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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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wußten und glaubten, hat- ten sie sich auf die Ankunft jener vorbereitet, die das von ihnen hinterlassene Wissenserbe in der endlosen Abfolge der Ent- wicklung des Geistes empfangen, erweitern und weiterent- wickeln sollten.
       Wissen und Technik werden nicht nur in den Grenzen eines Planeten von Generation auf Generation vererbt. Sie können als Beweis der engen Verbundenheit aller denkenden Wesen auch von einem Planeten auf den anderen übergehen.
       Jene, die mit dem ringförmigen Raumschiff zur Venus gefah- ren waren, hatten das gewußt.
       Das erste, was Melnikow und Wtorow sahen, als sie die dritte Abteilung des Raumschiffes betraten, war ein Schema des Son- nensystems, das ihnen genau gegenüber an der Wand hing. Es war ein großer Bogen bläulichen Papiers, jedenfalls sah es genauso wie Papier aus.
       Die beiden Raumfahrer bemerkten sofort eine Besonderheit dieses Schemas, die es von analogen Schemata der irdischen Astronomie unterschied, und sie begriffen, daß es eigens für sie aufgehängt worden war.
       Hier erhielten sie den ersten Hinweis auf das – wie sich bald herausstellen sollte – gewaltige Erbe, das ihnen die Wissen- schaft eines aus dem Weltall verschwundenen Planeten hinter- lassen hatte.
       Das Schema zeigte die Umlaufbahnen von zehn Planeten. Zehn, nicht neun! Jeder Planet war als kleiner Kreis im rich- tigen Größenverhältnis und mit den Umlaufbahnen seiner Tra- banten dargestellt.
       Schon von der Tür aus erblickten Melnikow und Wtorow den „überzähligen“ Planeten, und sie wußten sofort Bescheid.
       „Da haben wir endlich den untrüglichen Beweis, daß tatsäch- lich ein fünfter Planet existiert hat“, sagte Melnikow. „Und von dort sind sie gekommen.“
       „In unserer Astronomie wird er ja wohl Phaeton genannt?“ fragte Wtorow.
       „Ja, den Namen gibt es.“
       Sie traten näher. Diese Abteilung war bedeutend kürzer als die beiden anderen, rund fünfzehn Meter lang. Vor Aufregung achteten sie nicht auf die eigenartige Ausstattung und bemerk- ten nicht einmal, daß sich die Tür wieder hinter ihnen schloß. Die Entdeckung des fünften Planeten nahm ihre ganze Auf- merksamkeit in Anspruch. Das war eine Neuigkeit von unge- heurer wissenschaftlicher Bedeutung.
       Aus der Nähe erkannten sie, daß die Darstellung außer den Planetenbahnen, wenn auch viel schwächer, noch die Bahnen von drei Asteroiden zeigte. Das Schema bestand nicht aus Papier, sondern aus einer Art von farbigem Plexiglas. Und es hing nicht an der Wand, sondern davor, als sei es überhaupt nicht befestigt.
       Was sie jetzt erlebten, übertraf alles Bisherige an Bedeutung und Erstaunlichkeit. Aus dem Dunkel ferner Zeiten „berichte- ten“ die Herren des Raumschiffes von allem, was ihnen auf der Venus und zuvor widerfahren war. Das konnte als ein erneuter Beweis dafür gelten, daß sie die Vorbereitungen für die Ankunft von Bewohnern anderer Planeten bewußt getroffen hatten und daß sie bestrebt gewesen waren, ihnen soviel Wissen wie mög- lich zu hinterlassen. Im voraus eingestellte, programmgesteuerte Automatik hatte die Gäste bis hierher, in diesen Raum „ge- führt“. Nirgendwo sonsthin hätten sie gelangen können, weil die Türen verschlossen geblieben wären. Das erkannten sie, nachdem alles vorüber war. Hier aber sollten sie sich einen knappen, doch aufschlußreichen Bericht anhören, um vieles, was bis dahin unter dem Schleier des Geheimnisses verborgen ge- wesen war, besser zu verstehen. Was dennoch unverständlich blieb, würde sich in der Folge aufklären, denn man gab ihnen deutliche Hinweise, wo der Schlüssel zu den Geheimnissen zu rinden sei. Die Herren des Raumschiffes hatten alles voraus- gesehen!

    In das Schema kam „Leben“. Langsam bewegten sich die Pla- neten mit ihren Trabanten von der Stelle und kreisten auf ihren Bahnen. Die Sonne in der Mitte blitzte auf wie ein kleiner Brillant. Zugleich mit allen anderen setzte sich auch der Planet Phaeton in Bewegung. Ihn umkreiste ein winziger Trabant.
       Plötzlich löste sich ein leuchtender kleiner Punkt vom fünf- ten Planeten. Für einen Augenblick vergrößerten sich seine Pro- portionen, und die Raumfahrer erkannten drei Ringe, die mit- einander verbunden waren. Das war eine Darstellung des Raumschiffes, in dem sie sich befanden. Nachdem es wieder zum Punkt geworden war, flog es auf den Mars zu, verschmolz für eine Sekunde mit ihm und bewegte sich dann weiter zur

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