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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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war.
       Sorgfältig untersuchten sie den ganzen Raum, der einen Durchmesser von etwa sechs Metern hatte. Nur durch Abtasten konnten sie seine Maße bestimmen. Die sich kreuzenden Spie- gelbilder machten es unmöglich, Entfernungen zu sehen. Scha- ren phantastischer Schemen – Dutzende von Melnikows und Wtorows – in ganz unnatürlichen Posen, aufrecht, liegend und kopfstehend, verflossen bei jeder Bewegung der Menschen von allen Seiten grotesk ineinander, verrenkten sich in einem wilden Tanz. Wtorow war bemüht, nicht hinzusehen, doch von über- allher drängten sie sich dem Auge auf.
       „Wir müssen weg von hier“, sagte er schließlich. „Mir wird schon ganz schwindlig.“
       Sie fanden nichts, was auch nur im entferntesten auf den Me- chanismus der Tür hinwies.
       „Wahrscheinlich befindet er sich im zentralen Steuerpult“, sagte Melnikow. „Es muß ja so etwas geben. Aber wir müssen hier weg“, ging er auf Wtorows Worte ein, „mir wird auch schon ganz schwindlig. Ich fürchte, auch diese Tür wird sich schließen, sobald wir die Röhre betreten haben. Logischerweise muß es so sein.“
       „Lassen Sie mich allein hineingehen, und bleiben Sie hier.“
       „Was hat das für einen Zweck? Nein, besser, wir bleiben zu- sammen.“
       Unschlüssig standen sie vor der rätselhaften Tür. Hier, im Zentrum, war es für sie natürlich ungefährlicher. Belopolski würde nach einer gewissen Zeit merken, daß seine Kundschaf- ter in eine Falle geraten waren, und Hilfe schicken. Wie die äußere Tür zu öffnen war, wußte man an Bord. Wenn sie sich jetzt jedoch weiter in das Innere des fremden Raumschiffs hin- einwagten, riskierten sie, niemals wieder herauszukommen – es war völlig ungewiß, ob sie jemals herausfinden würden, wie die Türen geöffnet wurden.
       Was ist zu tun? dachte Melnikow. Wie verhalten wir uns? Bleiben wir hier und warten auf die Genossen? Aber irgend- wann müssen wir ja doch ins Innere.
       Wäre er allein gewesen, hätte er keinen Augenblick ge- schwankt. Aber er hatte Wtorow bei sich! Die Verantwortung für den Freund trug er.
       Ach was, mag kommen, was will! Schlimmstenfalls können sie die Wand der Röhre von außen durchschweißen oder auch sprengen.
       „Für alle Fälle hinterlassen wir hier eine Nachricht“, sagte er.
       Kurz, aber doch ausführlich genug schilderte er alles, was ihnen, widerfahren war. Dann legte er sein Notizbuch neben die Schale auf das unsichtbare Postament. Es schien in der Luft zu schweben und war unmöglich zu übersehen.
    „Und jetzt vorwärts!“
       Die fünfeckige Öffnung entsprach an Größe der äußeren Tür. Die unbekannten Kosmonauten waren anscheinend klein von Wuchs gewesen. Gebückt überschritt Melnikow die Schwelle, Wtorow folgte ihm.
       Gleich hinter der Tür blieben sie stehen und schauten erregt zurück. Würde die Tür sich schließen oder nicht? Sie schloß sich.
       Man sah, daß sich die Öffnung wie mit einer durchsichtigen Gazehaut überzog, die anfangs kaum zu erkennen war, sich dann jedoch rasch verdichtete. Schließlich war die Öffnung ganz verschwunden. An ihrer Stelle schimmerte eine augenschein- lich metallene, glatte Wand.
       Das war so seltsam, so unerklärlich, daß die beiden Raum- fahrer die Wunderwand eine Weile anstarrten und kein Wort über die Lippen brachten.
       Mit eigenen Augen hatten sie soeben eine Erscheinung be- obachtet, der irdischen Wissenschaft noch völlig unbekannt. Die Öffnung, durch die sie ungehindert hindurchgegangen waren, hatte sich in Metall verwandelt! Das Phänomen schien unwirk- lich, unbegreiflich, rätselhaft. Und doch beruhte es ohne Zwei- fel auf der Anwendung ihnen noch unbekannter Naturgesetze.
       „Auf dieser Seite sind seltsamerweise keine spitzwinkligen Facetten“, sagte Melnikow schließlich.
       „Erscheint es Ihnen nicht merkwürdig, daß wir sie sehen?“ fragte Wtorow plötzlich.
       „Wen?“
       „Die Wand. Hier müßte es doch eigentlich ganz dunkel sein.“
       Tatsächlich, dachte Melnikow.
       Die Lampen an ihren Helmen hatten sie beim Betreten des Raumschiffes ausgeschaltet. Das hellblaue Feuer der Schale war hinter der Tür zurückgeblieben. Dennoch sahen sie die Wand. Mehr noch, sie sahen ihre eigenen Schatten sich darauf bewegen. Also gab es hinter ihnen eine Lichtquelle!
       Melnikow drehte sich um und schrie auf. Seine Stimme ver- riet Freude und Staunen.

    Über

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