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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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war; sie war etwa sechzig Meter von der anderen entfernt.
       „Wie es scheint, besteht die Röhre aus fünf Abteilungen“, sagte Melnikow. „So muß es in Raumschiffen auch sein.“
       „Wie es scheint, sind wir jetzt von zwei Seiten eingeschlos- sen“, entgegnete Wtorow.
       „Wir werden ja sehen!“
       Doch noch bevor sie die Wand erreicht hatten, erwiesen sich ihre Befürchtungen als unbegründet. Das unsichtbare Auge folgte ihnen aufmerksam. Die abwesenden Herren des Raum- schiffes empfingen ihre ungeladenen Besucher – Bewohner eines anderen Planeten – gastfreundlich.
       Wieder trat die rätselhafte Automatik in Funktion, und in der Wand bildete sich das bekannte Fünfeck. Dahinter eröff- nete sich dem Blick ein dunkler, lichtloser Raum, die zweite Ab- teilung des Ringes.
       Sobald Melnikow die Schwelle überschritten hatte, wieder- holte sich der bekannte Vorgang: Die Luft erstrahlte in hell- blauem Licht, während in dem Raum, den sie verließen, die Luft „erlosch“. Sofort hinter Wtorow schloß sich die Tür wie- der. Die zweite Abteilung war eine genaue Kopie der ersten. Auch hier schwebte der „gläserne“ Pfad in der Luft, lagen die gleichen Zylinder umher.
       „Wahrscheinlich sind dies die Maschinenräume“, sagte Mel- nikow. „Vielleicht enthält der gesamte innere Ring Antriebs- mechanismen.
       „Kehren wir um?“
       „Und wie bekommen wir die Türen auf! Nein, wir wandern lieber durch die ganze Röhre. Vielleicht kann man sie nur in einer Richtung begehen.“
       Sechzig Meter weiter standen sie abermals vor einer geschlos- senen Wand. Sie waren überzeugt, daß sich auch diesmal eine Tür öffnen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Melnikow streckte die Hand aus. Aber keine Reaktion.
       „Wie ist das möglich?“ fragte er bestürzt. „Ob die Automatik versagt?“
    „Kehren wir um.“
    „Aber auch dort ist die Tür doch verschlossen.“
       Sie standen und wußten nicht, was sie tun sollten. Die Tür zur radialen Röhre öffnete sich nicht – sie hatten es ja versucht. Hier aber schien überhaupt keine Tür zu sein.
       Tiefe Stille umgab sie. Lautlos und weich umfloß der leuch- tende Nebel die farbigen Zylinder und die beiden Menschen, die ratlos auf dem schmalen „gläsernen“ Pfad standen. Uner- bittlich schien etwas auf sie zuzukommen, als Vergeltung für ihr freches Eindringen.
       Sie schwiegen und horchten instinktiv. Die Hörapparate ihrer Helme hätten das leiseste Rascheln wahrgenommen, doch außer dem Atem des anderen hörte keiner von ihnen etwas. Und wo sollten in einem „toten“ Raumschiff auch Laute des Lebens her- kommen? Vielleicht hätte sich dort, wo die ungewöhnliche Automatik untergebracht war, die über einen „Gesichtssinn“ und einen „Verstand“ verfügte, das auf so rätselhafte Weise er- halten gebliebene Leben der Mechanismen durch irgendein Ge- räusch kundgetan, hier aber herrschte Totenstille.
       Etwas kam auf sie zu, unabwendbar und drohend. Was konn- ten sie zu ihrer Rettung unternehmen?
       Und da, als beide schon dachten, nur noch die Kameraden draußen könnten ihnen helfen, geschah es.
       Hätten sie nicht den Fotoapparat, mit dem Wtorow eifrig Aufnahmen machte, als unbestechlichen Zeugen bei sich behabt, sie hätten hinterher selbst an dem Gesehenen gezweifelt. Aber das Objektiv hielt den unglaublichen Anblick exakt für alle Zeiten fest.
       Die gelbgraue Wand, die ihnen den Weg versperrte, ver- schwand plötzlich. Verschwand restlos. Doch was sich dahinter befand, blieb nach wie vor unsichtbar. Wo eben noch Metall gewesen war, am Ende des „gläsernen“ Stegs, irrlichterten blaue Funken. Sie schienen ein Netz kristallener Fäden zu bilden, hinter dem sich in endloser Tiefe dunkelblaue Finsternis dehnte. Nur zwei Schritt vor sich aber erblickten die verblüfften Erden- bewohner – einen Menschen des anderen Planeten, einen der Herren dieses merkwürdigen und unbegreiflichen Raumschiffs.
       Er stand ihnen gegenüber und blickte sie an. Eine blitzende Aureole blauer Fäden umgab ihn, und er sah völlig real aus, schien ein lebendiger Mensch aus Fleisch und Blut. Klein, schlank und zart, war er in allem das Ebenbild eines Erden- menschen. Er trug enganliegende dunkelblaue Kleidung, ähn- lich dem Trikot der Tänzer. Um den Hals hing eine dünne, sil- berfarbene Kette.
       Nur den Bruchteil einer Sekunde standen er und die Men- schen regungslos. Da

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