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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Wände zu erkennen.
       Die radiale Röhre führte durch den inneren Ring hindurch.
       „Hier muß doch eine Tür sein.“
       Das Licht der Scheinwerfer traf auf glatte Wände. Nichts deutete auf eine verborgene Tür hin. Keine Vorsprünge, kein Anzeichen eines Mechanismus.
       Und wieder trat die unbegreifliche und in ihrer Rätselhaftig- keit unheimliche Technik des fremden Raumschiffs in Erschei- nung. Als habe ein vernünftiges und zuvorkommendes Wesen sie beobachtet und jeden ihrer Schritte überwacht.
       „Hier muß doch eine Tür sein“, hatte Melnikow, die Hand nach der Wand ausstreckend, gesagt. Und wie als Antwort auf seine Bewegung zeichnete sich tatsächlich in der Wand eine Öffnung ab.
       Ein Teil der metallenen Wandung änderte jäh sein Aussehen. Die Glanzlichter wurden auf einmal matt. Die Konturen eines Fünfecks kamen zum Vorschein. Das Metall „zerschmolz“ rasch, verwandelte sich in Luft. Wie wenn sie sich freuten, schnellten die Lichtkegel ihrer Helmlampen in den inneren Ring hinein. Irgendwelche länglichen Zylinder – rote, grüne und gelbe – blitzten auf. Ein schmaler und – wie es schien – gläserner Weg führte in die Tiefe des Raumes – ein eigenartiger, fast unsicht- barer Steg.
       Wohin führte er? Was befand sich dort, im dunklen Unbe- kannten?
       Plötzlich ergriff Wtorow Melnikows Hand.
       „Sehen Sie doch mal!“ rief er und wies zurück.
       Jetzt entdeckten sie einen neuen Beweis für die „Vernunft“ der Automatik, die die Türen und Wände des Raumschiffs steu- erte.
       Die durchsichtige Röhre, durch die sie gerade erst gekommen waren, hatte wieder ihren Metallcharakter angenommen und ihre Durchsichtigkeit verloren. Der Venuswald war verschwun- den. Nur das Licht der Helmlampen hellte die dichte Finster- nis auf.
       Auch jenseits des Ringes, vom Zentrum des Schiffes fort, hatte die Röhre ihre Durchsichtigkeit eingebüßt.
       „Das grenzt an Hexerei!“ sagte Wtorow.
       „Die Wandung der Röhre wird durchsichtig, sobald sich je- mand in ihr befindet“, sagte Melnikow nachdenklich. „Die Türen öffnen sich, wenn man sich ihnen nähert. Eine Kombina- tion aus Fernsehtechnik und ‚denkenden' Automaten schafft das ohne weiteres. Vor etwa fünfzig Jahren mochte das noch als ‚Hexerei' erscheinen, aber heute...“
       „Genausogut könnten wir also auch, ohne es zu ahnen, die Triebwerke des Raumschiffs in Gang setzen.“
       Melnikow zuckte zusammen.
       „Du hast recht, Gennadi! Wir müssen sehr vorsichtig sein. Versuch doch mal zum Zentrum zurückzugehen. Ich bleibe hier. Wollen mal sehen, was passiert.“
       Es geschah genau das, was Melnikow erwartete. Kaum hatte Wtorow drei Schritte in Richtung Zentrum über den Rand des Rings hinaus getan, als die Röhrenwandung wieder durchsichtig wurde. Das geschah fast augenblicklich. Soviel war klar, diese vieltausendjährige Automatik funktionierte noch mit erstaun- licher Präzision, reagierte auf jede Bewegung.
       Daraus konnte ihnen ungeheure Gefahr erwachsen.
       Wer waren die Herren dieses Raumschiffes gewesen? Auf welchem geistigen Niveau hatten sie gestanden? Zweifellos auf sehr hohem. Vielleicht war dieses Niveau für den Erdenmen- schen sogar zu hoch, und er verstand nicht, was für sie einfach und natürlich gewesen war?
       Die geringste Unvorsichtigkeit konnte zu unvorhergesehenen Folgen führen. Weder Melnikow noch Wtorow hatten die ge- ringste Ahnung von den Prinzipien, nach denen die Automatik des Raumschiffs funktionierte, sie irrten mit „verbundenen Augen“ in ihm umher. Sie befanden sich in der Lage eines Men- schen, der ohne Fachkenntnisse und ganz allein am Steuerpult eines modernen Atomkraftwerkes steht und es sich einfallen läßt, aufs Geratewohl Hebel zu betätigen und für ihn rätsel- hafte Knöpfe zu drücken.
       Wtorow kam zurück. Wie zu erwarten, verlor die Röhre erneut ihre Durchsichtigkeit.
       Sie standen vor der fünfeckigen Tür und konnten sich nicht entschließen, den so zerbrechlich wirkenden „gläsernen Steg“ zu betreten, der sich, umgeben von verschiedenfarbigen Zylin- dern unbekannter Funktion, in der Ferne verlor.
       „Vielleicht ist es vernünftiger umzukehren?“ fragte Wtorow.
       „Die Tür im Zentrum ist verschlossen.“
       „Wahrscheinlich öffnet sie sich, sobald wir auf sie zugehen.“
       „Schon möglich. Aber da wir uns nun einmal so weit vor- gewagt haben,

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