Das Erbe der Phaetonen
Erde.
So wurde ihnen der in sagenhafter Vorzeit unternommene Flug des Weltraumschiffes demonstriert.
Gerade als der Punkt mit der Erde verschmolz, was auf die Darstellung einer Landung schließen ließ, flammte an der Stelle, wo sich der Planet Phaeton befand, ein greller Blitz auf, als habe sich Magnesium entzündet. Der blendende Feuerschein er- losch sofort wieder, doch der Phaeton war aus dem Schema ver- schwunden. Auch sein Trabant war nicht mehr da. Über die Bahn des Planeten huschten winzige Funken. Dann erloschen auch sie, und gleich darauf zeichneten sich die Bahnen der Aste- roiden ab.
Melnikow und Wtorow stockte buchstäblich der Atem. So- eben hatte sich vor ihren Augen noch einmal jene Katastrophe abgespielt, die den fünften Planeten vernichtete, war das Ge- heimnis der Asteroiden im Sonnensystem gelüftet worden. Sie waren „Zeugen“ des tragischen Schicksals der Raumschiffbesat- zung geworden, die den Untergang ihres Heimatplaneten zwei- fellos mit angesehen hatte. Was war weiter mit ihr geschehen? Was war die Ursache der schrecklichen Katastrophe des Phae- ton?
Die Vorführung ging weiter. Der Punkt – das Raumschiff vom Phaeton – löste sich wieder von der Erde und steuerte auf eines der Bruchstücke des einstigen Planeten zu. Er umkreiste es, wandte sich dann dem zweiten und schließlich dem dritten zu. Ein stummes und doch so beredtes Bild! Die beiden Men- schen glaubten die Gesichter der Raumschiffbesatzung deutlich vor sich zu sehen, wie sie mit Tränen in den Augen auf die Überreste ihres Heimatplaneten und die Trümmer all dessen starrten, was sie beim Abflug zurückgelassen hatten.
Das Raumschiff der Phaetonen schoß auf die Venus zu und verschmolz mit ihr. Das Schema erlosch, und die beiden Men- schen hatten nur noch eine leere glatte „Plexiglasfläche“ vor sich.
Dann rollte das Ganze erneut in derselben Reihenfolge vor ihnen ab.
Diesmal vergaß Wtorow nicht, zu fotografieren. Er knipste Bild auf Bild und legte dann in fieberhafter Eile einen neuen Film ein. Jeden Augenblick konnte sich wieder irgend etwas ereignen.
Dieses Irgendetwas ließ nicht lange auf sich warten. Sie wuß- ten schon, was kommen würde, als die „Plexiglasfläche“ plötz- lich verschwand und in dem entstandenen leeren Raum das Ge- sicht eines Phaetonen auftauchte.
Es folgte ein Bericht über den Raumflug der letzten Über- lebenden des untergegangenen Planeten.
Nicht nur Melnikow, auch Wtorow, Fachmann auf dem Ge- biet der Fototechnik, vermochte hinterher nicht zu erklären, was technisch vor sich gegangen und wie dieser erstaunliche „Film“ aufgenommen und vorgeführt worden war.
Der „Film“ lief bei dem hellblauen Licht, das die Abteilung füllte, doch das beeinträchtigte die Erkennbarkeit des Bildes nicht. Er war plastisch und farbig. Es gab keine Leinwand. Eine Szene nach der anderen rollte, verblüffend real und wie echtes Leben wirkend, an jener Stelle ab, wo die „Plexiglasfläche“ ge- schwebt hatte.
Die Vorführung dauerte eine halbe Stunde. Wtorow machte so viele Aufnahmen, daß er fünfmal den Film wechseln mußte.
Der „Bericht“ war unzusammenhängend und auch nicht abge- schlossen. Am ehesten waren das ohne besonderen Plan gedrehte Filmfragmente, eine Art Reiseskizzen.
Hinterher äußerte Melnikow die Vermutung, die Phaetonen hätten wohl nicht von Anfang an beabsichtigt, diesen Film den Bewohnern anderer Planeten zu zeigen, sondern ihn zunächst für sich selbst aufgenommen. Erst später hätten sie sich ent- schlossen, ihn den Menschen der Zukunft als Vermächtnis zu hinterlassen.
Viele Dinge auf der Venus, aber auch auf der Arsena und dem Mars, die den Menschen rätselhaft und unbegreiflich er- schienen waren, erhielten jetzt endlich eine glaubwürdige Er- klärung.
Doch seltsam! In den Szenen des „Films“ tauchte kein ein- ziges Mal die Erde auf, obschon das Raumschiff sie doch, wie im Schema gezeigt worden war, besucht hatte. Keine einzige Aufnahme von irdischer Landschaft. Und, was noch schlimmer war, keine einzige Aufnahme vom fünften Planeten selbst. Nichts, was einen Eindruck von der Oberfläche des Phaeton und vom Leben seiner Bewohner hätte vermitteln können.
Das bewies, daß der „Film“ während des Raumflugs gedreht worden war, um nach der Rückkehr auf dem Phaeton gezeigt zu werden. Die Raumschiffbesatzung hatte also zurückzukehren
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