuzu- kehren. Der Scheinwerfer hatte vor ihnen eine unüberwindliche Mauer aufgerichtet. Er konnte einfach nicht das Gesicht dem Geländewagen zuwenden, von dem blendende Helle ausging.
       Als Knjasew die Tür der Luftschleuse hinter Wtorow zufallen hörte, schaltete er den einen Scheinwerfer aus und richtete den Sjarahl des anderen wieder senkrecht nach oben. Er dachte nicht einmal daran, den Rückwärtsgang einzulegen und vor der Ge- fahr das Weite zu suchen. Er wollte wissen, was die Venus- bewohner tun würden. Er fürchtete sie nicht, das Licht war ein sicherer Schutz.
       „Was hatte das zu bedeuten?“ fragte Korzewski verständnis- los.
       „Was ist geschehen?“ fragte Melnikow erregt aus dem Laut- sprecher. „Warum wollte Stanislaw Kasimirowitsch schießen?“
       Knjasew schilderte, was vorgefallen war.
       „Man könnte annehmen“, schloß er, „daß die steinerne Schale
    eine gewisse symbolische Bedeutung besitzt. Gennadi hat da- nebengegriffen. Ich habe es deutlich gesehen. Die Schale ist ent- zweigegangen, und sie haben das als Ablehnung ihrer Gabe aufgefaßt. Wir kennen doch ihre Sitten nicht. Vielleicht bedeutet das ihren Auffassungen nach feindliche Absichten oder sogar eine Kriegserklärung. Wer kann es wissen?“
       „Die Scherben müssen gesammelt werden, um damit zu zeigen, daß wir ihr Geschenk annehmen.“
       „Das hat Gennadi bereits getan.“
       „Und die Venusianer?“
       „Sie haben sich dreißig Schritte zurückgezogen und scheinen zu beraten. Zum mindesten sieht es so aus.“
       „Seid so vorsichtig wie möglich.“
       „Selbstverständlich, Boris Nikolajewitsch!“
       „Ein dummer Zufall!“ sagte Korzewski. „Wäre Wtorow die Schale nicht aus der Hand gerutscht, hätten die Ereignisse eine interessante Wendung nehmen können.“
       „Sie sind auch so interessant genug“, antwortete Knjasew. „Sogar mehr als genug.“
       Die Venusianer verließen ihren Platz nicht. Sie kamen weder naher noch entfernten sie sich. Die Reptile hatten dem Gelände- wagen den Rücken zugekehrt. Die drei Venusianer standen dicht beieinander und erweckten tatsächlich den Anschein, als berieten sie.
       „Schau einer an!“ sagte Korzewski. „Sie scheinen die Schein- werfer für unsere einzige Waffe zu halten und glauben, sie waren völlig sicher, wenn sie uns den Rücken zudrehen.“
       „Das machen sie doch richtig“, sagte Melnikow. „Das Licht ist eine sichere und ausreichende Waffe. Eine andere anzuwen- den wäre grausam und unmenschlich.“
       „Boris Nikolajewitsch, Sie haben recht!“ antwortete Knjasew. Diese Geschöpfe sind ungefährlich. Gegen uns sind sie macht- los.“
       Es dauerte aber gar nicht lange, da mußte er einsehen, daß dies eine Fehleinschätzung war.
       Über zehn Minuten blieb die Lage unverändert. Der Gelände- wagen rührte sich nicht, und die Venusbewohner warteten eben- falls ab. Wtorow hatte inzwischen die Desinfektionsprozedur abgeschlossen und verließ die Luftschleuse.
       „Ich habe wirklich bloß danebengegriffen, so daß mir die Schale aus der Hand fiel“, antwortete er Korzewski auf dessen Frage. „Ich war nicht darauf gefaßt.“
       „Und wo sind die Scherben?“
       „Die habe ich in der Luftschleuse gelassen. Wir werden sie uns an Bord ansehen. Was wollen wir jetzt tun?“
       „Abwarten. Wir überlassen den Venusianern die Initiative.“
       Sie ließen nicht lange auf sich warten.
       Die Masse der Rotgepanzerten geriet in den hinteren Reihen in Bewegung. Die vorn Stehenden traten beiseite und gaben einem gewaltigen Ungetüm den Weg frei, das im ersten Augen- blick wie eine unbekannte Maschine aussah. Als die Menschen genauer hinsahen, wurde ihnen klar, daß ein großer

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